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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo,

    ich gehe momentan in die 13.Klasse und werde somit nächtes Jahr mein Abitur in der Tasche haben. Da ich eine sehr ehrgeizige Schülerin bin, habe ich momentan einen Notendurchschnitt von 1,1. Auch außerhalb der Schule beschäftige ich mich viel mit Naturwissenschaften und habe schon viele Fachbücher über medizinsche Themen verschlungen, weshalb ein Medizinstudium grundsätzlich auch erstmal naheliegt. Das Problem hierbei ist nur, dass ich ein sehr introvertierter Mensch bin, der gerne Zeit alleine verbringt und keinen Wert auf das Knüpfen von sozialen Kontakten legt. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum ich Zeit mit anderen verbringen soll, wenn ich doch genauso gut einer einzelgängerischen Tätigkeit nachgehen kann, von der ich deutlich mehr profitiere. Aus diesen Grund nehme in der Klasse auch eine Außenseiterposition ein, da ich in den Pausen lieber auf Wikipedia stöbere, statt mit meinen Klassenkameradinnen in die Stadt zu gehen. Dies wird so akzeptiert und ich hatte noch nie Probleme mit Mobbing oder Ähnlichem.
    Allerdings stellt sich jetzt die Frage, ob ich mit dieser Eigenschaft für ein Medizinstudium und den späteren Arztberuf geeignet bin. Ich will keinen Smalltalk mit Patienten führen, ich möchte keine Kinder trösten, die bei der Impfung weinen und ich möchte mich im Krankenpflegepraktikum auch nicht unterordnen.
    Mir ist klar, dass es neben den klassischen Tätigkeitsfeldern wie Allgemeinmedizin auch Bereiche wie beispielsweise Pathologie gibt, wo es möglicherweise weniger auf Einfühlsvermögen oder Kommunikationsfreude ankommt. Allerdings hätte ich auch hier während meiner Weiterbildung zur Fachärztin Vorgesetzte, mit den ich irgendwie klarkommen müsste. Hierbei besteht die Angst, dass ich mit meiner Introversion anecke und man meine zurückhaltende Art als Unfreundlichkeit oder Arroganz auslegt. Da ich während der Weiterbildung und erst recht später im Berufsleben auf meine Mitmenschen stärker angewiesen sein werde, als das jetzt in der Schule der Fall ist, wäre es natürlich blöd, wenn man mir hier beispielsweise bewusst Informationen vorenthält oder Ähnliches unternimmt, um mich "rauszumobben". Zusätzlich kommt es speziell in der Pathologie anscheinend auch auf Teamfähigkeit und Kommunikation an, da über die am besten geeigneteste Behandlung für die Patienten in der Gruppe diskutiert wird. Meistens "verpasse" ich es aber immer, in Gruppenarbeiten in der Schule meine eigenen Ideen auszuführen, wodurch ich auch hier sehr passiv bin und nur selten überhaupt zu Wort komme. Das Interesse für Pathologie allgemein ist aber definitiv da.

    Hat vielleicht der ein oder andere von euch ein ähnliches Problem, oder kann mir berichten, ob er einen Medizinstudenten oder Arzt kennt, der vielleicht ähnliche Charakterzüge hat? Wie kommt ihr/euer Bekannter damit zurecht? Denkt ihr, das Medizinstudium wär trotzdem etwas für mich?

    Danke im Voraus für eure Hilfe!

    Minka



  2. #2
    Registrierter Benutzer
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    Nachdem hier schon die Pathologie speziell angesprochen wurde antworte ich mal als Pathologe.

    Es stimmt natürlich, dass Pathologie grundsätzlich eine Nische im medizinischen Bereich darstellt in dem der Patientenkontakt ganz weitgehend fehlt und du sehr viel für dich alleine arbeiten wirst. Nichts desto trotz gibt es selbstverständlich auch hier Kontakt mit Kollegen, Vorgesetzten und Ärzten anderer Fachrichtungen, insofern wirst du um ein wenig Kommunikation nicht umhin kommen.

    Aber mal ganz ehrlich, wo ist das denn nicht so. Gibt es denn irgend einen Beruf, wo man wirklich mit niemandem reden, sich gar nicht austauschen muss. Ich denke ganz egal was du studierst oder erlernst, das beinhaltet immer den Kontakt mit anderen Menschen.

