teaser bild
Seite 3 von 3 ErsteErste 123
Ergebnis 11 bis 15 von 15
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #11
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    21.08.2007
    Ort
    Göttingen
    Beiträge
    776
    Geht am eigentlich Thema des Threads vorbei, aber mir ist noch diese Aussage von Sebastian1 aufgefallen:

    Zitat Zitat von Sebastian1 Beitrag anzeigen
    Was die Kliniken betrifft: Ich glaube, da erleben wir einen echten Wandel, da sich die Familien- und Arbeitsmodelle zum einen sehr gewandelt haben im Vergleich zu früheren Generationen, zum anderen der Markt einer ist, in dem sich die Arbeitnehmer (allerspätestens!) mit Facharzttitel ihre Stelle bald aussuchen können und auch nicht mehr durch Logbuch, Rotationen etc auf "Good Will" des AG angewiesen sind
    Nicht mehr durch Logbuch und Rotationen auf Good Will des AG angewiesen? Zumindest meine Erfahrung ist eine andere (mindestens vor der FA-Prüfung), und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sich das ändern soll. Aus meiner Sicht fußt doch das gesamte Krankenversorgungs-System darauf, dass die Weiterbildungsassistenten auf den Good Will des Arbeitgebers angewiesen sind. Ich rechne eher damit, dass sich dieses Ausgeliefertsein durch die Überarbeitung der Muster-WBO sowie die zunehmend elektronische Dokumentation direkt aus Kliniksystemen heraus (die pauschale Bescheinigungen erschwert) eher erhöht. Gerade die Weiterbildung, der Anspruch (an sich selbst), etwas zu lernen, sind doch *die* Knackpunkte, weswegen das System weiter so funktioniert trotz angeblichem "Ärztemangel".

    Was die Schwierigkeiten der Dienstbesetzung angeht: Aus Gesprächen mit ehemaligen Komilitonen sowie aus den bei mir auflaufenden Dienstangeboten habe ich den Eindruck, dass der aktuelle Notarztmangel sich auf Schleswig-Holstein und den Norden Niedersachsens und Westfalens beschränkt und sich nur dort mit steigenden Stundenlöhne auswirkt. In Süd-Niedersachsen sowie im Bereich der Ärztekammer Nordrhein, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern sind aus meiner Sicht allenfalls punktuell nicht besetzte Dienste zu finden, die auch fast immer nicht besonders gut bezahlt werden (30-37 Euro).

    Ich glaube auch, dass diejenigen, die freiberuflich ausschließlich NEF gefahren sind, mehr Dienste abgedeckt haben als man so gemeinhin dachte und das Problem nun herbeigeführt haben. Wundert mich dann nur in dem Zusammenhang, dass der akute Mangel eher regional begrenzt zu sein scheint. Eine Wache im südlichen NRW, die ich nicht mal so sonderlich attraktiv finde, schafft es weiterhin, ihre Dienste für 30 Euro/h mit nur geringen Lücken zu besetzen. Die Lücken gehen dann für 35 Euro an die Notarztbörse und werden dadurch auch besetzt. In SH sind dagegen 40 Euro und aufwärts zur Zeit gang und gäbe, auch außerhalb der Ferien.



  2. #12
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
    Registriert seit
    24.01.2009
    Semester:
    Bauschamane
    Beiträge
    16.362
    In der Stadt in der ich wohne, ist Notarztmangel komplett unbekannt. Da gibt es genug große Kliniken und deren Anästhesisten besetzen die NEFs. Da kommt man auch als Externer nicht rein. Das spült noch ein wenig Notärzte in die umliegenden Landkreise, aber dann ist auch schnell Ende.
    Die kleinen Krankenhäuser aufm Land sind schlichtweg zu schlecht besetzt, als dass sie durchgängig das NEF besetzen können.

