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Ich arbeite seit ungefähr acht Monaten in der Chirurgie in einem mittelgroßen Krankenhaus. Dies ist auch meine erste Stelle. Anfangs fand ich den Einstieg sehr schwierig, man hat mich oft mit der Arbeit allein gelassen und das meiste musste ich mir irgendwie selbst aneignen. Meine Anrufe wurden von den Kollegen oft ignoriert und oft gab es denn auch schon schnell Ärger von den jeweiligen Oberärzten, wenn etwas nicht so lief, wie es sollte. Ich dachte mir nichts dabei, immerhin ist jeder Anfang schwer und man braucht eben seine Zeit zum Einarbeiten.
Mittlerweile sind acht Monate vergangen. Nichtsdestotrotz habe ich das Gefühl, dass sich nicht viel geändert hat. Informationen über neuaufgenommene Patienten, oder wesentliche Punkte, die ich wissen müsste bezüglich einiger Patienten werden mir einfach nicht mitgeteilt - das meiste muss ich quasi aus den Gesprächen anderer "heraushören".
Hinzu kommt, dass mich einer der Oberärzte auf dem Kieker hat. Dieser hat des Öfteren spaß daran mich vor allen bloßzustellen und zu schikanieren. Ich habe auch schon das Gespräch mit ihm gesucht und ihm gesagt, dass ich das nicht in Ordnung finde, woraufhin er sich entschuldigt hat. Aber irgendwie hat sich trotzdem nicht viel geändert - jetzt macht er das ganze auf eine indirekte Weise und ich empfinde es mittlerweile schon als Mobbing. Auch muss man erwähnen, dass es sich bei diesem Menschen um eine schwierige Persönlichkeit handelt. Irgendwie herrscht in seinem Kopf nur schwarz und weiß - Kollegen die er mag, behandelt er gut und über alle anderen wird gelästert, oder wie in meinem Fall, die Macht der Hierarchie wird ausgenutzt, um mich zu erniedrigen. Auch sollte ich schon rektale Untersuchungen bei Patienten durchführen, die ihm unsympathisch waren, obwohl hierfür eine richtige Indikation gefehlt hatte.
Der Chef lässt mich ab und zu in den OP, aber die Anzahl der kleinen OP's, die ich bislang gemacht habe, ist im Vergleich zu den anderen Kollegen sehr mickrig. Ansonsten darf ich nur Haken halten und das immer noch nach acht Monaten. Das Gefühl wirklich etwas zu lernen habe ich nicht. Unser KH ist spezialisiert auf Leistenhernien, unser tagtägliches Geschäft. Eine Cholezystektomie habe ich bislang nicht einmal miterleben dürfen.
Ich habe all die Zeit versucht das Ganze objektiv zu betrachten, habe mich tagtäglich selber kritisiert und versucht mich auch zu bessern. Aber allmählich frage ich mich doch langsam, ob wirklich alles nur an mir liegt?
Mein Traum war es eigentlich eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Die zwei Jahre Common Trunk in dem mittelgroßen Krankenhaus sollten mir als Orientation dienen, um herauszufinden, ob die Chirurgie überhaupt das Richtige für mich ist. Das Gute am Krankenhaus ist die Bezahlung und der pünktliche Feierabend. Auch wurde mir öfters gesagt, dass das ganz normal sei, dass man anfangs nicht so oft in den OP kommt und dass es überall narzisstische Oberärzte und arrogante Kollegen in der Chirurgie gäbe - ich solle mir daraus nichts machen. Es fällt mir schwer das zu glauben und ich stelle mir die Frage, ob es vielleicht nicht doch mehr Sinn machen würde, in eine größere Klinik bzw. Uniklinik zu wechseln, auch wenn dies bedeuten würde, länger zu arbeiten und weniger Freizeit zu haben.
Da es mir einfach an Erfahrung fehlt, wollte ich nochmal nach eurer Meinung und Einschätzung fragen.
Danke fürs Lesen!