Warum sind die PKV-Vollversicherten (gemeint ist NICHT Beihilfe!) in Deutschland eher männlich, gesund und gutverdienend? Genau, weil der Staat eingreift zugunsten der GKV. Zum einen versucht man möglichst viele Leute via Versicherungspflichtgrenze in die GKV zu zwingen und zusätzlich erlaubt man der Konkurrenz das Rosinenpicken via Verzicht auf Kontrahierungszwang. Resultat ist also zwangsläufig ein gesunder Gutverdiener, der überhaupt einen Vertrag abschließen darf. Das wird immer wieder "vergessen".
Was spricht denn gegen ein Modell wie in der Schweiz, wo JEDEM ein privater Krankenversicherungsvertrag durch die allgemeine Versicherungsbranche angeboten werden MUSS? Meinetwegen auch ab Geburt, dann spielen nämlich Vorerkrankungen und zukünftiges Einkommen keine Rolle. Nachteil: Es würden schlagartig ca. 400.000 Verwaltungsfunktionäre der GKV, KV und Co freigesetzt. MdB Elke Ferner (SPD) hatte sich mal in einer Bundestagsrede solcherart geäußert, daß man dies nicht zulassen könne.
Kinder ist auch ein gutes Stichwort: ist es gerecht, wenn die einen beliebig viele Kinder (oder Großeltern auf dem Balkan oder in Anatolien) "mitversichern" können und die anderen für jedes Kind Prämie zahlen müssen? Wie gerecht ist eine Autoversicherung, wo ich beliebig viele Autos auf eine Police schreiben kann und obendrein keinerlei Selbstbehalt habe? Und wie lange würde so eine Versicherung wohl existieren können?
Das lobenswerte Ziel, mehr Kinder zu bekommen, sollte doch erreicht werden, indem ALLEN Kindern die Versicherungsprämie subventioniert wird.
Bitte auch bei allen Diskussionen nicht vergessen, daß die GKV von Bismarck für die 10% der Bevölkerung geschaffen wurden, die extrem arm waren, schlimmstenfalls Analphabeten und keinesfalls mit Geld umgehen konnten (daher das Rechtskonstrukt als Sachleistung mit dem Patienten als Mündel und Transferleistungsempfänger), Frau daheim und ganzganzviele Kinder. Daß man es geschafft hat, dieses Prinzip 90% der Bevölkerung überzustülpen (aus reinem Macht- und Lobbyinteresse) sorgt erst für die Probleme. Solange sich der Durchschnittsdeutsche 1,1 Autos hält und diese nicht nur anschaffen, sondern auch pflichtversichern und unterhalten kann, spricht überhaupt nichts dagegen, das Versicherungssystem wie in der Schweiz zu organisieren, nämlich kapitalbasiert mit Kontrahierungszwang und einer gewissen Mitverantwortung bezüglich Vertragsumfang und Leistungen.
Was die Diskussion um die GKV-Mitgliedschaft von Beamten in Hamburg angeht: bitte berücksichtigen, daß die zuständige Sozialsenatorin Frau P-S. vorher hochrangige AOK-Funktionärin war und letztendlich als deren U-Boot in der Stadtregierung agiert. Desweiteren ist das Modell in HH nicht sehr populär und wird im wesentlichen nur von "Problemfällen" genutzt. Auch ist eine flächendeckende Mitgliedschaft von Beamten in der GKV wesentlich teurer für den Staat (bitte einfach recherchieren), sonst würde es das schon lange geben. Was in Hamburg und in paar weiteren Ländern eingeführt wird, ist letztendlich die Veruntreuung von Steuergeldern zugunsten einer Klientelpolitik.