Ich glaube gar nicht mal, daß das der Punkt ist. Als ich Schüler war, wollte ich auch kein Arzt werden. Und in Famus, PJ und auch nach der Approbation habe ich diverse Fächer durchprobiert (deswegen schreibe ich hier auch manchmal fachfremd).
Wenn man erkennt, daß man über den Tisch gezogen wurde (dem ersten Schreiber hier hat es ja schon gedämmert) ist das dem Bildungserfolg nicht besonders zuträglich.
Im besten Fall bekommen wir also einen Haufen unmotivierte, frustrierte, in der Klinikzeit maximalgemobbte ÄrztInnen mit privaten Sorgen. Also das beste, was man sich als UnternehmensgründerIn (und als PatientIn) wünschen kann.
Im worst case (den man in jedem Fall berücksichtigen sollte) steht nach der Zwangsversetzung ein wirtschaftlicher Mißerfolg (also hohe Schulden). Nicht unwahrscheinlich, da die zugewiesene Praxis ja offensichtlich nicht wirtschaftlich betrieben werden konnte (sonst wäre sie ja nicht vakant). Wechselt man in die Klinik, kommt zu den Schulden noch die Vertragsstrafe dazu. Und als FA für Allgemeinmedizin wird man nicht den übertariflichen OA-Vertrag abräumen, sondern in irgend einer kleinen Klitsche oder Rehaklinik zum VKA-Tarif (oder weniger) als FA (vielleicht noch nicht mal das) schuften müssen. Natürlich wieder mit Umzug, stehen die wenigsten Kliniken in den Döfern, wo die Ärzte hingeschickt werden sollen. Privatinsolvenz gibt es mit 250.000 EUR Forderung gleich mit dazu, was auch den AG freut..
Und ins Ausland geht es auch nicht, weil die ÄK das certificate of good standing verweigern werden (müssen). Und welche Partnerschaft/Familie hält sowas auf Dauer aus?
Wie soll man aus dieser Situation rauskommen? Als ich geschrieben habe, daß der/die eine oder andere dann den Strick (oder was anderes) nehmen wird, bin ich gleich wieder angemacht worden. Dabei ist die Selbstmordquote bei Ärzten jetzt schon über dem Durchschnitt, und in einer derartigen Zwangslage hängt jetzt kaum jemand.
Da die Plätze ja nicht zusätzlich für ein berufspolitisches Experiment geschaffen wurden, sondern einfach nur abgezweigt werden, wird sich die Knappheit bei "normalen" ÄrztInnen noch weiter verschärfen.
Ich würde auch nicht auf die Gerichte hoffen. Ich bin kein Jurist, schätze die Lage aber so ein, daß es auf niedrigen Ebenen zwar Urteile geben wird, die es Einzelfällen erlauben werden, sich "hinauszuwinden" weil man damals unzurechnungsfähig war oder sowas -was ja auch stimmt.
Ich mache mal eine Überschlagsrechnung auf: 10 Bundesländer lassen pro Semester 50 QuotistInnen zu. Macht 1000 pro Jahr. Nach 12 Jahren, wenn das ganze akut wird (oder meinetwegen 15 Jahren, bis die Klagen nach oben "durchgereicht" wurden, sind schon 12.000 oder 15.0000 Betroffene da.
Ich glaube nicht, daß ein Gericht sich den Schuh anziehen und entscheiden wird, daß 15.000 Arztpraxen nicht mehr besetzt werden müssen. Derzeit sind das 10%, in 15 Jahren vielleicht die Hälfte?
Das Stichwort lautet nämlich "Allgemeinwohl" und da werden Einzelinteressen zurückstecken müssen.
Vielleicht gibt es ja einen Kompromiss und man reduziert den Betrag. Ich wundere mich eh- man hat uns jahrelang weisgemacht, ein Medizinstudium koste so um die 100.000 EUR (oder gar noch DM?) und jetzt soll es auf einmal doppelt so viel sein?