Zitat von
IceEngine21
Ich habe den Beitrag des TE gelesen und dieser hat mich inspiriert etwas zu schreiben.
Nur als Gedankenanstoß. Ich habe in den USA als AA in der Allgemeinchirurgie gearbeitet:
- Blutabnahmen wurden von Phlebotomisten gemacht, egal welcher Tag, welche Uhrzeit
- periphere IV Anlagen von den Krankenpflegern
- bei schwierigen Venenverhältnissen gerne eine US-gesteuerte pIV Anlage durch geschulte Krankenpfleger oder sogar eine PICC. ZVKs wurden nicht "elektiv" gelegt nur bei schlechten Venen.
- alle Medikamente durch Krankenpfleger, nichts von wegen "Erstgabe Antibiotikum durch Arzt"
- NG Magensonden durch Krankenpfleger, wobei Stations/Pflege-abhängig
- Blutkonserven durch die Krankenpfleger (Labor garantiert für richtige Konserven, kein Bedside Test)
- Ultraschall wenn elektiv dann durch Radiologie Personal (Ich habe nur für FAST im Schockraum oder für ZVK/Arterien geschallt)
- Speziell Intensivstation: Beatmungseinstellung durch "Respiratory Therapist", wobei meist immer mit Anweisungen vom Arzt basierend auf BGAs, parenterale/enterale Ernährung durch "Nutritionist" Mon-Fri wobei Krankenhaus-abhängig
- Kurze Arzt/Entlassbriefe natürlich durch Assistenzärzte, aber chirurgisch "knapp" ohne lange Sätze
- Notaufnahme wird meist komplett von Notfallärzten "emergency physician" und Notfallpersonal geleitet, alle anderen Abteilung werden auf "Konsil" hinzugrufen, auch Krankenhaus-abhängig
- viele Sozialarbeiter und Case Manager, um Pt strukturiert zu entlassen (klappt natürlich auch nicht immer gut, ist aber für den Arzt weniger Arbeit als in D)
- Im OP gab es keine große Unterschiede zu dem, was ich aus Deutschland kannte. Einige Chirurgen operieren mit eigenen PAs, meistens wenn sie nicht fest angestellt im Krankenhaus arbeiten, sondern nur als Belegarzt arbeiten.
Mein Fazit? Ich kann die Dinge, die oben gelistet sind auch alle selbst erledigen. Allerdings waren wir so beschäftigt mit vielen kranken Patienten, dass ich immer sehr froh war, dass dies von anderem Personal erledigt wird. Ich bin froh, dass ich weiß, wie man einen Beutel parenterale Ernährung für einen Pt mit Proteinen, KH, Fett und Elektrolyten berechnet. Aber umso froher bin ich, dass dies auf von jemand anderem erledigt wird, wenn ich am WE eine Intensivstation alleine mit 10-15 Patienten betreue für 24h und zwei Patienten vielleicht neue ZVKs brauchen und beim dritten der OA entscheidet eine Bedside Laparotomie zu machen... Die Sekretärsarbeit wird eben auf einem Minimum gehalten.
- Welchen Vorteil hat es, wenn ich als Arzt in Deutschland einen Bedside Test bei EK Gabe mache, wenn das genauso gut von einem Labor gemacht werden kann und mich auf Station aber 15min kostet?
- Welchen Vorteil, wenn ich selbst einen Carotis Duplex versuche, wenn es ein(e) MTA viel besser und schneller kann?
Fokus in den USA liegt auf dem klinische Denken, der Evaluation von diagnostischen Ergebnissen und auf den Operativen Fertigkeiten.
So eine Entwicklung würde ich mir auch in Deutschland wünschen. Der Beitrag spielt natürlich meine persönliche Meinung weiter.