    Insofern ist es grundsätzlich eine Überlegung wert Medizin zu studieren und später etwas wie Patho zu machen, wenn du dir das rein thematisch vorstellen kannst und hier Interesse mitbringst. Je nachdem wie introvertiert du bist wirst du natürlich möglicherweise schon in diesem Punkt an dir arbeiten müssen, denn du musst natürlich durch ein Studium durch, wo du dich mit Kommilitonen austauschst, Gruppenarbeiten machen wirst und auch Patientenkontakt haben wirst. Aber wie gesagt, dieses "Problem" wird dir überall begegnen, davon solltest du deine Studienentscheidung also nicht so sehr abhängig machen.

    Viele Grüße

    Parotis



  3. #3
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    Mir ging es zu Schulzeiten ganz ähnlich und ich hätte eigentlich nie gedacht, dass ich irgendwann mal mit Patienten arbeiten möchte. Medizin habe ich aus reinem wissenschaftlichen Interesse angefangen. Mittlerweile bin ich bald fertig und bin in meine Rolle als zukünftige Ärztin richtig reingewachsen. Kann mir aktuell sogar nicht vorstellen ohne Patientenkontakt zu arbeiten.
    Was ich damit sagen will: man lernt im Studium extrem viel an sozialen Kompetenzen. Zum einen geplant, etwa beim Kommunikationstraining, zum anderen auch viel einfach so nebenbei. Man wächst in seine Rolle rein, kann sich während des Studiums auch einfach ausprobieren, man ist in gewisser Weise doch in einem "geschützen Umfeld". Im besten Fall merkt man dann, dass es nicht so schlimm ist. Im schlimmsten Fall geht man eben anschließend in die Forschung oder in theoretische Fächer (auch wenn das eben nicht ganz ohne Kommunikation geht, siehe Parotis' Post). Dazu gehört aber ein bisschen Mut und Überwindung, das auszuprobieren und dranzubleiben, wenn es mal nicht so gut klappt.
    Mobbing spielt im Studium eigentlich kaum eine Rolle. Durch die Größe des Semesters in den meisten Unis findet man schon ein paar Leute, mit denen man gut kann und die anderen kann man dann gut ignorieren.



  4. #4
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    Man kann auch einfach dazulernen und seine sozialen Fertigkeiten erweitern Ist genau wie beim Sport - wer nie übt, wird nie was können.

    Ansonsten ist es natürlich möglich, auch als introvertierter Mensch Medizin zu studieren, wenngleich man, wie von Parotis schon angesprochen, in jedem medizinischen Fach, genau wie in praktisch jedem anderen Job auch, mit anderen Menschen kommunizieren wird müssen. Kein Mensch wird dich "mobben". Ist halt ein Studium - jeder macht sein Ding, manche sind sozial, andere nicht, wen kümmerts?



  5. #5
    schmierig Avatar von Gesocks
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    Bezüglich Teamfähigkeit und Verhältnis zu Vorgesetzten solltest du dich auch fragen, ob du zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt mit dir ins Gericht gehen kannst. Die braucht's allerdings in jeder Branche und gute Medizin funktioniert überhaupt nicht ohne.

    Hattest du jemals Vorgesetzte? Ehrgeizige Schülerin und Notdendurchschnitt von 1,1 klingen so gar nicht nach einem tatsächlichen Autoritätsproblem, wenn ich an Lehrer denke. Eine Kommunikationskatastrophe kannst du eigentlich auch nicht sein, irgendwo müssen deine mündlichen Noten ja herstammen.
    Hast du jemals in einem Team gearbeitet, in dem andere dir ebenbürtig sind oder auch deutliche Wissensvorsprünge haben? In Seminaren funktionieren Gruppenarbeiten tatsächlich meistens so ähnlich wie in der Schule - allein wäre man schneller gewesen und hätte mehr profitiert. Die Chancen stehen aber auch gut, dass du an der Uni (erstmals?) auf Leute treffen wirst, die genau so gute Schüler gewesen und jetzt Studenten sind wie du oder bessere als du, das ändert einiges an der Dynamik. Im Beruf, in Falldiskussionen oder falls du dich zum Beispiel entscheidest in einer Arbeitsgruppe zu promovieren funktioniert Teamarbeit ohnehin anders, da ist die Dynamik auf jeden Fall anders. Als völliger Einzelgänger wärest du schlichtweg aufgeschmissen.

    Ich kenne aus meinem Forschungsbereich an der Uni diverse Beispiele von Ärzten (allesamt Internisten), die ähnlich ticken - mit den genannten Einschränkungen. Einerseits sind das für den Patientenkontakt tatsächlich keine ideal gelagerten soft skills, anderseits sind einige dabei die den Berufsstand durch wissenschaftliche Leistungen sicherlich nachhaltiger bereichern als ein weiterer klassischer "guter Arzt", mit viel Empathie und so, das könnte.



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