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  1. #1
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    Servus allwissendes Forum, bei meinem "kleinen" Problem mit der Anerkennung von im Ausland erworbenen Studienleistungen durch eine vermutlich bekannte Kombination deutscher Behörden ist nun eine Situation eingetreten, welche mich etwas verzweifeln lässt und wo ich Input jeglicher Art wertschätzen würde

    Falls sich jemand den nachfolgenden Text aufmerksam durchlesen sollte - vielen Dank im Voraus, hole einen Tee und mache es dir gemütlich ;)

    Vorgeschichte: 2020 Beginn eines Studiums der Humanmedizin an einer staatlichen Universität in Moskau. Diese ist in Deutschland in der Anabin Datenbank als vollständig gleichwertig, akkreditiert (wie auch immer) vorzufinden. Inhalte und Kurse, aber auch Klausuren, sind quasi identisch mit den in Deutschland gelehrten/ geprüfte Inhalten.

    Ab 2022 wirds aber, wie ihr euch sicher denken könnte, etwas komplizierter. Der verrückte Mann aus Moskau hat leider seine intrusiven Gedanken gewinnen lassen und das geopolitische Klima langfristig geändert. Eine Fortsetzung des Studiums in Moskau, als Deutscher, schied so aus vielen Gründen aus und ich musste einen Wechsel anstreben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich zwei volle Jahre studiert und alle zur Anrechnung des deutschen Physikums notwendigen Kurse bestanden. Leider habe ich dann keine offiziellen Dokumente dieser Uni, welche meine Leistungen attestieren, erhalten. Insgesamt habe ich sieben offizielle Anträge gestellt und alles in meiner Macht stehende getan, um doch noch ein Transcript zu erhalten, jedoch vergeblich. Zu diesem Zeitpunkt ging es auch nicht nur mir so, sondern auch vielen anderen Kommilitonen. Die Gründe kenne ich so genau nicht, aber anzunehmen ist recht simpel, dass die Studenten an einem Wechsel an eine andere Uni behindert werden sollten und mehr oder weniger gezwungen sind in Russland zu bleiben.

    Grundsätzlich erschien mir das nicht als das Größte Problem, da ich ja jede Menge Unterlagen vorweisen konnte und mein personalisierter Zugang zum offiziellen Portal dieser Uni, in welchem alle meine Leistungen exakt vermerkt sind, noch zugänglich war. Also habe ich dem zuständen LPA zum Zwecke der Anrechnung von vier Semestern und des Physikums alle Informationen übermittelt und eine eidesstattliche Erklärung eingereicht. Die spezielle Situation wurde auch erklärt. Doch das LPA lehnte alle Mittel zur Glaubhaftmachung ab und hätte mir nichts anerkannt, also war ich gezwungen zu klagen, das war 2022 im Sommer. Das zuständige VG im dann eröffneten Eilverfahren folgte dann leider auch der Argumentation des LPA und hat meine Angaben nicht einmal überprüft, sondern auch nicht akzeptiert. Erst das OVG ist dann auf die Daten eingegangen und konnte die Richtigkeit zweifelsfrei feststellen. Erst da hat das LPA dann eine Anrechnung vorgenommen.

    Dazu sei gesagt, dass dem LPA beratend ein Amt aus Bonn, welches sich um die Anrechnung ausländischer Abschlüsse kümmert, zur Seite stand. Dieses hat während dieses Verfahrens zwei kurze Emails mit dem Vizerektor der Universität geführt, welcher natürlich bestätigt hatte, dass ich natürlich ein Transcript erhalte, sollte ich alle notwendigen Schritte einleiten. Außer Acht gelassen wurde die Tatsache, dass ich dies dort schon seit ca. einem halben Jahr nachweisbar, erfolglos und vielfach versucht hatte. Und wichtig in diesem Zusammenhang ist auch, dass der Krieg dort schon in vollem Gange war und russische Offizielle nicht dafür bekannt waren zu Ihrem Wort zu stehen... Auch habe ich mehrfach darauf hingewiesen, dass meine Leistungen in diesem Portal vermutlich recht bald gelöscht werden und daher eine gewisse Eile geboten wäre, sollte man diese noch als Mittel zur Glaubhaftmachung nutzen wollen. Das ist dann übrigens auch recht schnell, aber zum Glück nach dem ersten Eilverfahren, geschehen.

