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  1. #56
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
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    Zitat Zitat von Dame Ajola Beitrag anzeigen
    Ich hatte heute mit einem Arzt ein Gespräch über die Stellung der einzelnen Facharztgruppen.
    Ich würde gerne wissen, was ihr von folgender Aussage haltet:

    „Honorare sind hauptsächlich Ausdruck der Macht der jeweiligen Facharztgruppe in der Kassenärztlichen Vereinigung“, sagt Jörg Weidenhammer, Geschäftsführer des Instituts für Gesundheits-System-Forschung (igsf). „Mit Behandlungsqualität hat das jedenfalls nichts zu tun.“

    Die höchsten Honorare bekommen die "geräteintensiven" Fachrichtungen wie z.B. Radiologen. Sind diese Fachrichtungen wirklich "mächtiger" als andere? Die Anzahl der niedergelassenen Radiologen oder Fachinternisten ist doch deutlich geringer als die von Haus- oder Kinderärzten bzw. Gynäkologen.
    Operativ tätige Augenärzte haben statistisch einen höheren Gewinn als operativ tätige Urologen. Ob die Kosten bei auch so viel höher sind?
    Ich lenke den Thread mal wieder zur Ausgangsfrage. Die grundsätzliche Annahme geht schon mal in die richtige Richtung. Im KV-System erfolgt ja die Vergütung, indem die Kassen einen vorab definierten Betrag an die KV überweisen und diese verteilt das Geld mehr oder weniger undurchsichtig an die Kassenärzte.

    Grob vereinfacht: Es gibt zunächst "vornewegsabzugsberechtigte" Fachgruppen, d.h. die dürfen zuerst und auch ohne Budget sich aus dem Topf bedienen. Wenn die sich bedient haben, wird der Rest unter allen anderen verteilt, wobei die einen besser gestellt werden als die anderen , denn "die KV kann nicht alle gleich lieb haben", Zitat ehem. KBV-Chef Andreas Köhler.

    Warum das so ist, ist relativ einfach zu erklären. Ein einfaches Motiv, sowas zuzulassen, ist der alte römische Satz "divide et impera", also wenn man dafür sorgt, daß es einigen immer besser geht als anderen, verhindert man einen Aufstand. Zum anderen stehen da wie angedeutet knallharte Lobbyinteressen dahinter. Es ist KEIN Zufall, daß es sich bei den "Vornewegärzten" um die am weitesten industrialisiertesten Fächer handelt, die ganz oft massiv Rückendeckung durch das Großkapital haben (Labormedizin wurde schon genannt). Auch die Verquickung eines Medizinbedarfsherstellers mit Krankenhausketten , die z.T. wiederum in Teilbesitz von regierungsnahen Privatleuten sind (und deren Medienapparatz und Thinktanks das ganze wohlwollend flankieren) trägt dazu bei. Daß sich die operativ tätigen Instanzen so viel mehr zugeteilt bekommen als konservativ tätige KollegInnen (Augenheilkunde ist ein gutes Beispiel) , kann man wohl ebenfalls mit Lobbyeinsatz durch Kapitalinteressen begründen.
    Dadurch, daß mit Jens Spahn erstmals ein Lobbyist unmittelbar zum Gesundheitsminister ernannt wurde, wird das ganze sicherlich nicht besser.

    https://lobbypedia.de/wiki/Jens_spahn

    Gerecht ist auf jeden Fall was anderes, aber wer ein GKV-System nach deutscher Machart begrüßt, muß eben auch solche drastischen Nebenwirkungen in Kauf nehmen. ich persönlich bevorzugte auf jeden Fall ehrliche Arbeit mit "Leistung gegen Geld" und nicht eine staatlich und durch Lobbyisten gesteuerte Zuteilung von zwangsweise eingezogenen Sozialgeldern.

    Und zum Thema Radiologie: natürlich stehen die an erster Stelle bezüglich der Honorare. Dummerweise auch bei den Ausgaben. Ich glaube, mit dem gesamten Jahresumsatz einer Psychosomatikpraxis kann ich gerade mal eine Stromrechnung von ein paar Wochen begleichen. Die Radiologen müssen seit April durch die GKV Abschläge von ca. 15% auf Schnittbildgebung hinzunehmen. Das ist natürlich logisch, denn Strom, Personal und Technik sind selbstverständlich auch billiger geworden
    Also Marktmacht und Lobbyisteneinfluß sieht so NICHT aus. Da aber immer mehr ins Schlingern geratene Radiologiepraxen von Finanzinvestoren übernommen werden, die dann hinter den Kulissen die Politik im BGM und KVen beeinflussen können, sieht es in 15 Jahren vielleicht wieder anders aus.
    Geändert von tarumo (09.08.2020 um 09:38 Uhr)
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  2. #57
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
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    Zitat Zitat von daCapo Beitrag anzeigen
    a) Achso, die arme PKV darf nur die jungen reichen nehmen und die Beamten? Ich kenne jmd. der wegen Asthma in der Kindheit (jetzt nicht mehr) als Besserverdienender dort abgelehnt wurde.
    Ganz genau. Die machen das, weil es ihnen der Gesetzgeber erlaubt hat. Erst mal fallen die Leute unter der willkürlichen Versicherungspflichtgrenze weg und die Rosinenpickerei bezüglich Gesundheit gibt es nur, weil sie ausdrücklich erlaubt wurde. In anderen Ländern gibt es nämlich einen Kontrahierungszwang, aber den will die Politik ja nicht, weil die Leute ja eben in die GKV gezwungen werden sollen.
    Auch daß Selbstständige in der GKV ungern gesehen sind, hat historisch-politische Gründe. Wo es kein Geld vom AG einzuziehen gibt, hat die GKV zu viel Mühe. Daher überläßt man diese Leute auch der PKV, auch wenn sie weit unter der Versicherungspflichtgrenze liegen würden.

