Hier hat niemand eindeutigst erklärt warum Biopsie nicht richtig sein kann.... wir haben die Frage angefochten und damit ist gut. Eindeutig ist hier aber nichts.
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Die S2k AWMF Leitlinie "Basalzellkarzinom der Haut" gibt auf Seite 4 EINDEUTIG die Empfehlung die Diagnose klinisch zu stellen und histologisch zu sichern. Es "kann" in bestimmten Fällen davon abgewichen werden. Btw. wenn mir eine Ärztin ohne gesicherte Diagnose mehrere Zentimeter Gesicht rausschneiden würde gäbe es ne fette Klage.
nochmal ein kleiner kommentar aus der praxis zu der thematik, unabhängig davon, ob die frage gelöst ist oder nicht.
wir behandlen relativ viele hauttumore im gesicht, gerade, wenn sie etwas größer werden und wir sehen zu, dass wir vor der vollständigen exzision nach möglichkeit IMMER eine histologie aus einer inzisionsbiopsie vorab haben.
das hat folgenden grund:
1) eine klinische verdachts diagnose ist nie so gut, wie ein histologischer befund, ganz egal von wem die diagnose kommt
2) es gibt mehr als genug basaliome, die klinisch nicht so eindeutig aussehen, wie im lehrbuch beschrieben oder in fotos für die stex prüfung (mit klassischem perlschnurartigem randsaum, zentraler ulzeration und teleangiektasien bei ausgedünnter epidermis...)
3) es gibt auch andere hauttumore, die ähnlich aussehen können, aber ggf. noch ein staging oder den gang über ein tumorboard nötig machen, bevor eine therapeutische entscheidung getroffen wird (plattenepithelkarzinom, amelanotisches melanom, etc) und besonders lustig wird es, wenn zu allem überfluss in der nähe des befundes noch ein palpabler lymphknoten existiert
4) nicht jedes loch ist leicht wieder zu verschließen und je nach lokalisation können auch kleine defekte können je nach patient sehr schwer zu decken sein, da will man sicher sein was man hat, ob man es tatsächlich ausschneiden muss oder ob es eine andere sinnvolle therapieoption gibt, etc
zusammengefasst: es gibt wenig patienten, bei denen es schadet eine biopsie zu nehmen, bevor man ein großes loch schlägt, aber viele patienten, denen es nutzt. bei definitiv primär durch hautnaht zu verschließenden defekten ist das irrelevant, aber spätestens wenn man potentiell größere defekte bekommt (ggf. mit daraus resultierender funktioneller problematik) oder das therapeutische prozedere entscheidend von der tumorentität abhängt, dann sollte man erst biopsieren.
Siehste, deshalb schrieb ich ja die ganze Zeit, dass in meinem Fachgebiet die Sache in aller Regel ohne Biopsie abläuft, wenn klar ist, dass der Befund rausmuss. Da wird eher exzidiert und je nach Histologie nachreseziert. Auch wenn ein primärer Wundverschluss durch simple Hautnaht nicht möglich erscheint. Sollten weiterführende Untersuchungen nötig sein, können die auch noch danach erfolgen.
Nun sind aber gerade Augenlider und die direkte Umgebung auch sehr dankbar, was solche Eingriffe und das Verschließen des Defekts angeht. Deswegen wird bei uns eben selten eine Biopsie vorab gemacht. Es sei denn, der Befund wäre wirklich sehr ausgedehnt (war hier ja nicht der Fall) oder so seltsam, dass man ihn nicht zuordnen kann (hier auch nicht der Fall).
Dennoch finde ich die Antworten zumindest nicht ganz so präzise, wie man sich wünschen würde.