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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #6
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
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    5. WBJ Psychiatrie
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    Ich arbeite jetzt seit mehreren Jahren in der Akutpsychiatrie und muss dir ganz offen sagen: Das, was die Psychologen oder Psychotherapeuten bei uns machen, hat mit dem, was die Assistenzärzte bei uns machen, nichts zu tun. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten. Insofern: Nein, Psychologie oder Psychotherapie kann kein Ersatz für Medizin/Psychiatrie sein. Es kann eine Alternative sein, und es bietet sicher deutlich geruhsamere Arbeitsbedingungen, aber Ersatz ist es definitiv keiner. Es sind völlig andere Berufe mit völlig anderen Tätigkeiten und völlig anderem Arbeitsalltag.

    Und ja, gerade im Bereich der Persönlichkeitsstörungen sollte die Palliativpsychiatrie eigentlich einen großen Stellenwert haben, hat sie aber meist (noch?) nicht. Es gibt nunmal viele Patienten mit schwersten Persönlichkeitsstörungen, die letztlich therapierefraktär sind. Natürlich ist das eine kleine Minderheit aller Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, aber diese kleine Minderheit stellt eine große Belastung für jede Akutpsychiatrie dar. Manche davon sind eigentlich überhaupt nicht therapiefähig, andere spalten ihre negativen Anteile völlig ab, sind therapiefähig, aber kommen trotzdem alle paar Tage/Wochen/Monate auf die Akutpsychiatrie um dort ihre Anspannung und ihre negativen Affekte abzuladen. Ob es im gegenwärtigen System eine realistische palliativpsychiatrische Rolle für Psychologen oder Psychotherapeuten gibt, weiß ich nicht. Und falls ja, dann wahrscheinlich eher für Psychotherapeuten als für Psychologen.

    Weil dich das so erstaunt/erschreckt hat: Das ist halt wie in jeder anderen Fachrichtung auch - warum sollte die Psychiatrie als einzige Fachrichtung in der Lage sein, jeden zu heilen?



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  2. #7
    Diamanten Mitglied
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    Du musst dir selbst im Klaren sein, was das Ziel ist...willst Du Ärztin sein oder Psychologin`? Muss es die psychologische Psychotherapie sein, oder könntest Du dir auch ein anderes psychologisches Arbeitsfeld, z.B. Arbeits- und Organisationspsychologie, vorstellen?

    Dir muss einfach klar sein, dass Du keine Ärztin wirst wenn Du Psychologie studierst....Aber sollte das die ganze Zeit das Ziel gewesen sein, stellt sich die Frage, was dich überhaupt dazu bewogen hat, dich für Psychologie zu bewerben.

    Scheitern kann man überall. Aber aus Angst vor dem Scheitern etwas nicht zu versuchen, führt im Zweifel nirgendwo hin.

    Edit: Btw: die Fernuni Hagen bietet ein Online-Selfassessment zum Psychologiestudium an....ich weiß nicht, ob es wirklich frei zugänglich ist....aber ggf. solltest Du das mal versuchen, bevor Du eine Entscheidung triffst.
    Sonst besteht alternativ vielleicht die Möglichkeit, Kontakt zur Studienberatung deiner Uni in spe aufzunehmen und dort um weitere Informationen zu bitten.
    Geändert von Nefazodon (30.07.2023 um 12:12 Uhr)
    "Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber Alles wird gut!"



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  3. #8
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    31.08.2018
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    Gelöscht weil doppelt
    "Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber Alles wird gut!"



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  4. #9
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Weil dich das so erstaunt/erschreckt hat: Das ist halt wie in jeder anderen Fachrichtung auch - warum sollte die Psychiatrie als einzige Fachrichtung in der Lage sein, jeden zu heilen?
    Das hat mich nicht erstaunt oder erschreckt, im Gegenteil. Ich kenne die Lücken im System und unzureichende Behandlungsmöglichkeiten, meine Mutter war drogenabhängig. Ich kann nicht abstreiten, dass mein Interesse auch daraus resultiert und dass meine Hoffnung wäre, etwas zu besseren Versorgung beitragen zu können. Aber vielleicht stelle ich auch fest, dass der ganz Psycho-Bereich mir doch gar nicht taugt und dann? Könnte ich mit Medizin noch Orthopädin werden, mit Psychologie bleibe ich halt irgendwo im Psycho-Bereich.

    Zur Bewerbung zum Psycholoiestudium habe ich mich entschieden weil es mich interessiert hat. Dieses Mimimi-aber-Medizin ist erst mit der Zulassung aufgekommen, als hätte ich jetzt Torschlusspanik.

    Im Grunde ist es klar, dass Medizin das bessere Studium ist. Vielleicht sollte ich mal zum Psychologen gehen und mich beraten lassen, wie ich diese Ängste in den Griff bekomme



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  5. #10
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    Zitat Zitat von G?rkchen Beitrag anzeigen
    So viele hoffnungslose Fälle oder eher unwirksame Therapie-Methoden?
    Ersteres. Wenn du mal in eine deutsche Akutpsychiatrie gehst, weisst du, was ich meine. In den letzten 20-30 Jahren hat ein Shift stattgefunden, der in Verbindung mit unsäglichen psychiatriepolitischen Entscheidungen genau dazu geführt hat. Ein Großteil der Klientel, die früher kaum in der Psychiatrie angekommen ist, überflutet sie heute. Die Menschen von damals suchen heute eher Hilfe in der Psychosomatik.


    Zitat Zitat von G?rkchen Beitrag anzeigen
    Kannst du näher erläutern warum? Weg einschlagen möchte. Anatomie, Biochemie sowas wird dort ja nicht gelehrt (?)
    Natürlich haben Psychologen auch (Neuro)anatomie im Studium, aber darum geht es gar nicht. Die ärztliche Herangehensweise ist grundsätzlich anders, nicht nur, weil wir Menschen anfassen. Als guter Arzt hat man das Gesamte im Blick: somatisch, psychologisch, sozial und das, was darüber hinausgeht. Und Psychologie ist keineswegs besonders geisteswissenschaftlich, es sei denn, damit ist Statistik als mathematisches Fach gemeint. Sehr unschön ist, dass man (klinische) Psychologie mittlerweile mit der Vollapprobation abschließt, die Absolventen dann Assistenten gleichstellt ("PiW") und sie ohne grundlegendes Studium auf die Menschen loslässt. Was das für Pat. bedeutet, die von 23-Jährige sie psychotherapeutisch behandeln, kann ich beobachten: Sie werden nicht ernst genommen - und das wiederum schadet der gesamten Psychomedizin.

    Was natürlich auch eine Rolle spielt, vielleicht nicht für jeden, ist, dass man nur als Arzt in höchste klinische Verantwortungspositionen und entsprechende Gehälter kommt.
    Geändert von rafiki (30.07.2023 um 16:25 Uhr)



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