teaser bild
Seite 14 von 59 ErsteErste ... 410111213141516171824 ... LetzteLetzte
Ergebnis 66 bis 70 von 294
Forensuche

Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #66
    Platin-Mitglied Avatar von LasseReinböng
    Mitglied seit
    17.06.2003
    Semester:
    5+ WBJ.
    Beiträge
    2.062

    - Anzeige -

    Interesse an einer Werbeanzeige hier?
    mehr Infos unter www.medi-a-center.de

    Zitat Zitat von IceEngine21 Beitrag anzeigen
    Ich habe den Beitrag des TE gelesen und dieser hat mich inspiriert etwas zu schreiben.
    Nur als Gedankenanstoß. Ich habe in den USA als AA in der Allgemeinchirurgie gearbeitet:

    - Blutabnahmen wurden von Phlebotomisten gemacht, egal welcher Tag, welche Uhrzeit
    - periphere IV Anlagen von den Krankenpflegern
    - bei schwierigen Venenverhältnissen gerne eine US-gesteuerte pIV Anlage durch geschulte Krankenpfleger oder sogar eine PICC. ZVKs wurden nicht "elektiv" gelegt nur bei schlechten Venen.
    - alle Medikamente durch Krankenpfleger, nichts von wegen "Erstgabe Antibiotikum durch Arzt"
    - NG Magensonden durch Krankenpfleger, wobei Stations/Pflege-abhängig
    - Blutkonserven durch die Krankenpfleger (Labor garantiert für richtige Konserven, kein Bedside Test)
    - Ultraschall wenn elektiv dann durch Radiologie Personal (Ich habe nur für FAST im Schockraum oder für ZVK/Arterien geschallt)
    - Speziell Intensivstation: Beatmungseinstellung durch "Respiratory Therapist", wobei meist immer mit Anweisungen vom Arzt basierend auf BGAs, parenterale/enterale Ernährung durch "Nutritionist" Mon-Fri wobei Krankenhaus-abhängig
    - Kurze Arzt/Entlassbriefe natürlich durch Assistenzärzte, aber chirurgisch "knapp" ohne lange Sätze
    - Notaufnahme wird meist komplett von Notfallärzten "emergency physician" und Notfallpersonal geleitet, alle anderen Abteilung werden auf "Konsil" hinzugrufen, auch Krankenhaus-abhängig
    - viele Sozialarbeiter und Case Manager, um Pt strukturiert zu entlassen (klappt natürlich auch nicht immer gut, ist aber für den Arzt weniger Arbeit als in D)

    - Im OP gab es keine große Unterschiede zu dem, was ich aus Deutschland kannte. Einige Chirurgen operieren mit eigenen PAs, meistens wenn sie nicht fest angestellt im Krankenhaus arbeiten, sondern nur als Belegarzt arbeiten.

    Mein Fazit? Ich kann die Dinge, die oben gelistet sind auch alle selbst erledigen. Allerdings waren wir so beschäftigt mit vielen kranken Patienten, dass ich immer sehr froh war, dass dies von anderem Personal erledigt wird. Ich bin froh, dass ich weiß, wie man einen Beutel parenterale Ernährung für einen Pt mit Proteinen, KH, Fett und Elektrolyten berechnet. Aber umso froher bin ich, dass dies auf von jemand anderem erledigt wird, wenn ich am WE eine Intensivstation alleine mit 10-15 Patienten betreue für 24h und zwei Patienten vielleicht neue ZVKs brauchen und beim dritten der OA entscheidet eine Bedside Laparotomie zu machen... Die Sekretärsarbeit wird eben auf einem Minimum gehalten.
    - Welchen Vorteil hat es, wenn ich als Arzt in Deutschland einen Bedside Test bei EK Gabe mache, wenn das genauso gut von einem Labor gemacht werden kann und mich auf Station aber 15min kostet?
    - Welchen Vorteil, wenn ich selbst einen Carotis Duplex versuche, wenn es ein(e) MTA viel besser und schneller kann?

    Fokus in den USA liegt auf dem klinische Denken, der Evaluation von diagnostischen Ergebnissen und auf den Operativen Fertigkeiten.