    Na ja, ist ja halb so wild, das war zwar stressig, aber nun sollte ich ja meine Anerkennung im Herbst 2022 bekommen... Oder?

    Nicht ganz, mir wurden drei Semester angerechnet und kein Physikum, da im Kurs der medizinischen Psychologie und Soziologie die soziologische Komponente gefehlt hätte. Zudem wurde unterstellt, dass in den "kleinen" Fächern Bio, Physik, Chemie und Psych Soz. nur ein unbenotetes Testat durchgeführt wurde und daher eine Anrechnung auf die erste staatliche Prüfung eh unmöglich wäre. Das ist ein durchaus relevantes Thema und wird später noch sehr wichtig!
    Und natürlich konnte ich die beiden Praktika EKM und Berufsfelderkundung nicht nachweisen, obwohl die Inhalte in anders benannten Fächern genau so gelehrt wurden.

    Das habe ich nicht hingenommen, da ich in Moskau u. A. einen Kurs hatte, der Psychology and Pedagogics hieß, und nach kurzer Prüfung die Inhalte der psychologischen Kompomenten festellte, dass diese wie in Deutschland gelehrt wurden und die soziologischen Inhalte, welche wirklich nicht sonderlich umfassend sind, in anders benannten Kursen ebenfalls unterrichtet und geprüft wurden.

    Aber das LPA ging dort nicht wirklich drauf ein. Ich reichte alle Unterlagen und Belege ein und hoffte auf eine schnelle Entscheidung. Und wartete. Der Tenor des LPA, wenn dieses Amt doch einmal in vielen Wochen Wartezeit antwortete, war aber stets der gleiche und nicht vielversprechend.

    Da ich aber noch halbwegs motiviert war dieses Studium doch noch möglichst schnell abzuschließen, blieb mir nach einem halben Jahr Wartezeit und der Erkenntnis, dass es ohne Nachholen des gesamten Kurses der med. Psych. und Soz., das Nachholen beider Praktika und dem Bestehen des vollständigen Physikums im Anschluss keinen anderen Weg gab in das richtige Semester zu gelangen, schrieb ich mich in das dritte Semester in Deutschland ein und begann im April 2023 Psych Soz nachzuholen. Die beiden Praktika waren dann für das WS 23 geplant und eine Anmeldung zum Physikum konnte auch erst danach erfolgen, da ich vor dem Nachholen formell nicht alle Voraussetzungen für das M1 offiziell vorzuweisen hatte. Wer mitgezählt hat, wird wissen, dass zu diesem Punkt schon feststand, dass ich mindestens zwei volle Jahre verlieren werde bis ich vielleicht ins fünfte Semester komme.

    Das alles hat natürlich keinen Spaß gemacht und das Nachholen eines Kurses (und der beiden Praktika im Anschluss...) , den man genau so schon einmal hatte, war keine gute Erfahrung. Die Motivation sinkt immer weiter, aber das Ziel ist ja vor Augen.

    Wie geplant habe ich dann den Kurs auch zum Ende des Semesters bestanden und die Klausuren geschrieben. Auch die beiden Praktika - erfolgreich in DE nachgeholt.

    Überraschenderweise hat dann das LPA aber, ironischerweise am Tag der letzten Klausur Psych. Soz. in Deutschland den Kurs der medizinischen Pschologie und Soziologie doch noch anerkannt, ein paar Wochen später dann auch das Praktikum der Berufsfelderkundung und die Inhalte der EKM wurden attestiert. Letzteres wird aber nicht anerkannt, weil es keine Prüfungsleistung gab (in Deutschland habe ich zwar auch keine Prüfung machen müssen, aber who cares). In Summe hat die nachträgliche Anrechnung von Psych Soz aus Moskau ziemlich genau ein Jahr gedauert.

    Damit ergaben sich zwei Dinge: Dass ich ein halbes Jahr meiner Zeit an einer deutschen Uni geopfert habe, allgemein alles was ich bis dato in DE nachgeholt habe, war sinnlos. Und, nun habe ich zumindest schon einmal alle formellen Voraussetzungen für zumindest die Anmeldung zum Physikum aus Moskau, aber noch viel wichtiger, theoretisch auch für die Anrechnung der gesamten M1 Prüfung, wenn da nicht noch die Sache mit den unbenoteten Testaten wäre...