    Mein Notarztverein hatte einen guten Stamm an Notärzten die sehr viel gefahren sind. Oder von weit her angereist sind für eine Dienstwoche. Die sind natürlich haftungsrechtlich problematisch aber an den Dornröschenwachen mit 1-2 Einsätzen in 24h hat keiner dran gerührt. Der Personalpool ist inzwischen weitgehend zerstört.
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



  3. #13
    Kognitive Sollbruchstelle Avatar von Sebastian1
    Registriert seit
    04.04.2002
    Semester:
    OA
    Beiträge
    10.912
    Zitat Zitat von Pflaume Beitrag anzeigen
    Nicht mehr durch Logbuch und Rotationen auf Good Will des AG angewiesen? Zumindest meine Erfahrung ist eine andere (mindestens vor der FA-Prüfung), und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sich das ändern soll. Aus meiner Sicht fußt doch das gesamte Krankenversorgungs-System darauf, dass die Weiterbildungsassistenten auf den Good Will des Arbeitgebers angewiesen sind. Ich rechne eher damit, dass sich dieses Ausgeliefertsein durch die Überarbeitung der Muster-WBO sowie die zunehmend elektronische Dokumentation direkt aus Kliniksystemen heraus (die pauschale Bescheinigungen erschwert) eher erhöht. Gerade die Weiterbildung, der Anspruch (an sich selbst), etwas zu lernen, sind doch *die* Knackpunkte, weswegen das System weiter so funktioniert trotz angeblichem "Ärztemangel".
    Wer sich das heute noch gefallen lässt bei der Stellensituationen (zumindest in den Breitenfächern) - da gibt's schon Alternativen. Abgesehen davon, dass es seit jeher die Pflicht der Weiterbilder war, die WB auch zu ermöglichen. Aber auch Assistenzärzte müssen mal verstehen, dass sie begehrte Arbeitskräfte sind und sich nicht von allen und jedem für dumm verkaufen lassen. Und wie gesagt: irgendwann ist man auch Facharzt und braucht keine Rotationen und Unterschriften mehr. Dann orientiert man sich in der Regel eher dahin, wo man hin will - Subspezialisierung, Stellenreduktion, OA-Stelle, alles zusammen, was auch immer. Und wenn qualifiziertes Personal schwer zu finden ist, ist es eher unklug, auf das vorhandene durch irgendwelche Schikanen Druck auszuüben. Da funktionieren Zuckerbrot und vernünftige Konzepte besser...
    (und bevor das jemand falsch versteht: Das setzt natürlich auch eine vernünftige Einstellung und Arbeit des einzelnen Arztes voraus; ich rede hier nicht von lauen Lenz auf Klinikkosten machen...)



  4. #14
    Registrierter Benutzer Avatar von SineNomine
    Registriert seit
    19.11.2010
    Semester:
    durch
    Beiträge
    404
    Zitat Zitat von Sebastian1 Beitrag anzeigen
    Was die Kliniken betrifft: Ich glaube, da erleben wir einen echten Wandel, da sich die Familien- und Arbeitsmodelle zum einen sehr gewandelt haben im Vergleich zu früheren Generationen, zum anderen der Markt einer ist, in dem sich die Arbeitnehmer (allerspätestens!) mit Facharzttitel ihre Stelle bald aussuchen können und auch nicht mehr durch Logbuch, Rotationen etc auf "Good Will" des AG angewiesen sind. Das haben nur noch nicht alle verstanden, dass man in Zukunft wirklich attraktive Bedingungen bieten muss (und das nicht nur auf dem Papier), damit man Fachkräfte bekommt. Ob das Spektrum, Geld, Dienstmodelle, Freizeit und Familie, Kinderbetreuung, Fortbildung oder was auch immer sind, mag differieren. Aber ich glaube, dass diejenigen, die das nicht sehr bald verstehen, ziemlich übel auf die Schnauze fallen werden...
    Auch ich glaube da an keinen Wandel, die Gemengenlage ist einfach denkbar ungünstig.

    - Ein Angebotsmangel herrscht nicht, da man durch EU-Anerkennung und einfachen Zugang für Drittstaatenabschlüsse über einen ausreichenden Pool verfügt. Und in einigen dieser besagten Staaten sind die Arbeitsbedingungen schlechter und damit Ärzte auch wechselwillig.

