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Ich muß Dir schon wieder recht geben. Einen Thread zur Berufspolitik gibt es schon, der dümpelt aber so vor sich hin. Hier sind die Klickzahlen deutlich höher. Ansonsten ist eine Trennung aber gar nicht so ohne weiteres möglich, da DRGs, Personalausbeutung, Planwirtschaft, KV-System und Ärztemangel untrennbar und vielfach miteinander verknüpft sind.
Ich biete 16-Betten (darf man eigentlich noch "Mann" sagen?) Zimmer in einer westdeutschen Uniklinik, zumindest bis zur Renovierung (ob es die jetzt noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis).
Zum NHS: den habe ich mit Absicht nicht mit angeführt.
-Man muß aber wissen, daß NHS zunächst mal die Basisversorgung macht (also das, was AOK und Co als Aufgabe haben), im Gegensatz dazu aber erst mal kostenlos ist. Die mir persönlich bekannten Briten, die berufstätig sind (auf akad. Level) haben samt und sonders eine Zusatzversicherung und müssen somit den NHS nicht nutzen. Gekniffen sind prekär Beschäftigte und Ruheständler, die auf die Verschlechterung seit Thatcher nicht vorbereitet waren.
-Für Ärzte (und das ist ein Ärzteforum) ist eine Tätigkeit im NHS durchaus attraktiv, auch aus Deutschland heraus. Was der Brexit bewirkt, wissen wir noch nicht. Meine Meinung ist, daß man erst mal ein paar "ungeliebte" EU-Ärzte loswerden wird und der dadurch weiter steigende Mangel insgesamt bessere Arbeitsbedingungen für diejenigen, die als "Rosinen gepickt" werden, mit sich bringt.
-Man kann über den NHS sagen, was man will. Gegenüber dem verlogenen deutschen System ist er wenigstens ehrlich. Das deutsche Kassensystem verspricht den Patienten erst mal alles. "Hintenrum" muß der Arzt dann dem Patienten alles mögliche vorenthalten, was "die Kassen nicht zahlen". Beispiele gibt es in jedem Fachgebiet zur Genüge. Im NHS gibt es dann wenigstens keine Diskussion. Hierzulande gibt es stattdessen Regresse, IGeL-Monitore und schlechte Bewertungen im Internet.
-Im NHS gibt es dann die TEP irgendwann nicht mehr. Das weiß jeder. Wie sieht es in Deutschland aus? Da wird die OP tendenziell gemacht (Mindestzahl sei Dank), dafür gibt es eine DRG, die bis auf die zweite Nachkommastelle kalkuliert ist, was natürlich auch Blödsinn ist. Hintenrum gehen die Kostenträger aber her und versuchen via MDK und Co sich um die Bezahlung zu drücken.
Aktuell in der GKV-Wunschliste ist "pay for performance". Das heißt, der 83-jährige, 170kg schwere Zyanotiker bekommt die TEP, ist hinterher, oh Wunder, aber nicht schmerzfrei und kann auch nicht besser laufen. Also wird die OP hinterher nicht bezahlt. Und das KH bleibt auf den Kosten sitzen. DAS finde ich verlogen.
Geändert von tarumo (04.02.2020 um 11:04 Uhr)
"An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
Erich Kästner, "Das fliegende Klassenzimmer"
Aha Systemüberlegenheit? Wusste garnicht, dass es darum geht?
Mein jetziger Arbeitgeber (das Land NRW) hat eine 70er Jahre Bude mit hohem Renovierungsbedarf. Es erfüllt seinen Zweck an vielen Stellen noch, Operateure/Anästhesisten klagen aber darüber, dass die OP Säle zu klein sind aus den 70er; ebenso ist es ärgerlich, dass alles mit Asbest gebaut wurde, das umkämpfte Pflegepersonal würde sich auch einer Renovierung ihrer Stationen wünschen usw.
Vielleicht wollen wir auch grundlegend andere Sachen und finden daher nie eine Übereinkunft.
Ich will ein Gesundheitssystem mit einer Basisversorgung ohne unnötigen Schnick-Schnack/Ein-Bett-Zimmer/Chefarztparkplatz/51 Hüft-TEP ohne Indikation/unnötige stationäre Behandlungen/falsche Indikationsstellungen/faire Verteilung von Ärzten und Pflegepersonal/Lebertransplantation ohne Betrügereien usw. / Privatliquidation für den Chefarzt, auf der Station und Ambulanz betreuen aber andere Leute seine Patienten, die dann nix von der "Privatliquidation" sehen/ usw. usw.