    Tatsache ist, dass diese Einschätzung des LPA falsch ist und die Prüfungen quasi identisch zu denen in Deutschland verlaufen sind. Ins Detail möchte ich hier nicht gehen, da es den Rahmen noch einmal deutlich sprengen würde, aber eine Anrechnung des Physikums sollte geschehen, alle Voraussetzungen sind nach der Approbationsordnung erfüllt.

    Aber das LPA hat dies nicht geglaubt und recht stumpf daran festgehalten, dass meine Aussagen nicht richtig seien und dies nur unbenotete Testate wären. In diesem Zusammenhang wurde auch klar kommuniziert und das habe ich schwarz auf weiss: Sollte ich keinen unbeboteten Testate, sondern Einzelfachprüfungen in diesen vier Füchern gehabt haben, würde das Physikum angerechnet werden.

    Den Hintergrund dieser Aussagen des LPA habe ich nicht verstanden und der Schriftverkehr erschien zu diesem Zeitpunkt relativ sinnlos, egal was ich belegt habe, es fand kein Gehör und allgemein musste ich im Schnitt sicher deutlich über einen Monat für eine für mich nichts sagende Antwort warten, wenn überhaupt eine Erwiderung kam.

    Da ich aber nicht mehr motiviert war unter diesen Voraussetzungen das volle Physikum zu schreiben, nicht zu unterschätzen ist die doch heftige Vorbereitungszeit und die Tatsache, dass ich alle Prüfungen schon einmal bestanden habe, entschied ich mich erneut zu einem Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz vor unserem bereits bekannten Verwaltungsgericht. Dort sollte mit doch umfangreichen Argumenten und Belegen recht einfach nachzuweisen sein, dass die Kurse nicht nur mit einem unbenoteten Testat bestanden werden können. Aber, ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken, auch das funktionierte nicht optimal.

    Zwar hat das VG in erster Instanz das LPA aufgefordert ihre Argumentation zu erklären und dies brachte ein Gutachten des ZAB zu Tage, welches belegt hatte, dass die Fächer nur mit einem unbenoteten Testat geprüft würden, aber Grundlage dieses Gutachten ist ein langer russischer Text, natürlich kyrillisch. Dem LPA unterstelle ich einfach einmal, dass die Leute dort den Text selbst nie gelesen haben und der Einschätzung des ZAB vertrauten. Hier sei gesagt, dass ich das VG dem Gutachten vertraute und meine Arumente und Belege dagegen nicht den Hauch einer Chance hatten.

    Die Crux an dieser Sache beginnt ab nun: Ich habe nicht alleine in Russland studiert und einen weiteren deutschsprachigen Studenten aus dem DACH Raum kennengelernt, mit welchem ich auch befreundet bin. Dieser kann genau so belegen, dass die Sachen des LPA so nicht haltbar sind, aber diese Person ist auch russisch- deutsch erzogen worden und beherrscht daher beide Sprachen perfekt. Zusammen haben wir also den langen kyriliischen Text gelesen und analysiert, welcher ja für das Gutachten verantwortlich ist und tatsächlich zeigt sich, dass das ZAB den Text entweder nicht verstanden hat oder/ und nicht komplett gelesen hat. Dort ist unsere Version beschrieben, es ist eine Wertung der Prüfungen erklärt und alleine das Wort Testat kommt dort nie vor. Zusammenfassend: Das was in diesem Gutachten geschlossen wurde, stimmt nicht und der Text kann so nicht verstanden werden.

    Das zu belegen hat allerdings etwas Zeit gebraucht und inzwischen hat das VG den Antrag wieder einmal abgelehnt. Also geht es erneut in die nächsthöhere Instanz vor das OVG - dieses mal haben wir alle Belege und eine über 20 Seiten lange Beschwerde mit allen relevanten Infos und Daten, zusätzlich noch eine weitere eidesstattliche Versicherung. In Summe muss damit eigentlich das Physikum angerechnet werden.

    Doch das OVG lehnt den Antrag ab, da kein Anordnungsgrund glaubhaft gemacht wurde. Auf keines dieser logischen Argumente wurde eingegangen und mir wurde lediglich gesagt, dass ich noch einmal klagen könnte, sollte ich mich im Drittversich des Physikums befinden, denn dann wäre wahrscheinlich ein Anordnungsgrund gegeben. Zu unseren deutlich über 20 Seiten hat die Ablehnung nicht einmal drei volle Seiten.