    So eine Entwicklung würde ich mir auch in Deutschland wünschen. Der Beitrag spielt natürlich meine persönliche Meinung weiter.
    Ich denke auch, daß nichtärztliches medizinisches Fachpersonal eher nützt als schadet... meinen Arbeitsplatz sehe ich dadurch bislang nicht gefährdet.

    Bevor ich aber gerne eine MTA hätte, die ein TTE macht, hätte ich lieber eine Fachkraft, die BE's erledigt...einen Sozialdienst, der auch mal erreichbar ist, eine Arzthelferin, die mal Befunde beim Hausarzt anfordert usw. usf....selbst diese basalen Dinge funktionieren doch in vielen deutschen Kliniken kaum. Vielleicht funktioniert das in den operativen Fächern noch (?!)...in der Inneren ist es m.E. bei einem völlig anderen work load einfach nur ein Witz. Die jeweiligen Fachkräfte sind oft für mehrere Stationen verantwortlich, werden dermaßen zugebombt mit Aufgaben, sind unterbesetzt, frustriert.....und nicht selten einfach nicht da weil... "krank".

    Bezüglich bedside test - hier hast Du anscheinend den Sinn des bedside Tests nicht ganz verstanden ?!! Dieser dient dazu, Patientenverwechselungen am Krankenbett zu vermeiden. Wie wird das denn in den USA gehandhabt ?
    Dark humor is like food - not everyone get's it (Joseph Stalin)



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  2. #67
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    04.08.2012
    Semester:
    5. WBJ Psychiatrie
    Beiträge
    10.735
    In dieser Hinsicht kann Deutschland viel von Österreich lernen. BEs und Braunülen macht 24/7 die Pflege. Magensonden macht auf vielen chirurgischen und internistischen Stationen heute auch 24/7 die Pflege. (Von der es natürlich viel mehr gibt als in Deutschland.) Befunde anfordern, Termine vereinbaren, usw., tun Mo-Fr die Stationssekretärinnen. Sozialdienst ist Mo-Fr eigentlich auch immer erreichbar. Das war noch vor sechs Jahren ganz anders. Hätte man früher für völlig undenkbar gehalten. Es hat sich in dieser Hinsicht aber in sehr kurzer Zeit sehr viel getan. Wien ist noch etwas hinten nach, so wie fast immer, aber selbst in Wien sind die meisten dieser Tätigkeiten heute in der Regel keine ärztliche Tätigkeit mehr. Ist also durchaus möglich, wenn es den politischen Willen dazu gibt.



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  3. #68
    Gold Mitglied Avatar von Haematopoesie
    Mitglied seit
    18.04.2014
    Semester:
    11
    Beiträge
    452
    In den USA findet im Moment eine Gegenbewegung zu den selbständig arbeitenden NP (=Nurse practicioners) statt. Da kam gerade ein Buch (Patients at Risk: The Rise of the Nurse Practitioner and Physician Assistant in Healthcare) heraus, das vor Autonomie dieser Berufsgruppe warnt. Ein großes Problem ist anscheinend, dass man ohne Erfahrung, gleich nach dem College (kombinierter Nursing Bachelor) eine Online-Weiterbildung zum NP machen kann - ohne Standards. Diese NPs dürfen dann selbstständig Patienten in der eigenen Praxis behandeln und jegliche Arzneimittel verschreiben.

    Links hierzu:
    https://www.physiciansforpatientprotection.org
    https://www.reddit.com/r/Noctor/
    https://www.reddit.com/r/Residency/

    ...Was ich damit sagen will: wir haben das andere Extrem, ich denke, irgendwas in der Mitte würde den Ablauf in der Klinik verbessern.



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  4. #69
    Dunkelkammerforscher Avatar von freak1
    Mitglied seit
    02.10.2010
    Semester:
    FA
    Beiträge
    2.369
    Zitat Zitat von IceEngine21 Beitrag anzeigen
    - Blutkonserven durch die Krankenpfleger (Labor garantiert für richtige Konserven, kein Bedside Test)

    - Welchen Vorteil hat es, wenn ich als Arzt in Deutschland einen Bedside Test bei EK Gabe mache, wenn das genauso gut von einem Labor gemacht werden kann und mich auf Station aber 15min kostet?
    Du hast den Sinn des Bedside-Test nicht verstanden. Auch in Deutschland garantiert das Labor bzw. die Blutbank für das was auf der Konserve draufsteht. Den Bedside-Test machst du am PATIENTEN(!!! nicht am EK) um eine Patientenverwechselung mit konsekutiver falscher EK Gabe zu verhindern.



