Wow, mit so vielen Antworten in so kurzer Zeit habe ich wirklich nicht gerechnet.
Ich danke euch für eure Offenheit und eure Erfahrungen. Es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass da draußen noch Menschen sind, denen es auch so geht bzw. ging, und die es trotzdem gemacht haben, und die Welt ist nicht untergegangen.
Ich versuche meinem Freund auch schon die ganze Zeit klar zu machen, dass so etwas durchaus möglich ist, aber er sagt, ich hätte da eine rosa Brille auf und ich sähe das nicht realistisch, als Arzt werde man verheizt und Punkt. Wenn es nach ihm geht, soll ich irgendetwas machen, Hauptsache geregelte Arbeitszeit, keine WE oder Feiertage oder Nachtdienste.
Wisst ihr, ich arbeite gerne im Krankenhaus. Klar gibt es Tage, an denen mich alles ankotzt, an denen es schwierig ist oder alles schief läuft. Und ja, ich sehe auch täglich, wie es den Assistenzärzten geht und wie viel Verantwortung und Stress sie haben... Aber im Großen und Ganzen liebe ich meine Arbeit, ich interessiere mich wahnsinnig für Medizin und ich kann mir nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu tun.
In meiner Jugend hatte ich schwierige Jahre und viele Probleme, war oft krank, in Kliniken, und hab deswegen auch einen großen Teil der Oberstufe verpasst (deswegen hab ich auch keine bessere DN hinbekommen) Vor meinem ersten FSJ sagten alle "Das packst du nie, du bist gar nicht belastbar genug, du machst das nicht länger als einige Wochen." Das selbe sagten sie auch nach dem FSJ, vor meiner Ausbildung. Ich hab als Jahrgangsbeste mein Examen gemacht und sofort eine unbefristete Stelle auf der ITS bekommen, weil ich da schon meine ganze Ausbildung lang hinwollte, etwas anderes kam nicht in Frage für mich.
2014, ich war noch in der Ausbildung, hatte ich wg. privater Gründe eine große Krise, Depression und eine Essstörung haben mich überrollt. Ich wog noch 39 kg und hatte einen Klinikplatz, aber ich sagte mir "Wenn ich mich jetzt fallen lasse, war das alles umsonst". Ich wollte auf keinen Fall meine Ausbildung abbrechen und meine Arbeit aufgeben, und ich hab gekämpft. Die Arbeit und die Aussicht, irgendwann endlich diesen Studienplatz zu bekommen, haben mich durchhalten lassen und ich hab es ohne Klinik geschafft.
Es geht mir also nicht darum, große Karriere zu machen, mich interessieren keine Chefetagen, es geht mir auch nicht ums Prestige. Ärztin zu werden, das ist mein Plan, den hab ich in mir und der hat mich die letzten Jahre so einiges durchstehen lassen. Ohne diesen Plan wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.
Aber das versteht er nicht, er geht da zu pragmatisch ran. Und wieder höre ich "Das ist nichts für dich, das schaffst du nicht", schon wieder... Dabei liebe ich ihn wirklich, und wenn es umgekehrt wäre, würde ich alles versuchen, damit er seine Träume verwirklichen kann. Ist das wirklich zu viel verlangt?
Das klingt alles so kitschig, aber ich hoffe ihr versteht, was mir die Aussicht auf dieses Studium bedeutet :-/