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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #11
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
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    16.03.2020
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    1.501
    Laborarbeit ist meist auch nur stupides Pipettierwerk im Rahmen einer ausgewählten Hand voll Methoden. Letztlich ist man da auch oft nur eine fleischerne Maschine, die nach Anlernen die immerselben Handgriffe bis zum Boreout und darüber hinaus repetiert. Aber man muss es halt machen, und das dauert. Ähnliches gilt für die Patientenakquise und die Befunderhebung bei einer prospektiven Studie.

    Die Frage ist bloß, was man mit einer "guten" Dissertation verbindet. Ein höherer Mindestaufwand ist ja nicht dasselbe wie ein höherer Mindestanspruch, und beides wird obsolet wenn man sich - egal bei welcher Art von Arbeit - nicht aufs Minimum beschränkt. Es gibt "experimentelle" Wochenendarbeiten, da sitzt man am Mikroskop und schaut sich fertig aufbereitete Schnittpräparate an. Und es gibt "prospektive" Arbeiten, da erhebt die Study Nurse 95 % der Daten.

    Ich würde sogar behaupten, eine gute statistische Arbeit ist mit am anspruchsvollsten, weil es sehr schnell sehr mathematisch wird und vielen Ärzten die Affinität dazu fehlt. Aus diesem Grund findet man gute statistische Arbeiten auch immer seltener: billigste Arbeiten will man aus Policy-Gründen nicht mehr anbieten, aber für gute Arbeiten besitzen die meisten Professoren selbst keine suffiziente Kompetenz. Wenn die ihre Paper raushauen, gehen die halt in die Biometrie zur Beratung oder werden gleich komplett dort gerechnet, und zum Dank zeichnet dann der Dipl.-Psych. auf dem Paper mit.

    Zitat Zitat von nie Beitrag anzeigen
    Retrospektiv bedeutet halt, dass der Teil
    mit dem akquirieren und Messungen/Untersuchungen machen. Du tippst primär bereits vorhandene Befunde in eine Tabelle ein und wertest sie statistisch aus. Da steckt halt nochmal weniger „Eigenleistung“ drin als in prospektiven Studien.
    Nicht zwangsläufig. Du kannst auch selbst erhobene Daten retrospektiv analysieren. Das ist gar nicht so selten, z.B. wenn du ein Langzeit-Follow-Up untersuchst und von allen Patienten der letzten X Jahre einen aktuellen Ist-Zustand benötigst.



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  2. #12
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    16.05.2023
    Beiträge
    23
    Irgendwie wird auch vielen meiner Kommilitonen verkauft, dass sie Daten erheben sollen und sich dann "der/die Statistiker/in" um die Statistik kümmert und sie wissen eigentlich gar nicht was auf sie zukommt oder was überhaupt der nächste Schritt ist.
    Ich würde schon gerne wissen, wie die Abläufe ungefähr sind und was ich zu erwarten habe, damit ich überhaupt weiß, worauf ich mich einlasse.

    Was ist denn überhaupt die Voraussetzung einer Abteilung, eine retrospektive Arbeit anbieten zu können (bei uns gibt es keine Börse, also läuft alles auf Anfrage:
    Student meldet sich und der Prof guckt, ob er was hätte? Und dafür wären dann "zufällig" schon Daten in irgendwelchen Befunden?
    Oder Prof hat ein Thema schon lange im Kopf, gefördert, dass Daten dazu gesammelt werden und wartet darauf, dass sich ein Interessent meldet?

    Was hat denn überhaupt ein Prof davon eine Promotionsarbeit zu betreuen? Gerade wenn er/sie beispielsweise gar nicht mehr direkt an der Uni tätig ist, sonder eine Abteilung in einer Wald und Wiesen Klinik leitet (wie zB eine Prof aus meiner Heimat, die alle paar Jahre mal jemanden betreut)?



