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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #40031
    Diamanten Mitglied
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    Die Frage ist aber natürlich, wie man es wirklich besser machen kann (keine Ironie). Wenn ich die Bilder und Berichte aus den USA so sehe, wo man sich überspitzt gesagt vermutlich lieber verbluten lassen sollte als am Ende ohne health insurance ins Krankenhaus zu kommen, will ich da trotz der Exzellenz vieler Krankenhäuser eigentlich eher nicht sein. In UK sah man, wie man eine staatliche Institution in Form des NHS kaputtgespart hat und jetzt teilweise Frauen nicht mal rechtzeitig in einen Krankenwagen kommen, wenn die Wehen einsetzen.
    Spahn hat ja bereits gesagt, dass die DRG auf jeden Fall bleibt. Ist ja auch leicht für ihn, mit soviel Erfahrung im Bereich unseres Gesundheitssystems.



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  2. #40032
    Banned
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    Zitat Zitat von Christoph_A Beitrag anzeigen
    Wo außerhalb Deutschlands wird denn dieser Traum wirklich gelebt,
    Er meinte die Verfügbarkeit von schnellem Internet. Die ist sogar in Rumänien besser als Deutschland. Auch die Preise für schnelles mobiles Internet sind hier noch nicht angepasst auf das Niveau in unserem nahen Ausland (deutlich günstiger). Die neue Regierung wirds schon richten.

    Zitat Zitat von Christoph_A Beitrag anzeigen
    Wenn man glaubt, in einer Zentralisierung das Heil des Gesundheitssystems zu sehen, ist man meiner Meinung nach auf dem Holzweg.
    Gerade in meinem Job leben wir davon, daß es eine flächendeckende Anzahl von Herzkatheterlaboren gibt (Stichwort time is muscle
    Ja genau, und viele kleinere Häuser haben garkein Herzkatheterlabor oder Stroke Unit mit Neuroradiologie.
    In meiner alten kleinen Inneren (nur Gastro/Pulmo/Cardio nur Schrittmacher) haben wir Patienten mit Herzinfarkt verlegt, NACHDEM die Diagnose gesichert war. Der Patient hat somit LÄNGER warten müssen. Time is muscle.
    Ebenso kamen in die internistische Notaufnahme Patienten mit Apoplex. Nachdem sie im cCT waren, Diagnose gesichert war, wurden sie sofort verlegt in ein KH mit Stroke Unit und Neurorad. Für den Patient ist dieses Kleinklein garnicht gut. Time is brain.
    Ich will keinesfall mein ehemaliges KH komplett schließen. Grund- und Regelversorgung können gerne erhalten bleiben. Grundsätzlich gibt es auch noch Bedarf im Bereich Geriatrie. Nur als echter Notfall bist du dort nicht unbedingt immer am besten aufgehoben.

    Zitat Zitat von Christoph_A Beitrag anzeigen
    Jemand der 1000e Herzkatheter gemacht hat, wird die auch an nem kleineren Haus mit vlt jetzt nur 4-5 Koros am Tag und 1 PTCA besser machen, als der junge OA am maximalversorger, der vlt insgesamt erst 500 Koros gemacht hat. So fair muß man in dieser ganzen Mindestzahlendebatte schon sein.
    Das ist eine Fähigkeit, die man gelernt hat, aber auch dauernd anwenden muss. 4-5x am Tag ist ja schon ganz ordentlich, da kommt man nicht aus der Übung.
    Wer nur 13x mal im Jahr den Ösophagustumor operiert, kann das nicht so gut wie die chirurgische Klinik in Köln mit fast 300 operierten Ösophagustumoren. Die OP hat eine garnicht so geringe Mortalität.
    Oder das Prostatazentrum mit 51 Prostataektomien im Vergleich zur Martini-Klinik in Hamburg mit >2000 Prostataektomien. Wie jeder weiß, ist eine unangenehme Nebenwirkungen, dauerhafte Inkontinenz. Insb. je weniger Routine es gibt.
    Wo würdet ihr euren Patienten raten sich behanden zu lassen?

