@TE:
Ich befürchte, dass die meisten Studiengänge so sind. Die Unis sind überfüllt, die Dozenten wollen lieber forschen als unterrichten, müssen für ihr Vorankommen forschen, während einem gute Lehre für die Uni-Karriere nichts bringt. Die Lehre ist also zweitrangig, drittrangig, wird deshalb meist lieblos irgendwie nebenbei erledigt, auf eine Art und Weise, die sicherstellt, dass sie möglichst wenig Zeit in Anspruch nimmt. Man nimmt deshalb Semester für Semester möglichst viel Wissen auf, um es dann möglichst vollständig zum richtigen Zeitpunkt auszukotzen, und fängt daraufhin erneut an, möglichst viel Wissen in sich reinzustopfen. Sprichwörtliches Bulimielernen eben.
An meiner Uni war es so, dass die Qualität der Lehre in der Vorklinik deutlich höher als in der Klinik war - in der Klinik hat man halt oft gestresste Oberärzte, die zwar viel Spezialwissen haben, aber keine Ahnung mehr haben, was und wieviel ein Student im entsprechenden Semester weiß, was ein beginnender Assistenzarzt wissen sollte, oder demotivierte Assistenzärzte, die last minute dazu verdonnert wurden, ohne Vorbereitung ein Seminar zu einem Thema zu halten, von dem sie eigentlich keine Ahnung haben. Allerdings ist es in der Klinik halt deutlich einfacher zu bestehen, und das Studium insgesamt deutlich weniger stressig. Außerdem sind die Themen, obwohl nach wie vor meist pure Theorie, stärker klinisch, was den Interessen der meisten Studenten entgegenkommt. Nachdem ich den direkten Vergleich hatte: Die Qualität der Lehre in der Vorklinik fand ich im Durchschnitt vergleichbar mit der Qualität der Lehre in meinem Erststudium. Die Qualität der Lehre in der Klinik war im Durchschnitt deutlich niedriger. Aber auch da gab es Ausnahmen - in den klinisch-theoretischen Fächern (Patho, Mibi, Klinische Chemie, usw.) war die Qualität der Lehre top, und auch in manchen kleinen Fächern, wie z.B. der Urologie oder der Rechtsmedizin, war sie sehr hoch.
Ich glaub dennoch, dass du im Studium richtig bist - denn die Themen interessieren dich, der Beruf interessiert dich. Akzeptier die Tatsache, dass das Studium in Deutschland mies ist, und versuch, dich davon nicht stressen oder gar ärgern zu lassen. Mit der Zeit wird es dir egal sein und du wirst dich nicht mehr drüber aufregen. Wahrscheinlich wird dieser Punkt schon in ein, zwei Semestern erreicht sein. Versuch einfach, trotz der Belanglosigkeit des Studiums so viel wie möglich für später mitzunehmen und eine möglichst gute Zeit mit deinen Kommilitonen zu haben.