Bei mir wurde neulich eine Patientin vorgestellt; alt, dement, lebt im Heim. Hatte ein Entropium am Oberlid, für das die einzig sinnvolle Therapie die chirurgische Korrektur ist. Sie will aber keinesfalls operiert werden, bräuchte mangels compliance eh auch Narkose… es kratzt und stört sie zwar, aber der Reizzustand war überraschend gering, die Hornhaut in Ordnung. So sind wir so verblieben, dass es weiterhin so bleiben kann - hat sie schon seit Jahren.
Dann rief die Tochter an (die Patientin war mit einem Betreuer aus dem Heim da), der erklärte ich das genau so. Da erzählte sie mir, dass es ja früher alles besser war, als sie ihre Mutter selbst gepflegt hatte, weil sie mit ihr immer zu einer Heilpraktikerin ging, die sie „immer gut hinbekommen hatte“ mit irgendwelchen Globuli.
Das hat mich schon dezent geärgert, wenn zu einer Zeit, zu der eine OP vielleicht noch eher akzeptiert worden wäre, irgendwelche Heilpraktiker konsultiert wurden, die die Leute im Glauben ließen, „eh eine Behandlung durchzuführen“.
Am Ende ist jeder seines Glückes Schmied; aber immer Mist wenn es einer richtigen Behandlung im Wege steht.