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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Diamanten Mitglied
    Registriert seit
    31.08.2018
    Beiträge
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    Hallo liebe Forengemeinde,

    ich habe vor einiger Zeit eine neue Stelle als Assistenzarzt in der Psychiatrie angetreten. Es handelt sich dabei nicht um mein erste Stelle, wohl aber um die erste Stelle in der Psychiatrie. Ich komme eigentlich aus einem somatischen Fach. Ich habe also schon Klinikerfahrung, aber eben nicht in der Psych.

    Ich muss gestehen, dass ich etwas Eingewöhnungsprobleme habe...es wird doch vieles anders gemacht, als ich es gewohnt bin.
    Besonders ungewohnt ist der Umgang mit der Vertretung von Kollegen, die aus dem Nachtdienst kommen: es gibt keine.
    Heißt: wenn mein Kollege der mit mir auf Station eingeteilt ist Nachdienst hat, mache ich die Stationsarbeit am nächsten Tag alleine und betreue seine Patienten zusätzlich zu meinen. Therapeutische Gespräche finden dann natürlich nicht statt.
    Dasselbe gilt auch, wenn einer von uns Urlaub hat. Dann muss der andere ihn vertreten.

    Ich finde es relativ schwierig alle Patienten der Station somatisch im Blick zu behalten, zumal die alle, entgegen etwaiger Klischees, nicht gerade somatisch gesund sind. Außerdem kenne ich die Vorgeschichte der Patienten meiner Kollegen gar nicht richtig, da die Übergabe immer relativ spartanisch ausfällt. Im Zweifel muss ich also alles mühsam nachrecherchieren. Leider kommt die Situation, dass vertreten werden muss, relativ häufig vor, gefühlt einmal die Woche, von längeren Urlauben ganz zu schweigen.

    Ich kenne das aus den Kliniken, in denen ich bisher gearbeitet (alle somatisch) so nicht. Bei uns gab es immer einen "Springer", der diejenigen vertreten hat, die im Dienstfrei waren. Auch bei längeren Urlauben gab es eine Vertretung.

    Ich muss sagen, ich finde das System so wie es in der neuen Klinik ist nicht gut. Ich habe viel Stress, dadurch, dass ich alle Patienten betreuen muss. Gleichzeitig finde ich, dass die Versorgung der Patienten sehr darunter leidet. Die Patienten meines Kollegen erhalten gar keine therapeutischen Gespräche, da ich sie nicht kenne und auch keine "therapeutische Beziehung" zu ihnen habe, und auch meine Patienten erhalten nur noch eingeschränkt Gesprächstherapie, da mir schlicht die Zeit fehlt.

    Wie gesagt: Ich kenne das so nicht. Im Moment jedenfalls wundern mich die langen Liegezeiten in der Psychiatrie nicht mehr. Aber vielleicht hatte ich bisher mit meinen Arbeitgebern ja auch einfach nur Glück...Jedenfalls habe ich keine Psychiatrieerfahrung.

    Daher wollte ich die Psychiatrieerfahrenen unter euch fragen, ob das für eine Psychiatrie "normal" ist? Wie läuft das in eurer Klinik? Gerne dürfen sich auch Kollegen aus anderen, somatischen Disziplinen beteiligen....vielleicht war es ja nur bei mir so, dass wir immer einen Springer zur Vertretung hatten?

    Ich jedenfalls bin mit der Situation im Moment ziemlich unzufrieden (das allerdings nicht nur wegen des Dienstsystems, es gibt auch noch andere Sachen, die mich an meinem neuen Arbeitsplatz stören).

    Auf eure Erfahrungen jedenfalls wäre ich gespannt.

    LG
    Nefazodon

    P.S. Ich bin neu hier und das ist mein erster Beitrag. Ich hoffe der wird richtig angezeigt. Sollte irgendetwas falsch sein, bitte ich um Entschuldigung. Dann bitte Info an mich und Korrektur.



