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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
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    Hallo,

    ich habe seit etwas mehr als 1,5 Wochen meine erste Stelle in der Inneren Medizin an einem kommunalen Haus angetreten (Gastroenterologie), komme direkt vom Studium.

    Zunächst bin ich 4 Tage bei einem Kollegen mitgelaufen und seit letzter Woche muss ich die Station mit 10 - 12 Patienten komplett alleine machen.
    Es gibt zwar erfahrene Assistenten, die man "nerven kann", häufig sind diese jedoch selbst auch in der Funktion oder völlig mit ihren eigenen Sachen beschäftigt.

    Letzte Woche habe ich bereits 4 Transfusionen gemacht, davon 3 an einem Tag. Da habe ich natürlich nochmal einen erfahrenen Assistenten drüber schauen lassen, bevor ich das Ding angehängt habe aber die ganze Vorbereitung, Kreuzen, Bedside-Test etc. habe ich alles alleine gemacht. Jeden Tag werden 3-4 Patienten entlassen, dann wird die Station sofort wieder gefüllt. Bei mir liegen teilweise schwer erkrankte onkologische Patienten, denen ich die Erstdiagnose sagen durfte letzte Woche. Letzte Woche habe ich am Telefon Angehörigen sagen müssen, dass ihre Mutter im Sterben liegt.

    Ich habe eine nette Oberärztin und die Assistenten untereinander sind sehr nett, aber selbst auch völlig überfordert. Das Endoprogramm ist immens, Ultraschalluntersuchungen mache ich und normalerweise schaut ja dann die Stationsoberärztin drüber, aber sie mussten alle das Endo-Programm abarbeiten. Heute musste einer diagnostisch punktiert werden (Aszites), aber der Patient hatte kaum noch Aszites und ich habe mir das alleine nicht zugetraut direkt in Lebernähe reinzustechen. Ich habe dann eine andere Oberärztin, welche gerade in der Funktion war gefragt, ob sie kurz drüber schauen könnte und dann bekam ich keine so netten Worte zu hören.

    Heute lag ein Patient mit Bauchschmerzen bei mir mit V.a. auf Appendizitis, welcher gestern in der Notaufnahme aufgenommen wurde und nach Rücksprache mit einem Chirurgen erst einmal internistisch aufgenommen wurde. Der Patient wurde heute von mir nochmals klinisch genau angeschaut, hatte keine typischen Asziteszeichen und im Ultraschall war auch nichts zu sehen. Dafür war ein Harnstau zu sehen, daher Diskussion Verlegung in die Urologie. Dann war sich meine Oberärztin nicht sicher, ob es nicht doch eher eine Nierenzyste sei. Der Patient wurde nochmal geschallt und sie empfand die Symptomatik als V.a. Cholezystitis (leichter Flüssigkeitssaum um die Gallenblase, aber keine Dreischichtung, Murphy-Zeichen positiv). Also dieses Mal erneut chirurgisches Konsil, dann bekam ich einen Anruf seitens des Konsiloberarztes, "ich hätte das Konsil 7 Minuten vor Feierabend um 16.00 Uhr gestellt, da schaut er sich das nicht mehr an. Soll mich an die Dienstärztin wenden". Diese drückte dann ähnliche Sprüche ("hab eigentlich keine Zeit, er soll halt vorkommen aber muss warten etc. Warum wir das immer nachmittags machen etc."). Das Ultraschall lief halt erst um 15.30 Uhr, gleichzeitig soll man noch in die Tumorkonferenz da da 3 Patienten von mir auch besprochen wurden. Mit 4 meiner Patienten ist kaum eine Anamnese möglich, da nur rudimentäre Deutschkenntnisse. Sozialdienst kommt auch kaum weiter, manchmal hört man gar nichts mehr.

    Kurzum ich fühle mich total überfordert, wir alle sitzen bis 19.00 Uhr da, selbst die erfahrenen Assistenten. Am Freitag sind wir fast um 19.45 Uhr gegangen. Die Pflege ist völlig überfordert mit dem Durchlauf, ich habe ständig Angst was zu übersehen, Fehler zu machen und einen Anschiss zu kassieren. Mir sind auch kleine Fehler passiert, einmal ein MRT vom Privatpatent vom Chef zu spät angemeldet (24h Zeit verloren), einmal eine gesicherte Butterfly-Nadel im Bett vergessen (ja das hätte wirklich nicht passieren dürfen, aber auch da galt wieder schnell schnell) und einmal einen Befund zu spät gesehen und Atorvastatin ein paar h zu spät angesetzt. Angehörige kommen den ganzen Tag oder rufen an, wollen Gespräche, es fehlen Befunde, die selbst bei Anforderung oft nicht kommen.