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]
  5. #70
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    08.10.2019
    Beiträge
    210

    - Anzeige -

    Interesse an einer Werbeanzeige hier?
    mehr Infos unter www.medi-a-center.de

    Ich sehe durchaus den schmalen Grad, auf dem man sich da bewegt. Eine chirurgische Assistenzkraft ist toll, wenn sie die 2. Assistenz bei der Hüft-TEP oder der Leberteilresektion macht, und wenn sie vielleicht die Kameraführung bei der 235. Gallenblase übernimmt. Problematisch wird es dann, wenn sie die 1. Assistenz macht, weil sie naturgemäß deutlich eingeübter als der Assistenzarzt im 2. Jahr ist, der dann Hakenhalten darf und stagniert.

    Ebenso bei den Echos, natürlich nimmt diese Routinetätigkeit viel Zeit der Oberärzte ein. Anderseits finde ich eine Ausbildung durch niedriger qualifiziertes Personal problematisch und wenn nichtmal der Oberarzt regelmäßig Echos macht, sondern endgültig im Herzkatheter verschwindet, wie soll dann der Assistenzarzt die notwendige Routine erhalten? Und gerade im Notaufnahme/ITS-Dienst außerhalb der Regelzeit ist es doch essentiell, auch selber schallen zu können.

    Andere Berufsgruppen wie Diabetes- und Ernährungsberater halte ich dagegen für einen wahren Segen, das sind wirklich zeitraubende, sehr spezielle und auch irgendwie nervige Angelegenheiten, die in meinen Augen wenig praktische Relevanz haben. Meine letzte Klinik hatte eine einwöchige Rotation inklusive Teilnahme an Diabetes- und Pumpenschulungen in der gastroenterologischen Rotation, das ist in meinen Augen für einen Einblick ausreichend. Für die Notfallkompetenz brauche ich kein Wissen über 22 verschiedene Insuline, für die Zusatzbezeichnung Diabetologie schon eher. Auch im niedergelassenen Bereich kann ich mir viel Arbeitsentlastung durch Fachassistenzen vorstellen, z.B. bei den DMP-Programmen, den Hausbesuchen oder dem obligatorischen Krankschreibungsbesuch am Montagmorgen. Dann bliebe vielleicht mehr Zeit für richtige Anamnese und Diagnostik, ein bisschen Gesprächstherapie oder auch die Vorbereitung von Angehörigen, was Omas Hirnmetastasen denn nun für die Zukunft bedeuten.

    Ansonsten würde ich davo zustimmen, primär brauchen wir eine Entlastung von nicht-medizinischen Routineaufgaben, nicht von ärztlichen Kernaufgaben wie diagnostischen Maßnahmen oder OP-Assistenz. Ich fand es in der Famulatur in England eher befremdlich, wie wenig man hands-on am Patienten macht und wie viel irgendwelche Berufsgruppen eigenverantwortlich entscheiden.

    Ich sehe aber auch, wie viele Kollegen versuchen mit Minimalaufwand durch den Tag zu kommen, minimales Wissen mitbringen und keinerlei Bereitschaft zeigen, sich außerhalb dessen, was ihnen vorgekaut wird auch nur irgendwie mit Fachwissen zu belasten. Die Intensivstation ist da der traurige Höhepunkt, wo man nur froh sein kann, dass die Pflege nachts die schlimmsten Verbrechen von irgendwelchen Rotanden zu verhindern wusste. Das bereitgestellte Skript in den 4 Wochen vor Rotationsbeginn durchzuarbeiten oder wenigstens einen kleinen Klinikleitfaden mal durchzublättern scheint außerhalb der Vorstellungskraft zu liegen.



    MEDIsteps - Verringert Bürokratie deiner ärztlichen Weiterbildung - [Klick hier]

MEDI-LEARN bei Facebook