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Zitat von
Haffi
Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Entwicklung für längst überfällig halte.
Ehrlich gesagt bin ich erschüttert über diesen Beitrag.
Du legitimierst hier nichts anderes als die Enprofessionalisierung und Entsorgung des Arztberufs.
Klar können Menschen ohne Studium oder gar schulicher Ausbildung Funktionsprüfungen wie Echokardiographie oder gar Herzkatheter erlernen, wenn man sie wochenlang gezielt darauf trainiert. Ich glaube sogar mein zehnjähriger Cousin könnte abdomen sonographieren, wenn man ihn zwei oder drei Monate gezielt darauf trainiert. Von Blutabnehmen, das als ärztliche Aufgabe definiert wurde, ganz zu schweigen.
Klar kann man diese Entprofessionalisierung und Lohndumping mit anderen Berufen betreiben. Macht man ja auch.
Statt Ingenieuren kann man Praktikanten aus den Ingenieurswissenschaften für wenig Geld viele Arbeiten verrichten lassen, die normalerweise Ingenieure machen würden. Oder man lässt ausgebildete Ingenieure erstmal ein Praktikum machen bevor sie überhaupt etwas machen dürfen. Statt in Deutschland ausgebildeten Krankenschwestern kann man Pflege aus ärmeren Ländern mit fragwürdiger Ausbildung und mangelnden Deutschkenntnissen anwerben, um Forderungen der Pflege nach besseren Arbeitsbedingungen zu umgehen. Oder Schwesternhelfer einsetzen. Handwerker kann man durch illegale osteuropäische Arbeiter ersetzen.
Ausbildungsberufe kann man also entkernen und die einzelnen Aufgaben auf Leute mit geringerer oder gar keiner Qualifikation verteilen. Man kann die Arbeitnehmer aber auch durch Ausländer ersetzen, die geringer bezahlt werden und /oder anspruchsloser sind.
Ich sehe mehrere ethische und rechtliche Probleme darin.
Die Assistenzarztzeit und das Studium sollen dazu dienen Studenten und Assistenten weiterzubilden. Die Studenten und Assistenten, die sich durch Abitur und Studium gebissen haben, haben also einen ANSPRUCH auf Weiterbildung - vor nicht ärztlichen Berufen. Sie haben diesen Anspruch rechtlich, aber auch ethisch verdient. Wenn seitens der Oberärzteschaft also keine Weiterbildung statt findet ist das ein Betrug am Studenten/Assistenten.
Der Arzt haftet trotzdem für Alles, obwohl nicht ärztliches Personal z.B. auf der Intensiv die Beatmungsgeräte einstellt. Mal abgesehen davon, dass ich mir zu schade dafür bin den Unterschriftengeber zu spielen, ist es vom Gesetzgeber gar nicht so konzipiert, dass die Intensivschwester oder Diabetesassistentin überhaupt Medikamente anordnet oder Entscheidungen trifft. Warum sollte ich z.B. im Dienst dafür haften was ich weder entschieden habe, wofür ich auch nicht ausgebildet wurde? Soll es doch das nicht ärztliche Personal rechtfertigen. Rechtlich ist es problematisch und ethisch auch. Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber mir geht es im Job nicht nur darum Bürokram zu erledigen, sondern auch Dinge zu verstehen und zu entscheiden. Autonomie über meine Entscheidungen zu haben, Erfolgserlebnisse zu haben. Mich befriedigt diese Abhängigkeit und das Dasein als Buchhalter nicht.
Und irgendwann ist man Facharzt, für Alles verantwortlich kann aber nichts. Es gibt Internisten, die keine Funktionsprüfung beherrschen und Chirurgen, die zum ersten Mal als Fachärzte eigenständig operieren. Klar ist diese Form von Abhängigmachen für den einen oder anderen Chefarzt attraktiv.
Es ist in dem Sinne auch eine Form der Hinterhältigkeit. Würde man mit offenen Karten spielen und die rechtlichen Bedingungen schaffen, damit das nicht ärztliche Personal autonom entscheiden darf, würden viele junge Menschen diesen Beruf des Buchhalters nicht mehr ergreifen.
Ähnliches könnte man auch über viele andere Berufe sagen wo diese Form der Degradierung statt findet.