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  3. #13
    Diamanten Mitglied
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    04.08.2012
    Semester:
    5. WBJ Psychiatrie
    Beiträge
    10.738
    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Mir wäre es auch Wurscht, wenn die Arbeit erst im 5. WBJ fertig wäre, dachte nur, dass Betreuer sowas nicht gerne hören(?).
    Die meisten Betreuer, die eine Ahnung von ihrem Job haben, wissen schon, dass die Doktorarbeiten in aller Regel viel länger brauchen, als anfangs beworben wird.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Finde interessant, dass du den Plan für ambitioniert hältst, da ein paar meiner meiner Kommilitonen ein paar Wochen vorher noch prospektive Arbeiten anfangen sind, mit dem Ziel zum M3 fertig zu sein, was auch von den Profs so abgenickt wurde. Ein Jahr Daten sammeln, ein Jahr schreiben. Wie gesagt, bin da unerfahren. Insgesamt lässt sich meinerseits eben auf wenig Erfahrungswissen zugreifen und dieser auch nicht verifizieren, höre alles zwischen <1 Jahr für retrospektive oder 2 Jahre für prospektive bis zu 5 Jahre für eine retrospektive Arbeit. Und von den Assis in der Klinik, in der ich mal als Pfleger arbeitete, haben ziemlich viele noch neben der Arbeit geschrieben.
    In zwei Jahren fertig zu sein, wenn man noch nicht mal mit der Datenerhebung begonnen hat, ist hochgradig unrealistisch. Das ist den meisten Profs aber auch egal. Die wollen einfach nur einen Dummkopf, der Daten sammelt und ein Paper schreibt, auf dem sie selbst draufstehen. Die Zeitangaben, die dir potenzielle Betreuer sagen, sind fast immer komplett unrealistisch.

    Dass diese Assis noch neben der Arbeit schreiben, ist eh klar. Die Frage ist aber: Werden sie jemals fertig? Und wenn ja, wann?

    Um in der statistischen Sprache zu bleiben: Du sprichst gerade von zensierten Daten. Die sind aber nicht besonders sinnvoll, um die durchschnittliche Dauer für eine Doktorarbeit einschätzen zu können.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Eine Doktorarbeit soll es auch nur sein, damit ich es mal versucht habe und es später nicht bereue. Demnach wäre ein Scheitern zwar schade, aber kein Weltuntergang. Tatsächlich würde ich auch gerne lernen, wie man wissenschaftlich arbeitet und schreibt. Für mein Ego bräuchte ich es nicht, bin auch nicht bereit, über "Leichen zu gehen", sonst hätte ich schon eine prospektive Arbeit angenommen. ("Über Leichen" in dem Fall, weil es Leute gibt, die auf meinen Abschluss "warten", bin Pendler, Beziehung usw.)
    Dann würde ich dir ehrlich gesagt davon abraten. Außer du findest ein Projekt, das von Betreuung, Location, Thema und Methodik her sehr gut passt. Ansonsten halte ich es für viel unnötigen Stress ohne echte Notwendigkeit.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Habe leider nicht richtig verstanden: hast du bspw. in Abteilung für Innere Medizin Klinik X mit einem Prof und zwei PDs allen gleichzeit eine Mail geschrieben?
    Ja, ich hab jeweils zeitgleich alle Profs und PDs angeschrieben.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Inwiefern ist es ein großer Aufwand einen Prof an einer anderen Uni zu fragen im Vgl. zu seiner eigenen? Im Beispiel mit meiner Bekannten wären die bürokratischen Hürden gering.
    Ich vermute, dass die meisten potenziellen Betreuer keinen Doktoranden an einer anderen Uni wollen. Das erhöht ja nur das ohnehin schon hohe Abbruchrisiko weiter. Außerdem müsstest du dich zuerst mal informieren, ob das die dortige Promotionsordnung überhaupt erlaubt. Dann müsstest du dir Gedanken machen, wie du die Daten überhaupt aus der Ferne auswerten kannst - Stichwort Datensicherheit. Oft ist es nicht erlaubt, dass die Daten Uni-Computer verlassen.

