Für mich sind "Notfall-Skills"
Sicher Flexülen beim desolatesten Venen Status legen können, von mir aus in die externa.
Alternativ im Stande sein Intraossär zu bohren (aus meiner Sicht nicht schwierig, ich denke viele haben Respekt davor)
Innerklinisch ne Arterie punktieren zu können bzw. im besten Fall auch eine Arterielle BDM etablieren zu können.
Zentrale Zugänge etablieren können.
Air-Way-Managment (muss nicht unbedingt die Intubation sein). Eine gute Masken-Beutel-Beatmung, ein LT, eine LMA tun es wenn nicht gerade viel Regurgitat hoch läuft auch.
Die Präklinischen und Innerklinische Beatmung: eine NIV Maske gut anlegen können, gute Einstellungen vornehmen können, wissen wann die NIV kontraindiziert ist oder keinen Sinn mehr macht und wann man dann intubieren muss (oder von mir aus, den erfahreneren Kollegen, den Anästhesisten, den Intenivmediziner dazu holen muss.)
Umgang mit kontrollierter Beatmung, Umgang mit assistierten Spontan Atmung.
Wie Anignuu aber schon sagte gehört zum Air-Way Management auch die Tracheotomie bzw. Koniotomie.
Anlage von Thoraxdrainagen, Pleuradrainagen.
Perikard-Punktionen sind eigentlich auch wichtig, sicher sie werden selten gebraucht und kaum ein nicht-Kardiologe beherrscht sie leider, aber eigentlich ein Skill der wirklich wichtig wäre.
Repositionen im Allgemeinen, auch das ist etwas was leider nicht genügend nicht-Chirurgen beherrschen.
Eine Notfallnarkose gehört dazu, eine Analgosedierung.
Der Umgang mit Katecholaminen und der Ausgleich von pH.
Stillen von kritischen Blutungen, Gerinnung-Managment.
Vermeintlich "banale" Sachen wie BGA, EKG Befunden.
Umgang mit Strom, externes Pacing, innenklinisch dann auch Transvenös.
Von Clamshell rede ich bewusst nicht.
Alles in allem eine große Palette, die ein einzelner Fachbereich nie alleine gut abdecken kann.
Gewisse Sachen kann der Anästhesiologe besser, gewisse der Chirurg, gewisse der Internist und wieder andere einfach der Intensivmediziner (unabhängig von der Primären Facharzt-Weiterbildung).
Ich denke viele entscheiden sich "erstmal" für die Anästhesiologie, weil man dort relativ schnell, relativ viel von diesen ganzen Notfall-Skills erlernt, ehe die Kurve dann abflacht.
Bei anderen Fachrichtungen ist meiner Ansicht nach der Anstieg initial flacher, aber die Kurve flacht dafür nicht ab.
Wenn man aber allumfassend gut sein will, muss man unabhängig von der Fachrichtung bereit sein über Jahre immer dazu zu lernen. Und gewisse Sachen wird man sicher nur erlernen wenn man z.B. viel auf ITS ist, viel NEF fährt, viel in der ZNA ist usw. usw. usw.
Ich denke es gibt gewisse Bereiche, die gewisse Fachrichtungen immer besser beherrschen werden, weil es in der Natur der Sache liegt.
Anästhesisten beherrschen bis auf Tracheotomie/Koniotomie im Schnitt das AirWay Management am besten.
Chirurgen (z.B. Unfallchirurgen) beherrschen im Schnitt Repetitionen, Drainagen, den Umgang mit kritischen Blutungen am besten.
Internisten (z.B. Kardiologen) beherrschen im Schnitt die EKG-Auswertung, den Umgang mit Strom, Perikardk-Punktionen am besten.
Was aber nicht heisst, dass man es als "Fachfremder" nicht bis zu einem gewissen grad erlernen kann und auch erlernen sollte.