Irgendwie geht in dem Thread jetzt vieles durcheinander, vllt. hätte ich auch nicht die Gehaltsbeispiele posten sollen. Mitnichten sind das irgendwelche Overperformer! Auch ist ein Praxisinhaber und Selbstständiger kein Angestellter und trägt ganz andere Risiken, der Vergleich hinkt.
Die Frage ist doch auch, was grundsätzlich diese ganze Vergleicherei eigentlich soll und salopp gesagt ist das Leben halt viel einfacher, wenn man in seinem Tal irgendwo im Schwarzwald wohnt und jeden Tag in seinem Sägewerk arbeiten geht und nichts anderes kennt. Kann man genauso gut aufs Krankenhaus übertragen, über den Tellerrand gucken macht das Leben halt oft komplizierter.
Und ja, natürlich Vergleiche man sich auch was den Job angeht mit anderen Leuten. Da kann man dann natürlich sagen, ist doch alles super, dem LKW Fahrer gehts schlechter also ist doch alles tipptopp. Nur interessiert mich der LKW-Fahrer in dieser Perspektive relativ wenig, sondern mich interessieren Leute die ein ähnliches arbeitsmarktorientiertes Studium mit einem ähnlichen Engagement absolviert haben. Das gibt mir nämlich die Perspektive, ob der TV-Ärzte aus meiner persönlichen Sicht kompetitiv ist oder nicht. Nicht falsch verstehen, die Antwort kann für jeden individuell unterschiedlich ausfallen und egal wie das Ergebnis ausfällt sollte das nicht der einzige Faktor sein, um zu Entscheiden, ob man als Arzt arbeiten möchte oder nicht.
Da kommt aber für mich ganz klar heraus, dass er das auf keinen Fall ist. Und man muss in der freien Wirtschaft kein Overperformer sein, um über die Gehalt/Zeit Ratio des TV-Ärzte lächeln zu können. Die von mir genannten Beispiele sind alles gute Leute aber (von der Juristin mal abgesehen) keine Overperformer (gruseliges Wort). Man kann halt nur sagen, Augen auf bei der Arbeitgeberwahl und lieber zum IG-Metall, IG-BCE Betrieb oder lokalen Energieversorger gehen (die gibts nicht nur vereinzelt wie Großkanzleien). Klar kann man auch sagen, 80k für einen promovierten Ingenieur oder 72k ohne Promotion zum Jobeinstieg hauen einen nicht vom Hocker. Natürlich kann man das auch als WBA hinbekommen, der Unterschied ist nur, dass man dafür ordentlich Dienste schrubbt und dann bei 60 Stunden oder mehr pro Woche ist und nicht bei 35h. Damit verdient man dann halt pro Stunde nur noch die Hälfte, das haut mich dann schon vom Hocker. Wenn der Marburger Bund 2% Gehaltssteigerung pro Jahr aushandelt kann man sich ja ausrechnen wieviel Jahre es dauert, bis man beim gleichen Stundenlohn im TV-Ärzte herauskommt. Wenn man die Altersvorsorge mit einbezieht wird es noch viel, viel gruseliger, denn die VBL ist einfach ein Scherz. Ok, dafür gibt es das Versorgungswerk.
Es sagt ja auch viel über den TV-Ärzte aus, dass Fachärzte in Praxen als angestellte sofort mehr Geld verdienen bei besseren Arbeitszeiten und besserer Lebensqualität erreichen können. Als selbstständiger Praxisinhaber natürlich monetär noch deutlich mehr aber bei ganz anderem Risiko. Nur hinkt der Vergleich zum Angestellten im IG-Metall Betrieb mit 4-5 Jahren Berufserfahrung.
Man muss sich auch Fragen, wen man denn im System halten möchte. Wenn ich mir wirklich mal diese "Overperformer" aus meinem Abschlussjahrgang anschaue, sind davon über 50% nicht in die Klinik gegangen. Muss natürlich nicht heißen, dass das auch gute Ärzte gewesen wären, sagt aber auch etwas aus.
Das muss wie gesagt nicht heißen, dass man nicht als arbeiten sollte. Da spielen noch viele andere Faktoren mit eine erhebliche Rolle, langfristig gibt es da auch sicher interessante Perspektiven. Nur der TV-Ärzte ist aus Assistenten, Facharzt und Oberarztsicht für jeden, der engagiert sein Studium absolviert hat und seinen Job ernst nimmt im Vergleich zu entsprechend engagierten Studenten aus ähnlich arbeitsmarktorientierten Fächern einfach nicht kompetitiv.