Hinzukommt die fatale Ökonomisierung in der deutschen Klinikmedizin. Klar es gibt die auch in anderen Fächern: Mehr Koronarangiographien oder Hüft-TEP als nötig wegen der Abrechnung, oder der Patient muss 24h stationär aufgenommen sein wegen der Abrechnung, aber gerade am Ende des Lebens kann man von einer Art "Leichenflederei" reden. Bei Knochenmarkstransplantationen gibt es eine Abrechnungsregel, dass der Patient 100 Tage überleben muss. Das führt, wenn es leider nicht funktioniert, dazu, dass die Patienten um jeden Preis 100 Tage, egal wie, leben.
Und auch große bettenführende Strahlentherapien reihen sich da ein. Die Station ist leer und es wird alles übernommen, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Eine Strahlentherapiestation ist nicht primär als Hospiz gedacht. Trotzdem wird man damit bei "leerer Station" mit diesem "Teilzustand" konfrontiert in seiner Ausbildung.
Jemand hat mal gesagt: "Man muss aufpassen, dass man als Strahlentherapie nicht zum Mülleimer der Klinik wird"
Na gut, dann hat man das nach seiner Ausbildung hinter sich und dann erlebt man das ganze nur noch im ambulanten Bereich. Viel Leid und Elend, unschöne Situationen, schlechte Nachrichten dauernd überbringen, wird man dort auch haben.
Man wird immer mit hauptsächlich vielen älteren und sehr kranken Patienten zu tun haben. Aus folgenden Grund: Viele sind nicht fit genug für die OP oder die Erkrankung ist schon weiter fortgeschritten, so dass eine OP nicht möglich ist. Oder man geht davon aus, dass die Spätfolgen der Strahlentherapie vom Patient nicht erlebt werden.
Auf der anderen Seite kann man inoperablen Patienten helfen und organerhaltend (z.B. Blase oder Kehlkopf) behandeln. Gerade bei Prostata- oder Mamma-CA, kann die Lebenserwartung oft 5-10 Jahre + X sein trotz Metastasierung und man kann immer im kleinen-lokal helfen.
Zuletzt gibt es die (politisch gewollte) Entwicklung mit den vielen "kleinen Einrichtungen". Die Beschleuniger sind bekanntermaßen nicht gerade günstig. Man brauch Fach-Personal und noch ein CT zum planen. Während in den anderen europäischen Ländern 4-6 Linearbeschleuniger an einem Ort mit großen Zentrum stehen. Gibt es hier sehr viele kleine wohnortnahe Zentren, oft nur mit einem Gerät, das auch mal ziemlich angestaubt sein kann. Denn früher (so bis 2009-2010) waren viele Gebiete frei und man bekam nach Antrag einfach so für nix einen Kassensitz der KV, der jetzt hundertausende bis Mio wert ist.
Wie auch in der Radiologie dürfte es in Europa eine sehr hohe Anzahl an Geräten pro Einwohner sein. Dass das nicht so ganz sinnvoll ist, ist ein anderes Thema.
Es stellt sich die Frage, ob die Politik das so einfach weiterfinanzieren wird. Zuletzt hat es die Homöopathie Lobby geschafft, dass ihr wertloser Krempel weiter durch die Krankenkassen finanziert wird als GKV Leistung. Es wird alles so bleiben.