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Ganz ehrlich Leute. Manchmal kommt mir die Situation surreal vor. Wir haben eine weltweite Pandemie und die Ärzte exponieren sich zum Teil täglich nicht unerheblich mit relevantem gesundheitlichem Risiko, sie stehen sozusagen mit der Pflege an der Front. Und während gefühlt in jeder, noch so patientenfernen Branche teils mehrfache steuerfreie Prämien gezahlt wurden und hohe Lohnforderungen durchgesetzt werden konnten, ist bei den (meisten) Ärzten gar nichts angekommen. Wer jetzt hier ernsthaft argumentiert, die Prämie sei doch letztendlich nur ein Minusgeschäft oder man solle selbst den Aufstand üben, dem soll gesagt sein, dass wir genau dafür eine Arbeitnehmervertretung haben. Es ist mir wirklich absolut unverständlich, wie man die augenscheinlich miserable Vertretung unserer Interessen hier weiter rechtfertigen kann.
Das geht jetzt nahtlos weiter mit den viel zu niedrigen Maximalforderungen, mit denen man hier wieder in die Verhandlungen eingestiegen ist, was noch absurder wird, wenn man bedenkt, dass auf die einmaligen Prämien ja genau deswegen verzichtet wurde. Die Inflation beträgt 5% (und das ist sicher nicht die wirkliche, wenn man Vermögenswerte mit berücksichtigt) und der MB steigt mit 5% Maximalforderung in die Verhandlungen ein? Das geht gar nicht. Punkt. Natürlich kann man keine 10%-ige Gehaltserhöhung erwarten (wir wollen ja die Lohn-Preis-Spirale nicht treiben), aber am Ende trifft man sich doch immer in der Mitte und dann landen wir mutmaßlich wieder bei guten 2%, was einem beträchtlichen Kaufkraftverlust gleichkommt.
Ich halte gerade die Lohnanpassungen für eine der wichtigsten Verhandlungspunkte, denn das ist zumindest etwas handfestes, das jedem zugute kommt und praktikabel ist. Wie wir wissen, bleibt von alle andere verabredeten Veränderungen am Ende in der Realität oft nicht mehr viel übrig. Ob man als Einzelner hier sein Recht im Zweifel durchsetzen kann, will ich nicht beurteilen. Aber ich finde es ehrlich gesagt ein Armutszeugnis, das als Argumentation für angeblich gute Verhandlungsergebnisse anzuführen. Befristungen sind auch immer noch der Alltag, auch das ist ein echtes Armutszeugnis bei der existenziellen Bedeutung unseres Berufes, der Nachfrage und den unbefristeten Verträgen aus der Wirtschaft.
Warum hat der MB nicht zu Streiks aufgerufen? Wir alle möchten den Patienten helfen. Aber irgendwo hört es auf. Wir waren kein einziges Mal während der Pandemie irgendwie im Fokus der Medien. Das laste ich unserer Vertretung an. Und jetzt ein Angebot von 0% durch die VKA? Das lässt im Grunde gar keine andere Antwort als einen Streik zu. Leute, das ist eine bodenlose Frechheit. Ich habe hier keine Erwartungen mehr und bin aufgrund der Erfahrungen schon seit geraumer Zeit aus dem MB ausgetreten.