Vorstellen man sich viel wenn der Tag lang ist. Selbst Praktika bringen einen da nur begrenzt weiter weil man eben immer nur einen Blick von außen hat und weder die volle Verantwortung trägt noch komplett selbstständig irgendwie Arbeit verrichtet und Entscheidungen treffen muss. Ich hatte ein großartiges Krankenhauspraktikum zu Schulzeiten und habe mich letzten Endes auf dieser Basis für ein Medizinstudium entschieden. Nur hat dieses Praktikum so gar nichts (mehr) mit dem zutun, was mich als Ärztin mal erwarten wird.
Ich bin jetzt im PJ und habe schon fast 10 Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet. Im Schichtdienst, mit sehr viel Patientenkontakt und eigenverantwortlichem Arbeiten. Ich kenne die guten wie die schlechten Seiten, habe viele Nächte durchgearbeitet, sehr viele Wochenenden auf der Arbeit verbracht, eine dreistellige Anzahl an Überstunden und z.B. dieses Jahr fast alle Feiertage gearbeitet.
Und dennoch kann ich dir nicht Gewissheit sagen ob ich dauerhaft als Ärztin arbeiten kann und will. Bisher hat mir das alles nicht ausgemacht, ich arbeite gerne nachts, mir fehlen die freien Wochenenden nicht und ich komme mit den Patienten klar. Aber keiner kann mir versprechen, dassdas so bleibt... Vielleicht liegt mir das ärztliche Arbeiten nicht, vielleicht komme ich mit dem Chef/den Kollegen nicht klar, vielleicht packe ich die 24-h-Dienste nicht und kriege nichts auf die die Reihe wenn ich nach einem Nachtdienst nicht einfach alles fallen lassen und heimgehen kann sondern erst noch Frühbesprechung und Visite machen muss
Vielleicht will ich in 5 Jahren alles hinschmeißen und bereue meine Berufswahl. Vielleicht finde ich meinen Job aber auch in 20 Jahre noch super. Mir hat der Schichtdienst in den letzten 10 Jahre gar nichts ausgemacht. Vielleicht bleibt das so, vielleicht auch nicht.
Wie soll man da als 19-Jähriger Abiturient auf Basis von ein paar Praktika entscheiden ob man das sein restliches Leben machen kann und will? Kann man aber auch in keinem Job. Man muss es halt versuchen und schauen ob es passt.
Wenn natürlich von Anfang an mehr dagegen als dafür spricht sollte man schon überlegen ob man genau den Weg gehen will. Aber man sollte sich eine Sache, die man gerne machen will und gut findet, nicht von frustrierten Ärzten schlecht reden lassen, die der Meinung sind, dass alle scheiße finden müssen, was sie scheiße finden.