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"Ich habe mein halbes Vermögen für Frauen, Autos und Alkohol ausgegeben, die andere Hälfte habe ich verprasst." ( George Best )
Hast du Lack gesoffen?
Das Zweiwochen-Berufspraktikum soll vergleichbar sein mit einem gesamten Medizinstudium?
Der Lehrling steht am Anfang seiner Ausbildung, der Arzt hat diese abgeschlossen; der Facharzt ist eine Weiterqualifikation.
Davon abgesehen, dass man auch Handwerkslehrlinge nicht so behandelb dürfte. Aber ich wette, selbst die haben besseren Arbeitsschutz als wir.
Ansonsten ist in dem Thread echt alles vertreten. Der PJ-Student, der die Welt verstanden hat, und genau weiß, wie man als Arzt reich wird.
Der Allgemeinmediziner, der einem erklärt, es sei doch total easy mit der Niederlassung, er habe nur 200.000 statt 300.000 bezahlt. Dass das in den meisten anderen Fachrichtungen erstens teurer ist und zweitens dadurch, dass Großpraxen und MVZs die Kassensitze aufkaufen, praktisch unmöglich geworden ist, kann man da natürlich unter den Tisch fallen lassen.
Dann wird permanent impliziert, man würde phlegmatisch seine Bedingungen akzeptieren. Ich telefoniere seit Wochen das gesamte Haus wegen der Stühle ab (als hätte ich nichts besseres zu tun).
Insgesamt ist der Thread ein perfektes Sammelsurium der Gründe, warum es in der Medizin so katastrophale Arbeitsbedingungen geben kann und sich niemand dagegen wehrt. Ja, staatsmonopolistischer Kapitalismus trifft es gut. Und ja, die Chefs haben einen durch weltfremde Weiterbildungsordnungen und Befristungen am Sack.
Die Bezahlung mag im Bevölkerungsschnitt gut sein, für Ausbildung, Arbeitsbelastung und Verantwortung ist sie unterirdisch.
Ansonsten habe ich entschieden, meine Konsequenzen zu ziehen. In der Forschung mache ich nur das aktuelle Projekt zu Ende (sind kurz vor der Veröffentlichung) - Folgeprojekte nehme ich nur noch alibimäßig an, damit mein PI mich nicht fallen lässt, und mache dafür kein Experiment mehr (wenn die MTA Kapazitäten hat kann sie ein bisschen was machen).
In der Klinik mache ich nur noch Dienst nach Vorschrift und schreibe mir jede Überminute auf. Das Chefgespräch wird nicht lange auf sich warten lassen - ich kenne von Kollegen, die ähnliches versucht haben, schon die Sprüche, die er mir aufs Brot schmieren wird ("so werden sie in dieser Klinik nicht Facharzt", "wissen Sie, wir haben viele Initiativbewerbungen"). Mein Vertrag geht noch 1,5 Jahre. Bis dahin überlege ich mir etwas anderes. Entweder doch mehr Forschung, Pharma, Beratung, anderes Fach eher nicht, dafür hasse ich die Klinik zu sehr. Keine Ahnung. Ich bin zwar örtlich gebunden, aber vielleicht kann man das auch arrangieren (privat nicht so unproblematisch, leider).
Dennoch: Ich muss jedem abraten, Medizin zu studieren.
Geändert von JungerArzt92 (17.07.2020 um 10:18 Uhr)
Wieso auch immer man 1,5 Jahre absitzen will, wenn man doch gehen könnte... Du willst doch die Forschung sowieso lassen. WAS also hält dich an einem Haus, wo du die Arbeitsbedingungen für unzumutbar hältst? Innere ist doch nun wirklich ein Fach, bei dem man nicht auf große Kliniken und Unis angewiesen ist. Notfalls sogar in einer Praxis... Ich verstehe es nicht.
Ein Chef, der ach so viele Initiativbewerbungen hat und meint, dass man mit Dienst nach Vorschrift nicht Facharzt wird, der hat den Schuss nicht gehört und noch nicht erlebt, dass die aktuelle Ärztegeneration in solchen Fällen nicht selten sagt „Jau, dann stell halt einen von diesen Initiativbewerbungen ein. ICH lasse mich nicht ausbeuten und erpressen.“. Müssen diese Herrschaften einfach mal am eigenen Leib erfahren. Aber dafür fehlt dann doch wieder der Mut, gell?
Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!
„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)
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Das soll heißen: Ich habe 1,5 Jahre, mir etwas anderes zu überlegen und mich dann darum zu kümmern. Ist ein komfortabler Puffer. Wenn die Alternative steht bin ich weg. Aber von irgendetwas muss ich leben ;)