    Zitat Zitat von daCapo Beitrag anzeigen
    b) Die GKV von Bismarck war für die elenden Massen in den Industrieregionen da. Die dem ganzen Land erheblichen Wohlstand gebracht haben. Sicherlich nicht nur Frauen mit vielen Kindern.
    Nichts anderes habe ich behauptet. Und die Frauen des Industrieproletariats blieben daheim und mußten sich um die Kinder kümmern. Ansonsten war Deutschland vor 200 Jahren überwiegend ländlich geprägt und da mußten alle ran...
    Bitte vielleicht nochmal darauf eingehen, warum eine Sozialkasse für die "elenden Massen" auf einmal für 90% der Gesamtbevölkerung zuständig sein sollte?

    Zitat Zitat von daCapo Beitrag anzeigen
    Die meisten Leute wollen jedoch eher weniger zahlen, sozusagen eine Basisversicherung, die alles medizinisch notwendige abdeckt: Wer Sonderwünsche hat, kann ja gerne eine private Zusatzversicherung abschließen.
    Es ist doch beabsichtigt, daß neben der Einheits-Bürgerversicherung AUSDRÜCKLICH private Zusatzversicherungen angeboten werden sollen. Daß heißt, es wird nochmal teurer, weil zum GKV-Satz dann noch die private Zusatzversicherung drauf kommt, Arme schauen wieder in die Röhre, und die GKV wird noch vielvielviel teurer werden, weil die PKV als Korrektiv und Konkurrenz wegfällt.

    In der Zahnmedizin ist dieses Modell mit Zusatzversicherungen schon etabliert. Gerecht?
    Übrigens auch mit ein Grund, warum sich die PKVen nur halbherzig wehren- die werden ihr Geld dann eben so verdienen.

    Zitat Zitat von daCapo Beitrag anzeigen
    c) Nee es ist nicht teurer für den Staat, wenn alle Leute in einer Versicherung sind (auch Beamte). Aber diese Diskussion hatten wir schonmal.
    Da der Beitrag für den einzelnen Beamten in der GKV wesentlich höher ausfällt (kann man leicht recherchieren) und der Staat sich jeweils anteilig beteiligt, wird es in der Gesamtheit teurer. Aus diesem Grund hat man bis in die 2010er Jahre alle diesbezüglichen Versuche gleich wieder verworfen. Hätten sich Schäuble oder Eichel das sonst entgehen lassen? Dadurch, daß jetzt Kassenfunktionäre direkt in die Regierung gelangt sind (wie im Hamburg) oder Bundesländer wie Berlin und Thüringen tiefrot regiert werden, weicht die Vernunft zunehmend der Ideologie. Dazu haben kassennahe Kreise und Lobbyisten wie Bertelsmann dermaßen viele Pressemeldungen mit anderslautenden Zahlen publiziert, daß man mittlerweile ziemlich lange suchen muß, um an neutrale Infos zu gelangen.
    Übrigens war auch nicht die Rede von EINER Versicherung, denn die Kassen sollen ja fortbestehen. Wir haben dann als nicht EINE Bürgerversicherung, sondern 150 davon, was den Wahnsinn komplett macht.
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  3. #58
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    Zitat Zitat von daCapo Beitrag anzeigen
    Ahja, das gleiche Problem hat auch meine Kollegin, aber irgendwann wird man auch mit dem Grundgehalt die Grenze überschreiten mit den Jahren. 4000€ sparen im Jahr...und wer weiß, was in 10 Jahren ist.
    Als Assistenzarzt nicht zwangsläufig. Stand jetzt liegt ein Uni Assistenzarzt im dritten Jahr rein mit dem Grundgehalt knapp unter der Grenze. Im vierten Jahr liegt man dementsprechend drüber.

    Nur wenn du jetzt im dritten Jahr bist, hilft dir das nicht unbedingt, denn nächstes Jahr wird auch Versicherungspflichtgrenze angehoben werden. Wenn du Pech hast, liegst du dann wieder knapp drunter. Und ein Jahr später dann wieder das selbe Spiel. Relativ sicher drüber kommst du mit dem Grundgehalt dann erst als Facharzt.

