Hier haben Leute geantwortet, die selbst Medizin studieren bzw. das Medizinstudium bereits abgeschlossen haben. Die etliche Medizinstudenten und Ärzte persönlich kennen und deren Informationen aus erster Hand kommen. Im Internet kotzen sich gewöhnlich Leute aus, die aus irgendeinem Grund frustriert sind. Kaum einer schreibt einen Bericht im Internet, wie gut ihm etwas gefallen hat oder wie viel Spaß ihm etwas macht. Deshalb ist das Internet voll von negativen Berichten. Die Leute neigen eben dazu, sich hauptsächlich dann mitzuteilen wenn ihnen etwas nicht passt. Egal ob es um Urlaub, Online-Shopping oder das Medizinstudium geht. Es wird keiner gezwungen, ein Medizinstudium zu beginnen und jeder hat das Recht, sich gegen Medizin und für etwas anderes zu entscheiden. Gründe gegen ein Medizinstudium gibt es viele und wenn du für deinen Geschmack in diesem Studium zu viel Zeug auswendig lernen muss und zu wenig Kohle scheffeln kannst, dann ist es wohl der falsche Weg für dich.
Aber es sind eben keine guten Argumente, wenn man sinnvoll darlegen will, dass ein Medizinstudium keine gute Wahl ist. Weil sie eben so in dieser Form nicht richtig sind.
Hast du dir mal die Durchfallquoten vom Examen angeschaut? Die sind verschwindend gering. Selbst der Anteil der Medizinstudenten, der mehr als einen Versuch fürs Examen braucht, ist minimal. Der Anteil von Studenten, die nach 3 gescheiterten Examensversuchen zwangsexmatrikuliert werden, ist noch geringer. Und selbst im berüchtigten Physikum sind die Durchfallquoten ziemlich überschaubar. In kaum einem anderen Studiengang sind die Abbrecherquoten so niedrig. Und was heißt hier eigentlich gedemütigt? Es ist jeder für seinen Prüfungserfolg selbst verantwortlich und tausenden Medizinstudenten beweisen Jahr für Jahr, dass die Staatsexamina absolut machbar sind. Es gibt kaum ein Fach, in dem es so eine vereinheitlichte Prüfung gibt und wo so viele hevorragend ausgearbeitete, für jeden bezahlbare (und für den Großteil der Stundenten sogar kostenlose) Prüfungsvorbereitungen gibt. Wer daran mehrfach scheitert, sollte den Fehler primär bei sich und nicht beim System suchen.
Ich kenne auch Lehramt-Studenten, die sich aufgrund eines Burnouts psychiartrisch behandelt lassen haben. Von den Juristen will ich erst gar nicht anfangen. Und die Spitzengehälter kriegen auch nur die BWL - Absolventen, die über Jahre absolute Spitzenleistungen und überdurchschnittlich viel Einsatz gebracht haben.
Ist das so? Es bekommt also jeder, der ein Bachelor-Studium anfängt, irgendwann einen Abschluss? Woher kommen denn all die Leute, die nach Jahren des rumstudierens mit Ende 20 die letzte Prüfungen vor Beginn der Bachelorarbeit dann doch noch verkacken und plötzlich mit Ende 20 mit leere Händen dastehen? Ich habe mehrere Leute im meinen Umfeld, die nach jahrelangem Studieren im Drittversuch in einer scheiß Mathe- oder Statistikprüfung gescheitert sind, die für ihr Studiumfach nicht mal wirklich relevant ist sondern irgendein olles Grundlagenmodul, das sie seit dem ersten Semester vor sich herschieben. Das Germanistikstudium einer Bekannten wäre fast am Latinum gescheitert. All diese Leute stehen auch mit leere Händen da. Oder was ist mit all den Juristen, die sich jahrelang dumm und dämlich lernen um dann dreimal durchs Examen zu rauschen?Klar kann das auch in anderen Fächern passieren. Aber nach 5 Jahren hat man dann wenigstens einen Bachelor in der Hand, mit dem man sich bewerben kann! Im Medizinstudium gehen 6 Jahre einfach so verloren und man muss sich im Ausland neu bewerben! Das nenne ich eine große Demütigung! Vor allem für die überwiegenden Studenten, die nicht direkt nach dem Abi anfangen konnten.
