Wird jeder Arzt Oberarzt wenn er will?

[mbs]

Irgendwie hatte ich eigentlich immer den Eindruck, dass die Oberärzte die ich kennengelernt habe einiges drauf hatten. Konnten vielleicht nicht alles operieren aber alles was im Dienstgeschäft anfiel. Klar machen das die einen lieber und die anderen weniger gern, habs sicherlich auch erlebt dass Dinge die sich eigentlich nicht aufschieben ließen als weniger dramatisch dargestellt wurden und es dann zu den genannten "akuten Verschlechterungen" kurz vor der nächsten Morgenbesprechung kam, aber das änderte nichts an der Tatsache dass diejenigen das Problem durchaus beheben hätten können von Seiten ihrer Fähigkeiten her...

[nie]

Aus meiner bescheidenen Internisten-Sicht finde ich einen OA, der etwas operieren könnte und es in den nächsten Morgen zieht weil er es nicht operieren will, fast noch ungeeigneter als ein OA, den man nach dem Facharzt befördert hat bevor ihn jemand operieren beigebracht hat und der das Problem zieht weil er sich selbst nicht rantraut.

[mbs]

Warum? Weil für dich der "Charakter" am wichtigsten ist und du denkst, dass vor allem charakterliche Eigenschaften wichtig sind?
Nur was nützt das einem Patienten der dann fachlich schlechter behandelt wird?
Außerdem ist die Frage, ob jemand etwas operieren kann eine andere als ob es sich derjenige zutraut das auch operieren zu können.
Selbsteinschätzungen liegen in den meisten Fällen ja daneben (meinem Eindruck nach) - manche sind größenwahnsinnig, manche übermäßig selbstkritisch. Habe aber den Eindruck, dass sich fast jeder weniger zutraut als er eigentlich könnte. Und wahrscheinlich ist es eine selbsterfüllende Prophezeiung - je weniger Selbstbewusstsein man hat desto schlechter ist dann auch die Leistung - weil man Angst hat zu entscheiden, Angst hat zu operieren, überhaupt Angst hat irgendwas zu machen weil man seinem eigenen Urteil und Können nicht traut.
Kann aber sein, dass das in konservativen Fächern weniger ausgeprägt ist.