    Wenn du jetzt auch noch eine große Anwartschaft hast, die gut und gerne mal 125 Euro im Monat kostet, wirds besonders ärgerlich. Dann kommen zu den 100 Euro die du in der PKV in jungen Jahren monatlich sparen würdest, noch mal 125 Euro monatliche zusätzliche Kosten dazu. Macht jährlich einen Nettoverlust von knapp 3000 Euro.

    Wenn dich der sture Mensch von der Gehaltsabrechnung dann erst als FÄ in die PKV lässt statt im 2. Weiterbildungsjahr, dann klaut er dir ungefähr 15.000 Euro netto. Oder anders gesagt: weil dir die Gehaltsabrechnung nicht einen dreizeiligen Wisch ausdruckt, arbeitest du quasi ein halbes Jahr umsonst.

    Das ist schon verdammt ärgerlich.

    Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass man insgesamt mit der PKV über das ganze Leben gerechnet Geld spart. Gerade als Ärztin nicht, wo man im Alter keinen GRV Zuschuss bekommt. Grund für einen Wechsel sollte immer die individuelle und in mancherlei Hinsicht bessere oder zumindest flexiblere medizinische Versorgung sein, NICHT die vermeintliche Ersparnis.

    Diejenigen, die denken sie könnten mit der PKV dauerhaft sparen, sind dann meistens die, die im Alter rummaulen, weil ihr Vertrag angeblich unbezahlbar geworden ist.



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  4. #59
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    Zitat Zitat von GelbeKlamotten Beitrag anzeigen
    Diejenigen, die denken sie könnten mit der PKV dauerhaft sparen, sind dann meistens die, die im Alter rummaulen, weil ihr Vertrag angeblich unbezahlbar geworden ist.
    Das ist auch sinnvoll so. Das gesparte Geld sollte man schon so anlegen, daß man im Alter eine Beitragserhöhung gut abfedern kann. Also nicht verjubeln.

    Mir persönlich ist es z.b. wichtig, daß ich nicht als "Mündel" und Zuteilungsempfänger auftreten muß bzw. meine Ärzte zu solchen degradieren muß, ich für meine Gesundheit selbst verantwortlich bin (in der GKV ist das genau nicht der Fall) und daß nicht ein anonymer GBA ("Großer-Bruder-Ausschuss") orwellschen Zuschnitts darüber entscheidet, was ich an Therapie bekommen darf und was nicht.
    Und wenn ich z.B. keine Homöopathie will, dann schließe ich das per Vertrag ganz einfach aus.

    Funktioniert bei zig Millionen Fahrzeugversicherungen einwandfrei.
    Und ich will auch nicht mit meinen Einnahmen einen Verwaltungswasserkopf (alleine die AOK hat mehr Angestellte, als es überhaupt niedergelassene Ärzte gibt) mit seiner überbordenden Bürokratie, den aufgrund der Situation der Kassen immer weiter zunehmenden wirtschaftlichen Druck und den daraus resultierenden Zumutungen für Personal und Patienten mit einem erheblichen Anteil meines Gehaltes finanzieren müssen. Zumindest nicht freiwillig.

    Wer statt ein paar hunderttausend GKV-Bürokraten auch nicht die Hochfinanz a la Allianz unterstützen will, kann auch seine Police bei einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit "aG" abschließen... da gibt es einige.
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    Zitat Zitat von tarumo Beitrag anzeigen
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    Mir persönlich ist es z.b. wichtig, daß ich nicht als "Mündel" und Zuteilungsempfänger auftreten muß bzw. meine Ärzte zu solchen degradieren muß, ich für meine Gesundheit selbst verantwortlich bin (in der GKV ist das genau nicht der Fall) und daß nicht ein anonymer GBA ("Großer-Bruder-Ausschuss") orwellschen Zuschnitts darüber entscheidet, was ich an Therapie bekommen darf und was nicht.
    Und wenn ich z.B. keine Homöopathie will, dann schließe ich das per Vertrag ganz einfach aus.

    Funktioniert bei zig Millionen Fahrzeugversicherungen einwandfrei.
    Und ich will auch nicht mit meinen Einnahmen einen Verwaltungswasserkopf (alleine die AOK hat mehr Angestellte, als es überhaupt niedergelassene Ärzte gibt) mit seiner überbordenden Bürokratie, den aufgrund der Situation der Kassen immer weiter zunehmenden wirtschaftlichen Druck und den daraus resultierenden Zumutungen für Personal und Patienten mit einem erheblichen Anteil meines Gehaltes finanzieren müssen. Zumindest nicht freiwillig.

    Wer statt ein paar hunderttausend GKV-Bürokraten auch nicht die Hochfinanz a la Allianz unterstützen will, kann auch seine Police bei einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit "aG" abschließen... da gibt es einige.
    Da stimme ich dir ausnahmsweise mal vollkommen zu.



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