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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo zusammen,

    ich hätte eine Frage, ich habe eine psychiatrische Patientin, 82 Jahre, in der Klinik wegen Sehstörungen. Sie habe Angst blind zu werden. Das wird jetzt als Wahnvorstellung abgetan, da wiederholte augenärztliche Abklärungen zum Ergebnis gekommen sind, es sei alles in Ordnung.

    Inspektorisch besteht bei ihr jedoch ein beidseitige Ptosis (nicht pathologisch, die Oberlider hängen halt bis fast zur Mitte der Iris). Beim hochheben jedoch, kann sie gut sehen.

    Nun zu meiner Frage: es besteht bei ihr auch links ein einseitiges Auswärtsschielen. Ihr wisst was ich meine, haben ja nicht wenige Menschen, aber ohne Krankheitswert und ohne Brille. Das Gehirn setzt ja die Bilder richtig zusammen.

    Kann es mit fortgeschrittenem Alter dazu kommen, dass das Gehirn (durch Substanzverminderung z.B.) nicht mehr in der Lage ist die Bilder beider Augen zusammenzukombinieren und deshalb die Patientin über die Sehstörungen klagt.

    Es wird bei ihr als Wahnvorstellung im 'Rahmen einer Schizophrenie gesehen, jedoch wäre das das einzigste Symptom und im MMST kommt sie auf 29 Punkte, also keine dementielle Entwicklung.

    Ich möchte darauf hinaus, dass ihr eine Therapie zukommt, also plastisch-chirurgisch und evt. chirurgisch durch Korrektur der betroffenen Augenmuskeln, um zu sehen, ob die Sehstörung anatomisch-funktionell bedingt ist oder doch ein Wahn.

    Vielen Dank im Voraus.



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  2. #2
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Ich empfehle diesbezüglich eine Vorstellung in einer Augenklinik, in der es eine Sehschule/strabologische Abteilung (d.h. erfahrene Orthoptistinnen und Ärzte, die von Schielen Ahnung haben) gibt. Auf die Ferne kann das alles oder nichts sein (z.B. Dekompensation einer Exophorie aufgrund der hängenden Lider und damit fehlender Fusion). Klagt sie denn über Doppelbilder oder wie beschreibt sie die Sehstörungen? Schielt sie immer oder nur manchmal (sprich: stehen die Augen manchmal parallel?).
    Genau diese Fragen würden auch von der Orthoptistin im Rahmen der Untersuchung gestellt. Und erst wenn man weiß, was hinter Ptosis und Schielen steckt, kann man sagen, ob und wenn ja, was an Therapie in Frage kommt.
    Man kann prima auch ohne irgendeine OP herausbekommen, ob eine Schielerkrankung vorliegt oder ein rein psychisches Problem. Für so etwas gibt es Orthoptistinnen und Strabologen. Der niedergelassene Augenarzt kann das in der Regel nicht.

    Schielen als „Wahn“ oder im Sinne einer funktionellen Sehstörung wäre dann doch mehr als ungewöhnlich. Ich habe diesbezüglich einiges gesehen, aber dass jemand ohne Grund schielte - das dann doch nicht. Sichtbares Schielen (und Ptosis) als Ursache für Sehstörungen hingegen finde ich als Erklärung plausibler als ein psychisches Problem. Wer schielt, sieht in der Regel doppelt. Das Gehirn kann keine Bilder zusammensetzen, die aufgrund von Schielen nicht zusammengehören. Es gibt zwar eine Form des Außenschielens, bei der das in gewisser Weise passiert, aber diese Menschen klagen nicht über Sehbeschwerden in Schielphasen.


    Kurz: Bitte einfach mal vernünftig in einer Augenklinik und nicht nur beim niedergelassenen Augenarzt abklären lassen. Immerhin kann ein Schielen auch durch ein organisches Problem eines Auges verursacht werden.
    Du siehst: Komplex.
    Geändert von Feuerblick (17.02.2022 um 11:41 Uhr)
    Erinnerung für alle "echten" Ärzte: Schamanen benötigen einen zweiwöchigen Kurs mit abschließender Prüfung - nicht nur einen Wochenendkurs! Bitte endlich mal merken!

    „Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ (Matthias Claudius)



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  3. #3
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von Feuerblick Beitrag anzeigen
    Ich empfehle diesbezüglich eine Vorstellung in einer Augenklinik, in der es eine Sehschule/strabologische Abteilung (d.h. erfahrene Orthoptistinnen und Ärzte, die von Schielen Ahnung haben) gibt. Auf die Ferne kann das alles oder nichts sein (z.B. Dekompensation einer Exophorie aufgrund der hängenden Lider und damit fehlender Fusion). Klagt sie denn über Doppelbilder oder wie beschreibt sie die Sehstörungen? Schielt sie immer oder nur manchmal (sprich: stehen die Augen manchmal parallel?).
    Genau diese Fragen würden auch von der Orthoptistin im Rahmen der Untersuchung gestellt. Und erst wenn man weiß, was hinter Ptosis und Schielen steckt, kann man sagen, ob und wenn ja, was an Therapie in Frage kommt.
    Man kann prima auch ohne irgendeine OP herausbekommen, ob eine Schielerkrankung vorliegt oder ein rein psychisches Problem. Für so etwas gibt es Orthoptistinnen und Strabologen. Der niedergelassene Augenarzt kann das in der Regel nicht.

    Schielen als „Wahn“ oder im Sinne einer funktionellen Sehstörung wäre dann doch mehr als ungewöhnlich. Ich habe diesbezüglich einiges gesehen, aber dass jemand ohne Grund schielte - das dann doch nicht. Sichtbares Schielen (und Ptosis) als Ursache für Sehstörungen hingegen finde ich als Erklärung plausibler als ein psychisches Problem. Wer schielt, sieht in der Regel doppelt. Das Gehirn kann keine Bilder zusammensetzen, die aufgrund von Schielen nicht zusammengehören. Es gibt zwar eine Form des Außenschielens, bei der das in gewisser Weise passiert, aber diese Menschen klagen nicht über Sehbeschwerden in Schielphasen.


    Kurz: Bitte einfach mal vernünftig in einer Augenklinik und nicht nur beim niedergelassenen Augenarzt abklären lassen. Immerhin kann ein Schielen auch durch ein organisches Problem eines Auges verursacht werden.
    Du siehst: Komplex.
    Hallo, ganz herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Das mit der Augenklinik ist glaube ich der Schlüssel. Normales Augenkonsil würde bedeuten, sie wird dem normalen Augenarzt vorgestellt und der stellt halt wieder fest, dass mit den Augen selbst alles in Ordnung ist.

    Doppelbilder hat sie nicht, auch nicht beim Testen der Okulomotorik. Sie folgt mit beiden Augen dem Stift, ohne dass das linke Auge abweicht. Wenn sie mich ansieht, dann weicht das Auge wieder nach aussen. Sie kann es selbst nicht beschreiben, wenn man sie fragt, sehen Sie verschwommen dann sagt sie ja. Aber sie kann alles lesen, auch ohne Brille, wenn ich ihr die Augenlider hochhebe dann sagt sie, dass sie gut sieht.

    Ganz lieben Dank, werde ein entsprechendes Konsil empfehlen. LG



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