    - Durch DRG bekommt die Klinik ja nur einen Fixbetrag für den jeweiligen Eingriff / das jeweilige Krankheitsbild, primär unabhängig von der fachlichen oder sprachlichen Kompetenz des Arztes oder dem freundlichen Auftreten des Pflegepersonals. Letztlich fehlt ein Qulitätsanreiz und wenn ich in Qualität investiere, schmälere ich sogar uU das Betriebsergebnis.

    - Denke, es wird unter gegebenen Umständen eher von Arbeitsgebersuche Klagen über den [seöbstverschuldeten] Ärztemangel geben verbunden mit der Forderung nach mehr Studienplätzen und der weiteren Vereinfachung der Anwerbung von Ärzten aus Drittstaaten. Mit vergrößertem Angebot muss man dann auch keine verbesserten Arbeitsbedingungen offerieren..



  5. #15
    Administrator Avatar von Brutus
    Registriert seit
    17.01.2011
    Ort
    Bochum
    Semester:
    Facharzt
    Beiträge
    10.148
    Zitat Zitat von SineNomine Beitrag anzeigen
    Auch ich glaube da an keinen Wandel, die Gemengenlage ist einfach denkbar ungünstig.
    Doch, ich glaube schon, dass sich da etwas grundlegend ändern wird.

    - Ein Angebotsmangel herrscht nicht, da man durch EU-Anerkennung und einfachen Zugang für Drittstaatenabschlüsse über einen ausreichenden Pool verfügt. Und in einigen dieser besagten Staaten sind die Arbeitsbedingungen schlechter und damit Ärzte auch wechselwillig.
    Ich würde es vielleicht nicht allgemein Angebotsmangel nennen. Aber ein Angebotsmangel an qualifiziertem Personal. Erst vor Kurzem wieder erlebt. Auf dem Papier wirklich gut ausgebildeter Kollege, dabei blutjung. Da fragt man sich schon, wie das geht. Und wenn man dann bei der Probearbeit sieht, was da an Wissen, praktischen Fähigkeiten und Erfahrung da ist, dann weiß man es auch: nicht viel!
    Und das haben viele Kliniken mittlerweile auch gemerkt. Bewerbung, die über die Vermittler kommen, und wo nicht eine Klinik als Referenzklinik im Lebenslauf steht, werden direkt entsorgt. Und der Rest wird angesehen und erst mal zur Hospitation / Probearbeiten eingeladen. Und dann wird genau geguckt...

    - Durch DRG bekommt die Klinik ja nur einen Fixbetrag für den jeweiligen Eingriff / das jeweilige Krankheitsbild, primär unabhängig von der fachlichen oder sprachlichen Kompetenz des Arztes oder dem freundlichen Auftreten des Pflegepersonals. Letztlich fehlt ein Qulitätsanreiz und wenn ich in Qualität investiere, schmälere ich sogar uU das Betriebsergebnis.
    Jain. Wenn ich nur noch in Quantität investiere, und alles einstelle, was den Weg zum Haupteingang gefunden hat, dann geht das Betriebsergebnis auch den Bach runter. Denn wenn die Patienten nicht mehr verstehen, was mit ihnen gemacht werden soll, die Niedergelassenen keinen Brief mehr bekommen oder ihn nicht lesen können, dann bleiben die Patienten aus. Und wenn Fehler passieren, dann steigt die Haftpflicht...

    - Denke, es wird unter gegebenen Umständen eher von Arbeitgeberseite Klagen über den [selbstverschuldeten] Ärztemangel geben verbunden mit der Forderung nach mehr Studienplätzen und der weiteren Vereinfachung der Anwerbung von Ärzten aus Drittstaaten. Mit vergrößertem Angebot muss man dann auch keine verbesserten Arbeitsbedingungen offerieren..
    Ich befürchte, dass Du da Recht hast. Anstatt dass man versucht, die AN, die man hat, bei Laune zu halten und die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsumfeld zu verbessern, schafft man es, diese Leute noch zu vergraulen...
    I'm a very stable genius!



Seite 3 von 3 ErsteErste 123

MEDI-LEARN bei Facebook