Klar, wenn man jung ist, hat man oft noch eine romantische Vorstellung vom Arzt sein. Da trägt das gesellschaftliche Bild eines Arztes ja auch viel dazu bei, finde ich. Aber wer sich vernünftig informiert kommt recht schnell dahinter.
Ich weis aber ehrlich gesagt auch nicht, wo man arbeiten muss, damit alle Oberärzte nie wieder Medizin studieren würden und die Mehrheit der Patienten unfreundlich ist. Oberärzte und Patienten sind halt auch nur Menschen (auch wenn es manchmal schwer zu glauben ist) und da sind halt solche und solche dabei. Ist halt die Bürde wenn man eng mit Menschen zusammenarbeitet. Aber genau das macht den Beruf auch irgendwo aus, finde ich. Heutzutage wo man sich als Arzt fast aussuchen kann wo man arbeitet, sucht man sich halt ein Team, mit dem man menschlich gut kann.
Die Bezahlung und die Arbeitszeiten sind ein deutsches Problem. Gibt ja nicht ohne Grund viele, die auswandern. Ich auch. Würde aber jederzeit zurückkommen wenn sich die Arbeitsbedingungen bessern würden. Das Hauptproblem ist das kaputtgesparte Gesundheitssystem, was eigentlich nur noch halbwegs funktioniert weil ein paar systemkonforme "Karrieremenschen" für ein kurzes Danke oder den Sitzplatz neben dem Chefarzt sich so ziemlich alles gefallen lassen würden. Und das liegt in meinen Augen daran, dass die Mehrheit der Medizinstudenten in Deutschland meistens in der Schule schon brav systemkonform gewesen sein "muss", sonst wäre man jung gar nicht ins Studium gekommen. Also liegen die Probleme richtig tief verankert, teilweise auch in unserem Schulsystem, was Querdenker oder "anders sein" fast schon demonisiert und sich damit auch jeglicher Veränderung entzieht. Und so lange es noch Assistenzärzte gibt, die ihre Überstunden nicht aufschreiben und nichts bei einer 60 Stunden Woche sagen, wird sic halt auch nichts ändern. Aber das liegt nicht am Beruf selbst, sondern primär an einigen Menschen, die diesen ausüben.