Hallo zusammen, nachdem sich das Ganze bei mir jetzt endlich dem Ende entgegen neigt (und ich eigentlich eher fürs Nebenfach lernen sollte...) bin ich bei Gesprächen so ein bisschen über die Promotionszahlen in Deutschland gestolpert.
Subjektiv ist es in den Kliniken (und Praxen) so gewesen, dass im Regelfall (fast) alle älteren Personen promoviert waren, von den Jüngeren aber eine vergleichsweise geringere Zahl.
Auch im Freundes- und Bekanntenkreis sieht es ähnlich aus. Eine Freundin ist fertig, ein paar Bekannte auch bzw. sind in den letzten Zügen. Aber ein Projekt angefangen haben im Studium deutlich mehr Personen. Gespräche mit Kolleg:innen zeichnen das gleiche Bild.
Bezüglich aktueller Zahlen sieht es aber etwas mau aus.
- von 2009/2010 habe ich diese beiden Literaturstellen gefunden, in denen jeweils von einer Promotionsquote im Bereich von 80% die Rede ist:
https://www.sueddeutsche.de/karriere...ohrer-1.120817
U. Beisiegel: Promovieren in der Medizin. Die Position des Wissenschaftsrates. In: Forschung & Lehre 7/09, 2009, S. 491
- CHE hat 2019 den Zeitraum zwischen 2015-2017 betrachtet: https://www.che.de/2019/biologie-hat...aller-faecher/
Da liegt die Medizin zwar in Absolutzahlen vorne, aber prozentual sind wir bei 63,3%
- DESTATIS hat zwar Daten aus 2020, aber https://www.destatis.de/DE/Themen/Ge...501207004.html Auf Seite 42 wird auch die Promotionsdauer aufgeschlüsselt. Da werden u.a. auch Personen mit Promotionsdauer >10 Jahren aufgelistet. Ob und inwiefern das dann zu einem erfolgreichen Ende kommt?
Generel lässt sich sagen: bei Weitem nicht mehr jede:r promoviert. Die Tendenz sinkt ab. Subjektiv würde ich sagen, dass wir bei der nächsten Statistik die 63,3% noch weiter unterbieten werden.
Gründe? Vermutlich vielfältig:
Ein Teil wird sicher sein, dass die Qualitätsansprüche an medizinische Doktorarbeiten in den letzten Jahren gestiegen sind (was an sich sehr positiv zu bewerten ist). Dadurch existieren die vielbeschworenen "Sechs-Monats-Doktorarbeiten" in der Medizin längst nicht mehr.
Die Betreuungsqualität schwankt stark, sodass eben auch viele eine bzw. die Arbeit abbrechen. Eventuell reicht einem das auch einfach, man will es sich nicht nochmal antun.
Man hat schlichtweg keine Zeit mehr - sei es eine unvollständige Datensammlung oder das bekannte "Ich muss ja nur noch schreiben..." - die Doktorarbeit muss hinter Privatleben und dem Alltag in Klinik/Praxis zurückstecken.
Dazu kommt, dass es für die reguläre Arbeit als WBA bzw. FA inzwischen eigentlich keine Rolle mehr spielt, ob man promoviert ist oder nicht. Einzig an der Uni (WissZeitVG) spielt eine Promotion zumindest teilweise eine Rolle.
Wie sieht es bei Euch im Umfeld aus? Fallen euch noch mehr Gründe ein? Was sagt ihr zu der Entwicklung?