    Da das Hauptverfahren auch noch läuft und ich ja einfach das Physikum machen kann, ist das aus Sicht von LPA und offenbar auch VG kein Problem. Jedoch wird nicht verstanden, dass diese ganze Prozedur über bis hier zwei volle Jahre eine Menge Lebenszeit, Geld, Motivation etc. gekostet hat. Alleine das Nachholen von Kursen, die ich nicht nachholen hätte müssen, ist so dermaßen demotivierend. Zudem bin ich jetzt in einer Situation, wo ich das Physikum noch schreiben muss, obwohl ich es eigentlich nicht schreiben muss, damit ich überhaupt weiter studieren kann. Aufgrund der Erfahrung der letzten Jahre ist es unwahrscheinlich, dass das LPA und das immer noch laufende Hauptsacheverfahren vor dem VG in diesem Jahr überhaupt noch zu einem Ergebnis kommen, sodass dann für dieses Verfahren insgesamt mindestens drei Jahre gebraucht werden würden. Noch ein Eilverfahren ist sinnlos, wie also weiter vorgehen?

    Noch einmal zur Klarstellung: 1.) Physikum muss anerkannt werden. 2.) LPA liegt falsch, einfach zu belegen 3.) keinen interessiert es, egal wie und wo wir etwas belegen...

    Dazu sei gesagt, dass genau dieses Problem dieser Uni in dieser Fächerkombination schon einmal von diesem LPA aufgestellt wurde und durch ein anderes VG ausgehebelt wurde. Das Urteil liegt mir vor und das ist den Behörden auch bekannt, zudem haben wir es in der langen Beschwerde vor dem OVG noch einmal ausgeführt.

    Auch sei gesagt, dass das Physikum aufgrund dieser Leistungen dieser Uni schon mindestens einmal nachweisbar ausgestellt wurde, auch dieser Bescheid liegt mir vor.


    Wenn ihr Ideen habt, immer raus damit. An diesem Punkt kann alles interessant sein

    Viele Grüße,



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  2. #2
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    Ich würde ehrlich einfach das Physikum schreiben. Dann verlierst du nicht noch mehr Zeit. Wenn dich der Gerichtsweg aktuell nichts kostet kannst du es ja trotzdem weiter verfolgen und falls du gewinnst am Ende ggfs versuchen die 2 Jahre Verdienstausfall einzuklagen.



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  3. #3
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    Ja, darauf wird es wahrscheinlich hinauslaufen, aber das ist nicht die beste Option. Wie gesagt, nach zwei Jahren und dem ganzen Prozedere und der Tatsache, dass dieses Gutachten offensichtlich falsch ist, ist die Luft draussen. Bedenke, dass es ja noch eine Person gibt, die dieses Prozedere durchmachen wird und da wäre es schon sinnvoll, wenn zumindest dieser Fehler offiziell behoben wird.

    Zudem, rein hypothetisch, sollte ich dreimal durch das Physikum fallen (die Möglichkeit einer erneuten Klage mal ausgeschlossen), habe ich noch mehr Zeit verloren und letztlich auch den Anspruch auf eine Approbation in DE, auch, wenn danach das Physikum dann anerkannt würde.



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  4. #4
    Diamanten Mitglied
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    Klar, aber das ist so extrem unwahrscheinlich... im Endeffekt besteht ja jeder, der halbwegs gut vorbereitet ist, das Physikum beim ersten Anlauf.

    Bürokratische Ungerechtigkeiten sind zwar sehr ärgerlich, aber gegen den Staat kann man nie gewinnen. (Siehe Russland.) Statt sich da bis zur völligen Erschöpfung abzuarbeiten und sich zermürben zu lassen, ist es IMHO viel sinnvoller einfach das Physikum zu schreiben, und gut ists.



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  5. #5
    formerly known as Leoline95 Avatar von fovea
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    sei froh, dass du noch am Anfang vom Studium stehst. Ein Freund von mir war im russischen PJ (ich nenn das jetzt mal so) also letzter Abschnitt - kurz vor fertig. Der hat sich dann aus privaten Gründen dazu entschieden nach D zu kommen. Dort wurde ihm aber nur ein Teil anerkannt und er musste einige klinische Kurse nachholen. Es kam dann noch zu anderen Problemen, die hier jetzt nicht relevant sind, schlussendlich kam jetzt raus, dass er falsch beraten wurde und er direkt eine Anerkennung hätte haben könnenn.

    Also was ich damit sagen will. Wie die anderen hier - mach das Physikum und fertig.



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