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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #36
    Registrierter Benutzer
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    14.06.2019
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    Ich denke, man muss deine ganze Situation etwas differenzierter betrachten. Denn zunächst ist es doch wirklich mal positiv hervorzuheben, dass du einen Traum hast, etwas im Leben erreichen möchtest und dafür auch bereit bist, dich anzustrengen. Vielen psychiatrischen Patienten fehlt es doch leider an so einem Traum, an dem sie sich festhalten können, da ist der Motor einfach komplett aus.

    Ich finde im Gegensatz zu manchen anderen hier, dass du das Medizinstudium machen solltest. Aus deinem Text kann man ja erfahren, dass dich dieser Gedanke wirklich sehr beschäftigt und er dich auch von der Erfüllung in deinem aktuellen Beruf etwas abbringt. Ich bin fest überzeugt, dass man auch als Krankenschwester Erfüllung finden kann und man da mit der Zeit eben auch Dinge findet, die einem Freude bereiten und für die man es gerne macht - aber dieser Mechanismus, in jedem Beruf auch die guten Seiten zu erkennen, wird natürlich verunmöglicht, wenn du permanent den Gedanken hast "wie wäre es, nun doch Medizin zu studieren?". Durch diesen Gedanken kannst du dich einfach überhaupt nicht auf deinen aktuellen Beruf einlassen. Und da sage ich ganz pragmatisch: Dann mach es, studier Medizin! Selbst wenn du dann nach 1-2 Semestern erkennst, dass es einfach nicht funktioniert oder dass es dir nicht liegt, dann ist das Thema immerhin abgehakt, du kannst das Studium abbrechen und mit freiem Kopf einer neuen Tätigkeit nachgehen. Und mal ehrlich, es gibt unvernünftigere Dinge, als ein Medizinstudium zu versuchen. Ich denke nicht, dass man dir danach daraus einen Strick drehen wird, nur weil du 1-2 Semester Medizin studiert hast. Aber: Es ist dann auch wichtig, dann ehrlich zu sich zu sein und es wirklich zu lassen, wenn man nach 1-2 Semestern sieht, dass es einfach nichts wird! Das soll nun keine endlose Geschichte werden - du beginnst das Medizinstudium, lässt dich voll drauf ein, ziehst nach einem Jahr ein Fazit und lässt es dann sein, wenn es nichts war und suchst dir was anderes.

    Es herrscht ohnehin ein krasser Mangel im Pflegebereich. Auch in 2 Jahren kannst du da die Ausbildung immer noch machen, wenn Medizin dann nichts geworden ist (vielleicht auch als Kinderkrankenschwester, könnte dir mehr liegen). Oder du machst dann eben was anderes. Aber ich hab das Gefühl, es ist dir nicht geholfen, wenn du dir nun die nächsten Jahre immer wieder die Frage stellst: "Was wäre gewesen, wenn ich doch noch Medizin studiert hätte?". Drum mach es einfach, um der Erfahrung Willen.



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  2. #37
    Es gibt Studien, ... Avatar von Bille11
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    Münster
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    11.506
    Wie ich es empfunden habe:

    Das Studium selbst ist sehr stupide, aber macht Spass, wenn man eine gute Resilienz hat und sich in Themen für eine gewissen Zeit verbeissen, diese anschliessend dann wieder loslassen kann.
    Sehr viele beklagen den hohen Druck und die Arbeitslast, sehr schnell sehr viel Wissen zu verinnerlichen, nie genügend Zeit für eine wirkliche Betätigung mit dem Feld zu finden, weil stets 2-3-4 grössere Gebiete parallell erarbeitet und Testaterarbeitet werden müssen. Meinungen interessieren im Medizinstudium weniger, sondern Erfüllung der Aufgaben. Das wird oft als ungerecht empfunden.
    Mir hat das Studium über weite Strecken Spass gemacht und ich habe es in manchen Zeiten sehr verabscheut, mir bis dann und dann Fakten reinzukloppen. Menschen, die gerne wissen wollen, WIE es geht, sind mit einem naturwissenschaftlichen Studium wohler aufgehoben, diese wechseln oft im Zeitraum der Vorklinik oder brechen ab.
    Man muss zu den Staatsexamina das Wissen der vorigen 2, bzw 4 Jahre auf einen Knopfdruck abrufen können, hat dafür so etwa 100Tage Zeit (veranschlagt), die meisten machen es sicher auch in kürzerer Zeit. Das ist schon eine sehr stupide Zeit in der man den Schreibtisch von morgens bis abends eigentlich nur für Sport, einkaufen und Familie/Freund‘in verlässt. Der Druck, der sich zu den 2, bzw 3 schriftlichen Prüfungstagen hin aufbaut ist enorm. Ich habe zeitweise - als sehr gelassene Person, was Wissenlücken angeht - psychotische Gedanken kennengelernt, die mit Abschluss der Prüfung (herausgehen aus dem Gebäude) tatsächlich von jetzt auf gleich abfielen. In der Hinsicht habe ich seither in meinem Beruf als Anästhesistin, Intensivmedizinerin und Notärztin trotz einer hohen Arbeitslast und schwerer Schicksale, schlafloser Nächte, bisher nie wieder solches verspürt. Die Prüfungen, das weiss ich, würde ich nicht wieder machen wollen. Das Physikum noch eher als das 2/3 Stex.
    Als junge Ärztin bin ich bis zum Facharzt hin immer unter Beobachtung, habe etliche Dienste gehabt, viele Gegenteiltage erlebt, in der alles was ich vorgeschlagen und gesagt habe falsch war. Und viele gute Erfolge erlebt. Das Leben von jungen Ärzten lässt sich sicher auch hier in den Foren gut nachverfolgen.. man ist mit Mitte 30 noch der Willkür der oberen ausgeliefert, bzw muss in leitender Position mit Mitte 30 Kollegen überprüfen, die gleich alt sind oder älter, jünger und hat die Verantwortung für die Menschen, mit denen man arbeitet, unsere Patienten. Man muss jedem Patienten gerecht werden, das gelingt einem nicht immer gleich gut. Jeder hat Wünsche und Forderungen. Man darf vieles nicht an sich selbst gerichtet sehen, sondern den Umständen entsprechend aus der Biografie der Patienten. Und soll dabei ruhig bleiben, muss sich selbst zurückstellen. Man hat viele Heldenmomente, viel Arbeit und muss es mögen, so zu leben. Mit Feierabend kann ICH das meist gut ablegen, aber auch das hört man von anderen anders. Und ich habe da lange dran gearbeitet. Man muss vertrauen können. Man muss mit einer guten Resilienz ausgestattet sein.

    Sowohl für Studium als auch Arzttätigkeit ist eine gute Resilienz und gesunder Umgang mit sich selbst ohne selbstzerstörerische Gedanken/Tätigkeiten (auch Workaholic sein ist selbstzerstörerisch) wichtig. Nicht aus dem blauen heraus gibt es eine deutlich höhere Suizid- und auch Substanzienabusus-Quote unter den Ärzten als in der Bevölkerung. Sogar noch höher als unter den anderen Akademikern.

    Und das ist der Punkt, weswegen Dir erfahrene Menschen mit einer Kenntnis all dessen in Deiner Situation nicht raten können, dieses Ziel ‚Medizinstudium’ als einziges Lebensziel zu sehen. Sondern Dich breit aufzustellen, eine Basis aufzubauen, Deine Resilienz zu stärken, Deine Gesundung derzeit - die Du jetzt schon im Angriff hast, das ist super! - zu verfolgen und die Erfahrungen aus der Krankenpflege und mit einem gesunden Sozialleben während des vielleicht in 3-5 Jahren angetretenen Studiums zu nutzen. Viele Ärzte besitzen Vorerfahrungen ausserhalb des Studiums und möchten diese nicht missen.
    Geändert von Bille11 (10.07.2020 um 20:05 Uhr)
    harmlos, naiv & unschuldig.
    Gut bekannt mit lauter ehemaligen Chorknaben.

    "Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling.
    "Ich brauche Sonne, Freiheit
    und eine kleine Blume."



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  3. #38
    Platin Mitglied Avatar von Cor_magna
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    05.12.2019
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    3. WBJ
    Beiträge
    835
    Ich habe die letzten 7 Jahre sehr genau bei ein paar Menschen und insbesondere einer mir sehr sehr nahestehenden Person beobachten können, wie es ist ein Medizinstudium mit psychischen Problemen zu bewältigen ( genauer will ich hier nicht darauf eingehen, das gehört nicht in ein Forum und ich will nicht Dinge anderer Leute ausplaudern, selbst wenn es hier anonym ist...).

