teaser bild
Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 5 von 11
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von Sait
    Registriert seit
    30.06.2009
    Beiträge
    275

    - Anzeige -

    Interesse an einer Werbeanzeige hier?
    mehr Infos unter www.medi-a-center.de

    Ich arbeite seit ungefähr acht Monaten in der Chirurgie in einem mittelgroßen Krankenhaus. Dies ist auch meine erste Stelle. Anfangs fand ich den Einstieg sehr schwierig, man hat mich oft mit der Arbeit allein gelassen und das meiste musste ich mir irgendwie selbst aneignen. Meine Anrufe wurden von den Kollegen oft ignoriert und oft gab es denn auch schon schnell Ärger von den jeweiligen Oberärzten, wenn etwas nicht so lief, wie es sollte. Ich dachte mir nichts dabei, immerhin ist jeder Anfang schwer und man braucht eben seine Zeit zum Einarbeiten.
    Mittlerweile sind acht Monate vergangen. Nichtsdestotrotz habe ich das Gefühl, dass sich nicht viel geändert hat. Informationen über neuaufgenommene Patienten, oder wesentliche Punkte, die ich wissen müsste bezüglich einiger Patienten werden mir einfach nicht mitgeteilt - das meiste muss ich quasi aus den Gesprächen anderer "heraushören".

    Hinzu kommt, dass mich einer der Oberärzte auf dem Kieker hat. Dieser hat des Öfteren spaß daran mich vor allen bloßzustellen und zu schikanieren. Ich habe auch schon das Gespräch mit ihm gesucht und ihm gesagt, dass ich das nicht in Ordnung finde, woraufhin er sich entschuldigt hat. Aber irgendwie hat sich trotzdem nicht viel geändert - jetzt macht er das ganze auf eine indirekte Weise und ich empfinde es mittlerweile schon als Mobbing. Auch muss man erwähnen, dass es sich bei diesem Menschen um eine schwierige Persönlichkeit handelt. Irgendwie herrscht in seinem Kopf nur schwarz und weiß - Kollegen die er mag, behandelt er gut und über alle anderen wird gelästert, oder wie in meinem Fall, die Macht der Hierarchie wird ausgenutzt, um mich zu erniedrigen. Auch sollte ich schon rektale Untersuchungen bei Patienten durchführen, die ihm unsympathisch waren, obwohl hierfür eine richtige Indikation gefehlt hatte.

    Der Chef lässt mich ab und zu in den OP, aber die Anzahl der kleinen OP's, die ich bislang gemacht habe, ist im Vergleich zu den anderen Kollegen sehr mickrig. Ansonsten darf ich nur Haken halten und das immer noch nach acht Monaten. Das Gefühl wirklich etwas zu lernen habe ich nicht. Unser KH ist spezialisiert auf Leistenhernien, unser tagtägliches Geschäft. Eine Cholezystektomie habe ich bislang nicht einmal miterleben dürfen.

    Ich habe all die Zeit versucht das Ganze objektiv zu betrachten, habe mich tagtäglich selber kritisiert und versucht mich auch zu bessern. Aber allmählich frage ich mich doch langsam, ob wirklich alles nur an mir liegt?

    Mein Traum war es eigentlich eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Die zwei Jahre Common Trunk in dem mittelgroßen Krankenhaus sollten mir als Orientation dienen, um herauszufinden, ob die Chirurgie überhaupt das Richtige für mich ist. Das Gute am Krankenhaus ist die Bezahlung und der pünktliche Feierabend. Auch wurde mir öfters gesagt, dass das ganz normal sei, dass man anfangs nicht so oft in den OP kommt und dass es überall narzisstische Oberärzte und arrogante Kollegen in der Chirurgie gäbe - ich solle mir daraus nichts machen. Es fällt mir schwer das zu glauben und ich stelle mir die Frage, ob es vielleicht nicht doch mehr Sinn machen würde, in eine größere Klinik bzw. Uniklinik zu wechseln, auch wenn dies bedeuten würde, länger zu arbeiten und weniger Freizeit zu haben.

    Da es mir einfach an Erfahrung fehlt, wollte ich nochmal nach eurer Meinung und Einschätzung fragen.

    Danke fürs Lesen!



  2. #2
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    03.10.2014
    Beiträge
    96
    Hallo, ich selbst bin in der Inneren und kann nicht bei allen Punkten mitsprechen.
    Sehr wohl aber dabei, dass der Anfang (und das erste, wenn nicht sogar die ersten zwei Jahre ist man noch "Anfänger") schwer ist. Und das ist eine krasse Untertreibung. Ich fand den Anfang zermürbend körperlich und seelisch und bin wahnsinnig froh, dass ich über den Punkt mittlerweile hinaus bin. Glaube, in der Chirurgie ist es nicht anders, vielleicht in manchen Punkten auch schwieriger.

    Ich glaube, du musst dir überlegen, was du willst (klasse Ratschlag). Wenn du akademische Laufbahn willst, führt kein Weg an der Uni vorbei. Meine Erfahrungen (aus PJ und von Freunden): Dann OP-Einsatz eher später, dafür mehr Stunden schrubben, dafür forschen, teilweise für Forschung Urlaub und freie Nächte opfern und ganz rasch ein dickes Fell wachsen lassen, weil man dort nicht der einzige ist, der Karriere machen will...
    Andersrum heißt ein kleineres oder mittelgroßes Haus nicht unbedingt, dass man sofort in den OP darf, erst recht nicht eigenständig operiert. Hier scheint es extreme Unterschiede zu geben, je nachdem wie oldschool der Chef (oder die Chefin lol) eben ist.