    Wenn du völlige örtliche Flexibilität willst, dann mach lieber eine Literaturarbeit in GTE. Die sind zwar meist sehr aufwändig, aber dafür zumindest eher auch disloziert möglich.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Da ich eben gerne eine retrospektive Arbeit schreiben möchte, beschäftigt mich auch, warum es diese anti-retrospektiven Agenda gibt. Bei den prospektiven Arbeiten, zu denen ich eingeladen wurde, stand alles schon fest - Studiendesign, Ethikantrag usw - ich war halt lediglich der Typ, der bspw. 300 Patienten akquirieren sollte und Untersuchungen durchführen sollte, die jede/r MFA beherrscht (bspw. RR messen + Blut abnehmen) und diese letztlich in Excel Tabellen übertragen sollte. Da frage ich mich schon, worin da die Überlegenheit im Vgl. zu retrospektiven Arbeiten besteht.
    In Bezug auf Kausalität und Validität sind prospektive Arbeiten besser. Aber du hast natürlich völlig Recht, dass die eigentliche Durchführung komplett anspruchslos ist.

    Das ist aber einfach ein Teil der Medizin-Kultur. Die meisten Mediziner haben absolut keine Ahnung von Statistik (auch die meisten Profs und Betreuer nicht), weshalb man dann halt Doktorarbeiten, bei denen der Doktorand zumindest möglichst viel Drecksarbeit machen musste, subjektiv höher einschätzt. Dass das Unsinn ist, ist eh klar, aber in der Medizin hat sich das halt so etabliert. Darf man IMHO nicht weiter hinterfragen.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Irgendwie wird auch vielen meiner Kommilitonen verkauft, dass sie Daten erheben sollen und sich dann "der/die Statistiker/in" um die Statistik kümmert und sie wissen eigentlich gar nicht was auf sie zukommt oder was überhaupt der nächste Schritt ist.
    Ich würde schon gerne wissen, wie die Abläufe ungefähr sind und was ich zu erwarten habe, damit ich überhaupt weiß, worauf ich mich einlasse.
    Prinzipiell wäre das sinnvoll, ja. Aber du kannst dir, wie ich schon oben geschrieben habe, eigentlich sicher sein, dass die meisten Profs und Betreuer auch selbst keine Ahnung von Statistik haben. Sie wissen also sozusagen gar nicht, was ihnen da alles entgeht.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Was ist denn überhaupt die Voraussetzung einer Abteilung, eine retrospektive Arbeit anbieten zu können (bei uns gibt es keine Börse, also läuft alles auf Anfrage:
    Student meldet sich und der Prof guckt, ob er was hätte? Und dafür wären dann "zufällig" schon Daten in irgendwelchen Befunden?
    Oder Prof hat ein Thema schon lange im Kopf, gefördert, dass Daten dazu gesammelt werden und wartet darauf, dass sich ein Interessent meldet?
    Kommt alles vor. Die meisten medizinischen Doktorarbeiten sind von Anfang an sehr wenig durchdacht. Und wenn sie mal ausnahmsweise gut durchdacht sind, haben sie den Nachteil, dass man von Anfang bis Ende nur durchführende Kraft ist, weil die ganze Denkarbeit eben wer anderer geleistet hat. Das bringt zwar dann oft eine gute Publikation, aber ist vom Lerneffekt her auch wieder sinnlos.

    Zitat Zitat von remix_ Beitrag anzeigen
    Was hat denn überhaupt ein Prof davon eine Promotionsarbeit zu betreuen? Gerade wenn er/sie beispielsweise gar nicht mehr direkt an der Uni tätig ist, sonder eine Abteilung in einer Wald und Wiesen Klinik leitet (wie zB eine Prof aus meiner Heimat, die alle paar Jahre mal jemanden betreut)?
    Bei so jemandem würde ich keine Doktorarbeit machen wollen. So jemand hat von Wissenschaft keine Ahnung, hat von der Betreuung von Doktoranden keine Ahnung. Beides eindeutige red flags. Wenn du deine Chancen, dass aus der Doktorarbeit was wird, maximieren willst, dann sich dir einen Betreuer, bei dem auch tatsächlich viele Leute relativ flott fertig werden. (Naturgemäß sind das meist jene Betreuer, bei denen es am schwersten ist, eine Doktorarbeit zu bekommen.)
    Geändert von davo (15.06.2023 um 16:33 Uhr)



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