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  1. #1
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    Kann mir ein kardiologisch erfahrener Kollege erklären, warum Nitro nicht mehr generell für ACS empfohlen wird?
    Bei STEMI ja nur noch bei Hypertonie, anders bei NSTEMI, wo man es geben kann wenn keine KI.



    Danke!



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  2. #2
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    Hallo!

    Zitat Zitat von Benschi Beitrag anzeigen
    Kann mir ein kardiologisch erfahrener Kollege erklären, warum Nitro nicht mehr generell für ACS empfohlen wird?
    Bei STEMI ja nur noch bei Hypertonie, anders bei NSTEMI, wo man es geben kann wenn keine KI.
    Aus welchem Grund sollte man "Nitro" (vermutlich Glyceroltrinitrat als Spray, oder?) beim akuten Koronarsyndrom geben?

    - Die Blutdrucksenkende Wirkung ist, vor allem beim "Nitro-naiven" Patienten, unkalkulierbar, in der Regel aber nicht sehr nachhaltig; hier gibt's in der Akutsituation bessere Alternativen, wenn wirklich medikamentös interveniert werden muß, z.B. Urapidil. Oft ist in der Akutsituation, vor allem präklinisch, ein erhöhter Blutdruck nur Ausdruck von Schmerzen und Angst --> dagegen kann man was tun...

    - Die gelegentlich zitierte antianginöse, also analgetische Wirkung beim akuten Koronarsyndrom ist selten wirklich ausgeprägt; wenn jemand Schmerzen hat, gibt's ebenfalls bessere Alternativen, z.B. Morphin.

    - Früher geisterte noch die "diagnostische Nitro-Gabe" durch die Gerüchteküche, tlw. sogar durch Lehrbücher. Angeblich sollte man durch die eintretende oder ausbleibende Besserung der Beschwerden nach Nitro-Gabe zwischen instabiler Angina pectoris und einem NSTEMI (bzw. "nicht-transmuralen Infarkt") unterscheiden können; da das in der Akutsituation keine therapeutische Konsequenz hat (beides sollte baldmöglichst von einem Kardiologen gesehen werden; die Dringlichkeit z.B. einer Koronarangiographie hängt dann aber von anderen Parametern ab), kann man die Nitro-Gabe dem Patienten hier auch ersparen.

    - Abgesehen von den fehlenden Gründen FÜR eine Nitro-Gabe beim Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom gibt's auch handfeste Gründe DAGEGEN: eine Stenose im Bereich des linksventrikulären Ausflußstraktes (Aortenklappe usw.) sollte sicher ausgeschlossen sein, sonst kann eine Vorlastsenkung durch Nitro-Spray deletäre Folgen haben - kommt selten vor, dann kann's aber sehr ernst werden...

    All das gilt natürlich nicht bei Patienten mit stabiler AP, die vielleicht schon lange Nitro-Spray als Bedarfsmedikation einnehmen, damit gute Erfahrungen haben und oft auch ein wenig darauf fixiert sind.

    Sehen das kardiologisch Versiertere anders?

    Grüße!



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  3. #3
    Gold Mitglied
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    Alles richtig, würde nur noch etwas ergänzen:

    - Wenn der rechte Ventrikel infarziert ist (etwa bei RCA-Verschlüssen) ist Nitro sogar kontraindiziert. Du schickst die Patienten durch die Vorlastsenkung bei ohnehin schlecht pumpendem rechten Ventrikel mit Nitro direkt in den kardiogenen Schock.



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