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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo Ihr Lieben,

    bin aktuell am überlegen, aufgrund der überbordenden Bürokratie im Berichtswesen, aus einer psychosomatischen Rehaklinik in eine Akutpsychiatrie zu wechseln.
    Allerdings könnte ich mir da eher die Kinder- und Jugendpsychiatrie vorstellen, da ich die vielleicht naive Vorstellung habe, dass es hier nicht ganz so heftig zugeht und man auch noch Zeit für Psychotherapie findet.

    Wie war denn eure Überlegung sich für die Kinder- und Jugendpsychiatrie zu entscheiden?
    Hat es sich gelohnt oder seid ihr inzwischen woanders?
    Danke für euren Input!

    LG



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  2. #2
    Diamanten Mitglied
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    Vorab: Ich war nie in der KJP. Bürokratie hast Du aber gerade in den psychiatrischen Fächern überall. Es ist halt zu einem großen Teil auch "Sozialmedizin" und Versorgung.

    In der KJP hast Du viel mit den Familien zu tun. Das muss man mögen. Prinzipiell eine weitere Partei, die etwas von einem will.
    "Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber Alles wird gut!"



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  3. #3
    Registrierter Benutzer
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    Nehme dir Zeit und schaue alle Bereiche für eine längere Zeit an. Dann wirst du merken, dass auch KJP nicht immer so einfach ist, wie man es sich vorstellt.



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  4. #4
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    Ich habe einige Jahre Erwachsenenpsychiatrie-Weiterbildung hinter mir gelassen und wir mussten die Kinderpsychiatrie in den Nacht- und Wochenenddiensten mitversorgen. Es war der absolute Horror sich nicht nur mit psychisch kranken Kindern sondern auch mit den meist noch verückteren Familien auseinandersetzen zu müssen, mal abgesehen von der massiven Bürokratie, die einen dort auch erwarten kann. Allein die Aufnahmemodalitäten mit den notwendigen Papieren und Unterschriften von Eltern, diversen Hilfesystemen (Heime etc.) und die Bürokratie mit den Gerichten ist gruselig. Der Umgang mit Berufsbetreuern in der Erwachsenenpsychiatrie gestaltete sich da oft unkomplizierter. Aber: Selbst schauen und urteilen ist wohl unbezahlbar.



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  5. #5
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    Akutpsychiatrie muss nicht immer automatisch heftig sein. Das hängt extrem stark vom Versorgungsgebiet ab (Großstadt vs. Kleinstadt macht einen riesigen Unterschied), und auch von der Zahl der Betten pro Bevölkerung (je weniger, desto schlimmer) und von der Zahl der Betten an der Abteilung (je mehr, desto anstrengender).

    Und auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie kann extrem heftig sein. Ich hatte das Vergnügen, gut ein Jahr lang in den Diensten eine Station mit jugendlichen Akutpatienten mitbetreuen zu dürfen, und so anstrengend wie dort war es auf den erwachsenenpsychiatrischen Akutstationen, die ich bisher erlebt habe, nie. Erstens weil die Patienten fast alle schwerstens persönlichkeitsgestört waren, zweitens weil sie einfach in jeder Hinsicht (nicht nur psychisch, sondern auch in Hinblick auf Kriminalität, Sucht, Umfeld, usw.) extrem krank waren. Außerdem gab es in der Kinder- und Jugendpsychiatrie noch viel mehr Bürokratie als in der Erwachsenenpsychiatrie, siehe den Beitrag von Roadkiller.

    Ich bin natürlich biased, klar, denn sonst würde ich ja nicht das Fach machen, das ich mache, aber ich fand die Kinder- und Jugendpsychiatrie recht frustrierend, da die meisten Probleme der Patienten eben nicht medizinisch sind. Da geht es eher um fehlende Erziehung, broken home Phänomene, Traumatisierung, ein extrem problematisches Umfeld, Delinquenz, etc., und das alles noch gemischt mit der ohnehin nicht unkomplizierten Pubertät. Das was zuhause 15 Jahre lang schiefgelaufen ist, kann man nicht in ein paar Tagen, Wochen oder auch Monaten im stationären Setting wieder reparieren. Man müsste das System behandeln, nicht nur den Patienten. Und vor allem sind dabei Medikamente nur ein kleiner Teil des Ganzen, und selbst Psychotherapie wahrscheinlich viel weniger relevant als Sozialpädagogik (bzw. Reparenting im eigentlichen Sinn des Wortes, nicht in der üblichen Bedeutung). Da ist man als Arzt also nur ein winziger Baustein, und oft eigentlich ziemlich hilflos.

    In der Erwachsenenpsychiatrie finde ich das vom Gefühl her sehr anders, da psychische Erkrankungen bei Erwachsenen doch eher separate Entitäten sind, die man auch tatsächlich gut medikamentös und/oder psychotherapeutisch behandeln kann. Natürlich gibt es auch da Ausnahmen (die man an großstädtischen Akutpsychiatrien oft alle paar Wochen oder alle paar Monate wieder sieht), aber im Großen und Ganzen ist mein Eindruck nichtsdestotrotz, dass man in der Erwachsenenpsychiatrie, wenn man den Patienten medikamentös und psychotherapeutisch behandelt, auch wirklich etwas bewirken kann. Außerdem sind Schizophrenien und (Schizo-)Manien einfach unglaublich spannend, und Krankheitsbilder, die ich nicht missen möchte.

    Ich kann dir die Erwachsenenpsychiatrie also nur empfehlen.

    Aber nachdem jede Jeck anders is, würde ich dir dringend anraten, in beiden Fächern mal eine Woche zu hospitieren. Das ist sehr gut investierte Zeit, um besser beurteilen zu können, was besser zu dir passt.

    Idealerweise sollte die Fachentscheidung aber nicht nur eine Flucht sein (nicht Psychosomatik weil zu viel Bürokratie, nicht Akutpsychiatrie weil zu heftig, usw.), sondern vor allem eine positive Entscheidung zu etwas, was einen wirklich fasziniert und begeistert. Ich halte dir die Daumen, dass du diesen Eindruck bei einer deiner Hospitationen haben wirst.



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