Jo, Physik und Chemie belästigt einen vielleicht 1-2 Semester und spielt sich auf absolut basalem Niveau ab. Finden viele ätzend, fand ich auch nicht geil. Genauso wie Lehramtsstudenten oder Psychologiestudenten sich durch Statistik quälen und Ingineure sich durch unzählige Mathematikübungsblätter arbeiter müssen. Und was ist schon interlektuell anspruchsvoll? Nicht jeder will stundenlang an irgendwelchen absurden mathematischen Problemen knobeln oder über den Kantschen Imperativ diskutieren. Das das Medizinstudium eher faktenorientiert ist, ist ja jetzt aber auch keine Neuigkeit.Nein, es ist ganz und gar nicht von den Fingern gesaugt, was ich euch erzähle. Es gibt zahlreiche Studenten, die sich darüber beschweren, wie wenig intelektuell fordernd das Medizinstudium ist. Das man in den Prüfungen nicht mal eine Formelsammlung benutzen kann und deswegen alle Formeln in Physik und Chemie auswendig können muss.
Auch in den Großstädten bekommt man problemlos Stellen. Überall wo ich bisher Famulatur oder PJ gemacht habe, hat man mir quasi den roten Teppich ausgerollt, hätte mich am liebsten gestern schon eingstellt. Sogar in der Uniklinik. Und ich bin definitiv kein Hochleistungssuperstudent mit Spitzenexamen. Ich hab nichtmal eine Doktorarbeit vorzuweisen.Und es gibt genug Threads, in denen sich Assistenzärzte über die nicht zumutbare Belastung, geringfügig bezahlte Dienste und geringen Brutto Lohn aufregen. Ärztemangel? Es gibt quantitativ gesehen keinen Ärztemangel. Es gibt sehr, sehr viele Ärzte. Auf dem Land sind die Bedingungen nun mal viel schlechter als in Großstädten, weshalb die meisten Ärzte in die Stadt gehen. Das macht es auch nicht zum Selbstläufer, eine Stelle zu finden und in Zukunft wird sich das bestimmt nicht bessern, schließlich kommen auch ausländische Bewerber hinzu!
Ja, die Arbeitsbelastung ist manchmal unzumutbar und manches Krankenhaus hat offensichtlich noch nie vom Arbeitszeitgesetz gehört. Aber das muss sich keiner gefallen lassen. Es gibt genug Stellen, an denen es moderater zugeht. Auch hier ist jeder seines Glückes Schmied. Und zur Bezahlung will ich gar nicht viel sagen... nur, dass es im Vergleich zu dem, was ich in meinem alten Beruf verdienst haben und dem, was sämtliche Leute in meiner Familie verdienen, ein riesiger Haufen Geld ist. Von meinem Einstiegsgehalt kann meiner Schwester (die ihr geistenswissenschaftliches Studium mit Bestnoten abgeschlossen hat und bei einem Top-Arbeitgeber ihrer Branche arbeitet) nur träumen. Das wird sie in 10 Jahren noch nicht gezahlt bekommen.
Jo, ich kenne jemanden, der mit 19 seine erste Millionen verdienst hat indem er auf dem Fußballplatz einem Ball hinterhergerannt ist. Es gibt da draußen auch Studienabbrecher, die mehrfache Millionäre waren bevor sie 30 wurden. Aber das sind eben glückliche Einzelfälle und sicher kein Maßstab. Auf jeden BWL Absolventen, der bergeweise Kohle scheffelt, komme etliche BWL Absolventen, die in irgendwelchen Sachbearbeiterjob versauern. Und nicht jedem Ingineur wird in der Entwicklungsabteilung von BMW oder Lufthansa der rote Teppich ausgrollt. Sicher nagen diese Berufsgruppen nicht am Hungertuch aber die Spitzengehälter teilen sich eben nur wenigen Spitzeleute.Ich kenne direkt einen IT-Spezialisten, der mit 24 Jahren schon so viel im Monat verdient, wie ein Facharzt. Also soll mir jemand sagen, Ärzte verdienen am meisten. In den anderen Wirtschaftszweigen hat man viel mehr Freiraum und kann viel mehr selbst bestimmen, die Selbstständigkeit ist leichter und man muss im Schnitt weit weniger arbeiten.