Ich bin zwar Ex-Oldie, melde mich hier aber trotzdem mit einer differenziert-positiven Sicht.
Zur Zeit hat eine andere Abteilung im Haus einen ganz frischen Assi. Der ist 50. Also noch viel älter als ich damals. Ja, das kann man kritisch sehen. Vor allem für den Mann selbst, aber das ist ja letztlich eine individuelle Entscheidung. Man kann es auch gesellschaftlich-ökonomisch kritisch sehen, aber hier würde ich allen wünschen mal in der Jetztzeit anzukommen.
Wir werden alle kaum mit paarundsechzig in eine schöne Rente abtreten. Eher werden die Leute an die 70 sein, und viele Ärzte machen dann eh noch weiter, in dem Umfang der ihnen passt und erlaubt ist. Nehmen wir also mein Beispiel von weiter oben: ja, der ist erst mit knapp 50 approbiert, hat aber auch real betrachtet noch 20 Jahre Arbeit vor sich, das ist gut eine halbe Norm-Anwartschaft auf die alte Rentenregelung mit der immer fälschlicherweise argumentiert wird. Und es sind auch nicht die einzigen Jahre, da bei den meisten so alten Assis ein berufliches Vorleben im zweistelligen Bereich vorliegt.
Im Gegenzug hat nie jemand ein Problem mit Leuten die nach 20 Jahren Pharmaconsulting in den Luxus-Ruhestand gehen (ok, polemisches Beispiel), solange sie nur brav 20 waren bei Studienbeginn?
Meine Meinung ist, die Berufs- und Rentenrealität heute verlangt Leuten längere und variiertere Berufsbiographien geradezu ab, und man sollte sich mindestens ehrlich machen wenn man dann aber sagen will: nee, das und das und dies darfst Du nicht mehr, denn Du hast ja lieber erstmal mit was anderem 15 Jahre Steuern gezahlt. Ich sehe ein dass ein Studienanfänger mit 55 ein Verlustgeschäft ist, aber ein Approbationszeitpunkt bis in die 50er liefert immer noch eine brauchbare Anzahl von Berufsjahren an die Gesellschaft zurück.
Bleibt also wiederum die Frage was man sich selbst noch zutraut. Da geht es dann aber eher um Realismus was Lernbereitschaft, Karriereerwartungen, Arbeitgeber, Fach usw. angeht.