Hier liegt ein Fehler vor: Du gehst von den großen Beratungen aus. Klar, wenn ich bei einem den Big 4 anfange, weiß ich, worauf ich mich einlasse. Dafür bietet BCG dir auch mit Dr. Titel 96.000€ ab dem ersten Jahr an, McK Dr. knacken die sechsstellige Hausnummer. Noch ohne Boni (!) Woher ich das weiß? Bin auch Gesundheitsökonom, war auf deren Events, habe befreundete Ärzte, die dort arbeiten.
Die andere Seite ist: Ein Freund von mir ist IT-Berater. Microsoft Enterprise ist sein Gebiet, nichts spezielles, hat nicht mal sein Studium zu Ende gemacht. Ist gut darin, dafür hat er einen entspannten Job, hat Homeoffice wenn es geht, ansonsten Fir-menauto. Verdient natürlich dafür die Hälfte von BCG Gehalt, aber ist noch immer mehr als ein Assi im ersten Jahr (so ein Auto ist viel wert;).
Beratung ist halt nicht gleich Beratung.
Habe mich am Ende trotzdem für Medizin entschieden, weil ich langfristig hier mehr Möglichkeiten sehe (Niederlassung, CA, Honorar). Wechsel nicht ausgeschlossen.
Aber hätte ich nochmal die Wahl, hätte ich gerne etwas studiert, was womöglich "brotlos" gewesen wäre, Kunstgeschichte, Filmwissenschaft, etc. Aber ich habe die sichere Variante genommen mit Medizin, ist aufgrund meiner prekären Umstände nicht anders zu machen gewesen. Und im Nachhinein auch nicht schlimm, weil meine Talente da gut rein passen. Interessante Überlegung nämlich: Man sollte bei der Berufswahl nicht nach Interesse gehen, sondern nach Talent. Ansonsten kann es durchaus sein, dass man unglücklich wird: https://www.sueddeutsche.de/karriere...rgen-1.4566796
In der Realität entscheiden aber viele nach Interessen UND haben ein verklärtes Bild der Medizin mMn. Meine erste Vorlesung überhaupt wurde von dem CA unsere Psychosomatik gehalten. Darin ging es um eine große Studie in den USA, wieso man Medizin studiert. Antworten: Wissenschaftliches Interesse/ Interesse, Menschen zu helfen/Bedarf nach Beruf mit sozialer Anerkennung/ Geld. Klar, ist die USA, aber glaube auch, dass viele ernüchtert sind weil am Ende von diesen 4 Punkten fast keiner im Be-rufsleben erfüllt wird, dafür die Realität Einzug hält. Das hat nichts mit "hart sein" zu tun wie in schnix25 Theorie, es ist einfach eine Ernüchterung. Vllt sollte man Medizin sehen, als was es ist: Es ist am Ende auch nur ein Beruf, ein Job. Der aber deutlich mehr Opfer auf dem Weg dahin verlangt. Im Nachhinein ist es eben vielen doch nicht wert gewesen, deswegen bringt ein pauschales "mach einfach mal" nicht so viel.