Insgesamt zahlt man viel weniger, und kann sein gespartes Geld für eine elektive OP innerhalb 1 Woche in einer Privatklinik nutzen.
Es werden gezielt Falschinformationen über den NHS in Deutschland verbreitet. z.B. wurde verbreitet, dass Dialyse ab 60 Jahren nicht mehr angeboten wird; nach einfacher Recherche: Falschinformation.
Habe selber dort Kollegen, die dorthin gegangen sind und musste meine negative Meinung revidieren. Der ist auch nicht in eine private Kasse dort gegangen. Natürlich gibt es dort auch Probleme, Termine kriegt man nicht in 2 Tagen, ein Antibiotikum kann man nicht mit Privatrezept einfach bekommen usw.
Hier steht nix davon, dass ab 80 Jahren keine Eingriffe mehr vorgenommen werden.
https://www.nhs.uk/conditions/hip-replacement/ (Adults of Any Age)
https://www.nhs.uk/conditions/aortic...nt/whyitsdone/
Ich soll träumen? Wieso? Das ist aber eine Unterstellung, da sind die Emotionen anscheinend über dich gekommen.
Ja warum sollen die EU Ausländer nicht bleiben? Einfach ein paar Papiere beantragen. Gibt schon zahlreiche andere Ärzte dort aus Drittstaaten (vor aus dem ehemaligen Britisch-Indien) die sich erfolgreich um den britischen Pass bemüht haben. Ganz ehrlich, finde sowas einfacher als auszuwandern, neue Sprache zu lernen. Hast du mal im Ausland überhaupt gearbeitet / gelebt?
Die Briten waren eh immer in der EU aus wirtschaftlchen Gründen. Auf jeden Fall ein risikoreicher Schritt den sie jetzt machen und sich eine knappe Mehrheit gewünscht hat. Frau Merkel und ihre (auch hier umstrittenen) Entscheidungen 2015 haben sicher dazubeigetragen.
Offensichtlich ist die Politik der sehr sehr offenen Grenzen in Europa mit vielen Problemen verbunden. Einfach alle Ausreisewillige aus zahlreichen Ländern in ein Land lassen, kann auf Gegenwind stoßen. Selbst im eher pragmatischen Ruhrgebiet, kommt der Wandel, den ein Viertel wie Marxloh (und hier leben vor allem EU Ausländer) durchzieht, eher negativ an.
Und Du glaubst auch die Geschichte mit den 350 Mio Pfund pro Woche mehr, die die Brexiteers in die Welt geblasen haben?
Was die Dialyse betrifft, natürlich kriegt man die auf dem Papier, aber die Indikationsstellung hierfür wird doch, sagen wir mal, sehr kreativ ausgelegt. Bin there, saw that.
Es wird grundsätzlich nach der wirtschaftlicheren Alternative geschaut, das Wirtschaftlichkeitsgebot schwebt seit Thatcher Tagen über allem dort. Ob man jetzt jedem ne TEP reinschrauben muß oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, aber ich bin schon relativ froh, dass ich hier in D die Möglichkeit habe, meine Patienten in erster Linie noch nach medizinischen Gesichtspunkten und nicht betriebswirtschaftlich sinnvoll behandeln zu können.
Aber wer gern feuchte neoliberale Träume hat, ist im Kleinengland der Johnsonfanboys schon gut aufgehoben. Der Aufschlag wird kommen und er wird hart sein. Allerdings halt nicht für die, die den Brexit verbockt haben, die haben ihre Schäfchen längst trocken im EU Festland, gell Hr. Rees-Mogg?
"Ich habe mein halbes Vermögen für Frauen, Autos und Alkohol ausgegeben, die andere Hälfte habe ich verprasst." ( George Best )
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Jup, Schule 6 Monate England, im Studium Famulaturen in England und Spanien, dazu PJ in der Schweiz, sollte reichen, um ein paar Kenntnisse über das Leben in fremden Ländern zu haben, oder?
Und nur bevor hier was verwechselt wird, ich war und bin immer gerne in GB, allerdings finde ich deren Wirtschafts- und Sozialsystem einfach zum heulen.
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