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Hallo!
Ich habe persönliche Erfahrung mit einer Augenpraxis im ersten Weiterbildungsjahr, jetzt 11. Monat. Ich überlege heute zu kündigen (und die Kündigungsfrist ist laut Arbeitsvertrag 6 Monate zum Quartalsende, d.h. bis Juni muss ich leider noch da bleiben!).
Die ersten 2 Monate durfte ich nur mitlaufen, evtl. versuchen, Patienten aufzunehmen und dann dem Facharzt vorstellen. Das ging, aber meistens musste ich zuschauen und war gelangweilt, weil ich nicht im Prozess teilnehmen durfte.
Dann nach dieser Einführungsphase wurde ich in eine periphere Filiale von dieser Praxis geschickt, angeblich schon fit für Augenheilkunde. Die meinten ich bleibe für 6 Monate, jetzt sind aber 12. Monate geplant.
Ein Facharzt und ich müssen mehr als 60 Patienten am Tag sehen. Am Anfang war es ok, er war freundlich und hat mir die Basics erklärt, geduldig gezeigt. Auch die Patientenzahl war reduziert oder wir hatten 3.Kollege zur Unterstützung bis ich besser werde. Das fand ich erstmal sehr gut.
Aber. Nach dem 3.Monat da mein Facharztkollege fang an, extrem irritiert zu werden. Bei 'leichten' Fällen, wo ich unsicher bin, war er häufig sauer, dass ich ihn überhaupt frage. Bei 'schwierigen' Fällen er wollte (nur er) die Patienten direkt anschauen - kommend aus der Klinik nach ppV oder so. Er schimpft wenn keine zusätzliche Igels für private Patienten anordne. Und er sagt immer wie unsicher ich bin und wie ich mich später in der Klinik blamieren werde.
Dann habe ich gestern eine Hospitation an einer großen Augenklinik gemacht. Es war eine andere Welt für mich. Ich dachte, dass ich mit 11 Monate Erfahrung als Ärztin im Gespräch teilnehmen kann. Es gab ein komplizierter Fall, wo ich den Pat. untersuchte. Ich fand nur 2 von vielen Auffälligkeiten im Augenbefund, dann sah ich den Befundbericht und war sehr enttäuscht, dass ich alle diese Pathologien übersehen habe. Für einige Stunden gestern habe ich mehr gelernt, als für den letzten Monat in der Praxis.
Ich bin sehr, sehr enttäuscht und habe Angst, unfähige Augenärztin zu werden. Ich werde auf jeden Fall die Arbeitsstelle wechseln.
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Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!
„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)
Amen.
Im jetzigen Stadium weißt du noch nicht mal, was du alles nicht weißt. Du musst viel sehen, um die gesamte Bandbreite der Pathologien einmal wortwörtlich "gesehen/ ersehen" zu haben- und dazu ist es meines Erachtens nötig, mind. zwei, besser noch für drei Jahre in einer Klinik (mit der vollen Bandbreite) seine Basics gelernt zu haben.
Die Option rein ambulant - also völlig ohne Klinikzeit- seine Weiterbildung absolvieren zu können, sehe ich persönlich sehr kritisch.
Finde es sehr wertvoll, wenn man als junger Assistent schwerwiegendere Fälle und ihre Veränderungen im Verlauf eine stationären Aufenthaltes beurteilen zu lernen (postop Management einer TE, was tun bei DMEK/KPL etc.). Das bietet die ambulante 5 min. Medizin nicht, da ist oft keine ausreichende Zeit vorhanden, um sich mal geduldig mit einem Jung Assi hinzusetzen und Dinge zu erklären, zeigen etc.
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Zumal ich auch das "wir machen jetzt erst mal alles" in der Klinik sinnvoll finde, um Zusammenhänge etc zu lernen. Dass man im ambulanten sehr viel pragmatischer umgeht bzw weiß, wo dieser Pragmatismus angebracht ist und wo nixit, lernt man nur, wenn man zuvor das Rundumpaket kennengelernt hat.