    Und eins kannst du mir glauben: Les dir die Beiträge der erfahrenden Ärzte sehr genau durch (ich betone hier insbesondere Feuerblick, da sie selbst lange mit dem Arztdasein gehadert hat und mittlerweile ausserhalb der Klinik arbeitet. Aber auch WackenDoc und Rafiki, welcher übrigens Psychiater ist, haben genau meine eigene Erfahrung mit Studium mit ihren Kommentaren bestätigt). Am Anfang des Studiums hätte ich deinen Ausführungen wrs zugestimmt. Jetzt nicht mehr. Du willst es vielleicht (noch) nicht glauben, aber die Meinungen der genannten Personen trifft zu. Punkt. Wenn dir das klar ist, dann studier Medizin.

    Ein Problem ist auch: Du willst anscheinend unbedingt in die harte somatische bzw. klinische Sparte der Medizin. Und ja, Psychiatrie ist hart. Wer da nicht stabil ist, wird scheitern. Wäre auch nix für mich, bin da ganz ehrlich.
    Es gibt auch weniger belastende Bereiche, vor allem die ohne Station und noch besser: Ohne/wenig Patienten. Aber ich vermute stark du willst unbedingt eine klassische Ärztin werden, und da ist es eben rau. Siehst du ja gerade in deiner Ausbildung.

    Und noch ein Problem: Du bist von deiner Entwicklung anscheinend noch nicht so weit eigene erwachsene Entscheidungen zu treffen. Oder alternativ: Im Moment kannst du es anscheinend nicht. Mit erwachsen meine ich: Man muss nunmal im Leben Entscheidungen treffen und mit den Folgen leben. Und NIEMAND kann bzw sollte dir diese Entscheidungsfindung abnehmen. Du frägst hier nur, damit jemand zu dir sagt: "Ja sehr gut mach das das wird auf jeden Fall klappen!" Aber so läuft das Leben nicht, es gibt keine Garantie auf Erfolg. Tu es, oder tu es nicht, aber frag hier nicht nach Dingen die dir keiner beantworten kann oder soll. Es ist dein Leben.

    Viel Erfolg und Kraft bei der Bewältigung der nächsten Jahre wünsche ich dir.



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  4. #39
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    06.07.2020
    Beiträge
    14
    Ihr Lieben, ich danke euch für eure ausführlichen Beiträge. Ich hatte vorhin auch ein Telefonat mit meinem älteren Bruder, der nichts anderes sagt, als dass ich diese Ausbildung durchziehen soll, um zu beweisen, dass ich jetzt mal standhaft bleibe. Ihr habt alle recht und ich weiß, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe, wenn ich das Studium psychisch schaffen möchte. Resilienz habe ich glaube ich null. Nada. Ich werde das jetzt einfach durchziehen! Denn dann kann ich sehr gut überprüfen, wie es mir in drei Jahren geht, wie es dann mit der Bulimie aussieht und wie ich damit klar komme, für ein Examen zu lernen. Auch wenn im Studium WEIT mehr zu lernen sein wird, einfach weil es länger ist, ist es trotzdem für mich glaube ich eine ganz gute Überprüfung. Denn ich bin ja wirklich seit sechs Jahren aus dem Lernen raus. Der Beitrag von Bille11 zeigt mir eigentlich, wie sehr ich das Studium möchte, ich bin nicht abgeschreckt, sondern sehr angesprochen! Es wird bestimmt noch ein zwei Tage dauern und eine pro contra Liste bedeutet, aber ab dann werde ich auch mit einer sehr anderen Einstellungen diese Ausbildung angehen. Als ob ich so bescheuert bin drei Jahre lang das zu machen und parallel dazu nur rumzuheulen. NICHT EFFIZIENT. Mittlerweile konnte ich durch die Therapie dann doch ganz gut lernen, die Dinge anders zu sehen, positiv zu denken und so weiter 😁 ich kann euch ja auf dem Laufenden halten, falls es euch interessiert. Habt noch einen schönen Abend!



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  5. #40
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    06.07.2020
    Beiträge
    14
    Und natürlich habe ich definitiv noch genug Zeit neben der Ausbildung für andere Sachen. Ich merke es ja an Tagen wo ich nicht breche, dass ich nach einer Frühschicht dann doch noch sehr viel Zeit habe. Ich sollte dringend daran arbeiten wir jetzt ein gesundes Privatleben auch super! Denn wenn ich das habe, schaffe ich es durch das Studium. Davon bin ich überzeugt!



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