    Die Rückmeldung seitens der Altassistenten bezüglich meiner Arbeit ist sehr gut, die Oberärztin sieht es wohl auch so aber ich fühle mich derartig überfordert, Dinge die ich theoretisch weiß fallen mir oft nicht mehr ein und ich habe Angst, die Probezeit nicht zu überstehen. Ich schlafe schlecht, komme kaum zur Mittagspause, wir alle arbeiten permanent durch und habe abends öfters Bauchschmerzen.



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  2. #2
    gern geschehen Avatar von Kackbratze
    Mitglied seit
    05.04.2003
    Ort
    LV-426
    Semester:
    Ober-Unarzt
    Beiträge
    23.478
    Ich würde sagen, eine Top-Stelle in einer Klinik mit Zukunft. Die Bauchschmerzen vergehen, wenn Du dir gezielt eine Droge der Wahl zum Schlafen suchst und parallel dein Privatleben auf 0 reduzierst.
    Ansonsten würde ich Dir zu einer anderen Stelle raten.

    Kacken ist Liebe!
    Salmonella ist Kacken!


    What have you done today to earn your place in this crowded world?



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  3. #3
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
    Mitglied seit
    12.09.2002
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    Jeg arbejder hjemmefra.
    Beiträge
    38.370
    Du wirst die Probezeit von Seiten deiner Vorgesetzten sicher überstehen, keine Frage. ABER... die Frage ist, ob du angesichts dieser Bedingungen die Probezeit in dieser Abteilung überstehen MÖCHTEST. Überstunden bis 19 Uhr oder drüber für alle? Regelhaft? Ernsthaft? Und offenbar sieht es in anderen Abteilungen nicht besser aus.
    Zwar scheint man ja zu versuchen, dich zu unterstützen, aber Zeit für Weiterbildung im eigentlichen Sinn ist offenbar nicht.
    Ich persönlich würde mir überlegen, ob ich da arbeiten will...
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



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  4. #4
    Diamanten Mitglied Avatar von Matzexc1
    Mitglied seit
    27.09.2006
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    Heim zu Wein und Wald
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    4.Wbj-Anästhesie
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    3.664
    Ich bin seit Mai in der universitären Anästhesie und an manchen Tagen ist mir auch alles zu viel

    Dazu muss ich aber sagen, dass deine Arbeitsbedingungen sich grausig anhören. Ich würde mir eine andere Stelle suchen, die Wahrscheinlichkeit für einen Burnout ist bei dir riesig und rechtlich gesehen ist das ganze auch für dich heikel
    Geduld ist eine Tugend.
    Aber warum dauert alles immer so lange?

    Und als alle Hoffnung verloren war,kam ein Licht von oben und eine Stimme sprach:
    "Fürchte dich nicht, denn es könnte schlimmer sein"
    Und siehe da es kam schlimmer.



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  5. #5
    Psycholabertante
    Mitglied seit
    27.06.2005
    Ort
    Köln
    Semester:
    OÄ Psychiatrie
    Beiträge
    33

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    Das klingt echt mehr als nur bescheiden.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass du die Probezeit überstehen würdest seitens der Klinik, du bist ja gut!
    Aber willst *du* das überhaupt?

    Lass dir bloß nicht einreden, dass es ausschließlich an dir und deinem Zeitmanagement liegen würde, wenn du Überstunden machen musst! Guter Anhaltspunkt für die offensichtliche mangelnde Personalbesetzung und/oder organisatorische Mängel sind ja auch die Anzahl der Überstunden der Alt-Assistenten und der Oberärzte. Wenn die genauso lang da sind, kannst du davon ausgehen, dass das nicht am jeweils individuellen Können liegt.

    Klar, als Anfänger ist es natürlich besonders hart und ein gewisser Teil der Überforderung kommt sicher auch daher, dass es eben für dich noch keine Routine ist und es noch keine persönlichen Erfahrungswerte gibt, auf die man zurückgreifen kann.
    Aber das kommt noch!
    Ein Großteil der von dir beschriebenen Situation klingt aber sehr nach strukturellem grundsätzlichem Problem, was du als Einzelner wenn überhaupt nur bedingt ändern können wirst.

    Ich kenne solche Kliniken/Abteilungen auch - das ist leider keine Seltenheit.
    Aber wenn du nicht aus privaten oder sonstigen Gründen gezwungen bist, an *genau* dieser Klinik zu bleiben, würde ich nach 6 Monaten (drunter wird es nicht für die FA-Weiterbildung anerkannt, oder?) wirklich mit den Füßen abstimmen und wechseln.
    Es gibt immerhin noch ein paar andere Kliniken, wo es zumindest etwas besser ist (soweit im Rahmen des Gesamtsystems halt möglich).
    Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.
    René Descartes



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