Ich fand den Beitrag in der Tagesschau dazu sehr erhellend: Der Patient mit der Krebserkrankung und sein Motiv das Medikament erwerben zu wollen wurden näher vorgestellt. Dieser Patient ist aktuell geheilt. Daher glaube ich, dass sein Wunsch nach diesem Medikament vorallem aus Angst resultiert. Angst vor einer erneuten Chemo. Angst ausgeliefert zu sein, keine Alternative zu haben....
Aber Angst kann man nehmen, wenn man richtig damit umgeht.
Der Fall des MS Patienten liegt anders. Aber auch dazu drei Punkte:
-es ist m.E. schwierig den richtigen Zeitpunkt zu treffen: selbst der schwerkranke MS-Patient könnte am nächsten Tag oder in der nächsten Woche vielleicht noch einen glücklichen Moment erleben. Wer will das abschätzen?
-das Dammbruch-Argument. Es mag seltene Fälle geben, in denen der Sterbewunsch nachvollziehbar ist. Aber wenn einige in bestimmten Situationen bestimmen dürfen, jetzt zu sterben, könnte es andere geben, die unter Druck gesetzt werden es ihnen gleich zu tun (expliziten Druck kann man verhindern, aber was ist mit dem impliziten, moralischen Druck?)
und oft entsteht der Sterbewunsch vielleicht, wie im obigen Beispiel, auch nur aus Angst z.B. vor Schmerzen. Ich sehe die Gefahr, dass wir uns mit der palliativen Linderung der Symptome weniger Mühe geben, wenn der Suizid als Ausweg allgemein akzeptiert wird.
-als Letztes: es mag Fälle geben, in denen der Sterbewunsch nachvollziehbar ist und ein Suizid somit vertretbar wäre. Es gibt aber auch sicher Fälle, in denen der Sterbewunsch nicht nachvollziehbar ist.
Wenn Du Menschen über so etwas urteilen lässt, werden Fehler passieren. Vielleicht extrem selten, vielleicht nur in jedem 10.000 Fall, aber irgendwann *wird* ein Fehler passieren und es wird sich ein Mensch suizidieren, der das nicht hätte tun sollen (weil er z.B. hätte geheilt werden können, oder weil sein Sterbewunsch auf einer falschen Einschätzung basierte). Was aber, wenn man so einen Fehler so schlimm einschätzt, dass er nicht passieren DARF? -Nun, es gibt nur einen Weg so einen Fehler mit 100% Sicherheit zu vermeiden: in dem man Suizid bzw. Beihilfe zum Suizid komplett verbietet.
Das sind meine persönlichen Überlegungen dazu.