  3. #3
    Diamanten Mitglied
    Registriert seit
    17.03.2006
    Beiträge
    3.731
    Schwieriges Thema. Oberärzte die A.... sind gibt es. Und wenn man denen ausgesetzt ist ist es grausam. Ich hab mal unter einem OA gearbeitet der fachlich überhaupt nichts drauf hatte, bei fast jeder OP sich den Chef dazugeholt hat, Notfälle "waren in der Nacht nicht so schlimm" und haben sich dann halt akut verschlechtert etc. Fachlich grausam. Muss man durch. In der anderen Klinik hatte ich mich mit einem Oberarzt angelegt der eigentlich nur Assistenzärztinnen um sich haben wollte. Und dann dieses ständige Vorführen wenn nur minimal irgendwas nicht gepasst hat. Oder auf Verdacht blöd anreden dass man ständig in der Verteidigungsposition ist. Chirurgen in höherer Position sind da manchmal grausam.
    Keine OPs am Anfang: auch grausam. Muss man auch durch. An meiner ersten Stelle gab es eine Liste der Assistenzärzte die nach Eintrittsalter sortiert war. Die OP-Einteilung erfolgte dann von oben nach unten. Sprich: man ist am Anfang erstmal überhaupt nicht in den OP gekommen bis man nach oben aufgerückt ist. Und das wussten auch alle.

    Das mit dem "selbst operieren" ist am Anfang wenig. In den meisten Kliniken. Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Common Trunc ist aber auch gar nicht dafür da. Das ist eher so das Zuckerl, wenn man viel darf ist es schön, wenn nicht ist es auch normal.
    Viel operieren darf man meiner Meinung nach wenn paar Dinge erfüllt sind: man ist schon einigermaßen lang dabei so dass man sich eine gewisse Position erarbeitet hat, die Oberärzte wissen dass man fachlich was kann und auch wissen dass man im OP was drauf hat. Also Position, persönliche Ebene und fachliche Ebene. Das mit der persönlichen Ebene kommt mit der Zeit. Position auch und fachlich auch. Aber: Wenn du garantiert wechseln willst, dann solltest du es eher früher als später tun, wenn die Position bekommt man auch über die Zeit und wenn du 4 Jahre in der einen Klinik bist und da nichts machen darfst und dann wechselst, dann fängst du in der anderen Klinik eher mal unten an.

    Ich persönlich würde mir ein paar Dinge anschauen die noch in keinster Weise erwähnt wurden:
    - Wie geht es Assistenzarztkollegen die schon mindestens drei Jahre dabei sind. Wieviel dürfen die? Kommen die voran? etc. Um dann zu überlegen ob man sich das antut. Diese Überlegung hatte ich damals angestellt und bin zum Ergebnis gekommen, dass ich als Mann keine Chance hab in einigermaßen adäquater Zeit zum FA zu kommen. Wenn auch Kollegen (nicht Kolleginnen!) nach über drei Jahren noch keine CHE machen dürfen, dann ist das Blödsinn. Also Intensivzeit gemacht und schnell weg.
    - Intensivzeit (von mir aus auch Notaufnahmezeit). Die Intensivzeit ist ungefähr das Nervigste was man als Chirurg machen muss. Nicht inhaltlich, inhaltlich ist es wertvoll. Organisatorisch. Es gibt viel zu wenig Plätze, alle stehen an, jeder muss, ständige Diskussionen wer darf etc. Insofern wäre mein Tipp: wenn du irgendwie bald auf Intensiv kommen kannst, dann würde ich auf jeden Fall die Füße still halten und es durchziehen. Mit Intensivzeit bist du einfach mal sehr viel wertvoller für alles was du dann noch machen willst. Also egal ob du dann gehst oder bleibst: Intensivzeit!

    PS: Einstieg kann die Hölle sein. Ich bin nach gut drei Jahren in eine neue Klinik gegangen. Der Einstig dort war die Hölle. Sauviele schwerstkranke Patienten, grottenschlechte Infrastruktur, viel zu viele sinnlose Diskussionen und Milliarden an Telefonaten täglich... die Hölle... aber dafür macht man die Chirurgie ja nicht. Und das geht vorbei.



  4. #4
    searching for knowlegde Avatar von Thunderstorm
    Registriert seit
    03.11.2006
    Ort
    6. WBJ
    Semester:
    Aloha
    Beiträge
    1.795
    Also bevor Du seelisch und körperlich vor die Hunde gehst, würde ich kündigen. Ich habe gerade gesehen, dass "Kackbratze" im "Markt für Stellenangebote" eine(n) neue(n) chirurgische Kollegen/in sucht... vielleicht magst Du Dir das Ganze ja mal angucken?
    be strong - you never know who you are inspiring the light of truth ever wins A‘ohe hana nui ke alu ‘ia







  5. #5
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    15.10.2018
    Beiträge
    6
    Deine Beschreibungen entsprechen wohl der BISHERIGEN Praxis der chirurgischen Ausbildung, wie sie in allen Feldlazaretten der preußischen Armee unter Offiziersanwärtern üblich war. Handwerklich wurde teilweise bis in die 1990er dann erst nach dem Facharzt geübt... Man kann aber auch in ein zeitgemäßes Krankenhaus wechseln.



Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte

MEDI-LEARN bei Facebook