  2. #2
    Registrierter Benutzer
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    Hallo Nefazodon,

    was du beschreibst, kenne ich auch so aus mehreren psych. Kliniken. Aus gemeinsamen Teambesprechungen der Station sollte man ja die Geschichte anderer Patienten wenigstens grob kennen. Das wäre bei einem Springer nicht so, zumal der ja auch die stationsüblichen Abläufe nicht kennen würde.
    Dass es viel zu wenige Ärzte in den Psych-Fächern gibt und damit immer mehr (gerade auch somatische Arbeit) hängenbleibt, die die substituierenden Psychologen nicht leisten können, ist ja nichts Neues.
    In der Akutpsychosomatik sieht es etwas besser aus, da hat man weniger Pat. zu betreuen und kann sich tatsächlich mehr der Psychotherapie widmen, aber auch dort Betreuung fremder Pat. im Urlaubsfall.



  3. #3
    The Dark Enemy Avatar von morgoth
    Registriert seit
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    Was heisst denn, dass du die Patienten deines nachtdienstfreien Kollegen betreuen musst?
    Die sind auf Station, und kommen doch da zurecht, müssen sie ja auch am Feierabend, am Wochenende, am Feiertag ...
    Du sagst ja selbst, dass viele Langlieger dabei sind; natürlich ist es mühsam und zeitraubend sich da in die Krankengeschichte einzulesen, aber musst du das überhaupt jedes Mal, nur um deine 8 h-Schicht zu beenden?
    Wenn dem Kollegen wirklich etwas wichtig ist, kann er es ja schon im Voraus anordnen: Beginn Mirtazapin, nach 3 Tagen Erhöhung oder Kontrolle Labor oder er macht dir eine Übergabe für die wirklich an dem Tag zu erledigenden Dinge.
    Es kann natürlich sein, dass das Problem weniger am Dienstfrei liegt, sondern am Kollegen selbst. Man nimmt ja auch nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zu, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten Wenn er Montags bis Donnerstags nur das allernötigste macht, und dann Dienst, dann hast du u.U. am Freitag viel zu tun... Das ist aus der Ferne aber schwer zu beurteilen.
    Ich denke, du solltest dich einfach mal in das andere System der Psychiatrie hineinfinden; natürlich solltest du dir nicht unbedingt an einem dienstfreien Tag deines Kollegen von 8-17 nur eng getaktete Einzelgespräche einplanen.



  4. #4
    Diamanten Mitglied Avatar von Colourful
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    5.586
    Morgoth, danke. Genau so ist es. Wir kümmern uns dann auch nur notfallmäßig um die Patienten der anderen, wenn der nur im Nachtdienstfrei ist. Und klar, natürlich plane ich da jetzt nicht mehrere aufwändige Gespräche, da ich ja dann allein auch noch alle Aufnahmen machen muss. Und die Pflege kann ja auch mit den Patienten sprechen und wenn die gut sind, dann können die auch selektieren, wer dann heute einen Arzt sprechen muss, oder wer auch bis Morgen warten kann.



  5. #5
    Diamanten Mitglied
    Registriert seit
    31.08.2018
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    Vielen Dank für eure Antworten.

    Ja, ich denke auch, dass ich erstmal noch in das neue System hineinfinden muss....
    allerdings finde ich es schon ein bisschen widersprüchlich: einerseits wird mir gesagt dass die Psychotherapie zusätzlich zur Pharmakotherapie wichtig ist und jeder Pat. mehrmals gesprochen werden sollte, andererseits scheint das in der Urlaubszeit dann doch nicht so wichtig zu sein um für adäquaten Ersatz zu sorgen....

    Insgesamt aber ist ein Teil des Problems sicherlich auch noch, dass ich gar nicht richtig weiß, wie ich in den Gesprächen überhaupt vorgehen soll...dadurch bin ich auch sicherlich nicht so effektiv und abgeklärt, wie man sein könnte. Es ist im Moment ziemlich mühsam, sich das alles anzueignen. Und kostet natürlich nochmal extra Zeit.

    Mir graut es schon vor dem Urlaub meines Kollegen...



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