    Zitat Zitat von Christoph_A Beitrag anzeigen
    Genau das ist ja das Perverse daran, Du sollst in nem planwirtschaftlich ausgelegten System mit sozialistischer Einnahmen- und sogar Fallzahldeckelung marktwirtschaftlich arbeiten, eine contradictio in eo ispo eben. Und wie bei jedem guten sozialistischen System sind die erfolgreich, die die Grauzonen und Schlupflöcher am besten kennen und ausnutzen.
    Zitat Zitat von Thomas24 Beitrag anzeigen
    So ist es. Aber wir können uns den ganzen Tag über das System beklagen- ändern wird sich nichts.
    Daher müssen wir die Karten spielen, die uns ausgeteilt worden sind- so gut es das System eben zulässt.
    Ja das stimmt alles. Aber man kann durchaus mit Kassensitz und eigener Praxis gut verdienen ohne sich "tot" arbeiten zu müssen. Und selbst als angestellter Facharzt in einer Praxis muss man auf keinen Fall am Hungertuch nagen bei meist planbarer Arbeit und Arbeitsbedingungen, die nicht mit denen in der Klinik vergleichbar sind.
    Es gibt sie: die Goldene Nische in diesem System. Vielleicht war früher jedoch alles noch besser.
    Den Mio. Gehältern der Chefärzte der 90er und 80er Jahre müssen wir jedoch hinterhertrauern. Die können wir nicht erreichen.

    Zitat Zitat von Bonnerin Beitrag anzeigen
    Die Frage ist aber natürlich, wie man es wirklich besser machen kann (keine Ironie). Wenn ich die Bilder und Berichte aus den USA so sehe, wo man sich überspitzt gesagt vermutlich lieber verbluten lassen sollte als am Ende ohne health insurance ins Krankenhaus zu kommen, will ich da trotz der Exzellenz vieler Krankenhäuser eigentlich eher nicht sein. In UK sah man, wie man eine staatliche Institution in Form des NHS kaputtgespart hat und jetzt teilweise Frauen nicht mal rechtzeitig in einen Krankenwagen kommen, wenn die Wehen einsetzen.
    Spahn hat ja bereits gesagt, dass die DRG auf jeden Fall bleibt. Ist ja auch leicht für ihn, mit soviel Erfahrung im Bereich unseres Gesundheitssystems.
    Also bevor man stirbt, kann man in Erwägung ziehen selbst in ein US-amerikanisches Krankenhaus zu gehen.
    Hier sieht man die eher ungünstigen Auswüchse von "freier Marktwirtschaft" bei dem Grundbedürfnis "Gesundheit". Das System ist extrem teuer, unfair und qualitativ im Großen und Ganzen nur mäßig (einzelne Kliniken sind Spitze).
    Das englische Gesundheitswesen ist so ziemlich das Gegenteil des US-amerikanischen Gesundheitssystems. Auch hier gilt wie in den USA: Bevor man stirbt, wird man von einem Krankenwagen schon mitgenommen und sollte sich auch mitnehmen lassen. Die Briten zahlen deutlich weniger für ihre Gesundheit als die US-Amerikaner oder wir. Meine Freunde dort sparen Monat für Monat ca. 400€ an Gesundheitsausgaben nachdem sie dorthin gewechselt sind. Dafür gibt es aber auch nur eine Basicversorgung, die ganz klar auf die Kostenseite schaut. Wer mehr haben möchte, muss extra zahlen. In meinem Fach machen sie extrem gute klinische Studien, die man hierzulande leider vergebens sucht. Naja, vllt kommt ja mal eine Forschungsreform in naher Zukunft mit Laschet/Spahn.
    Geändert von Valoron (22.07.2021 um 22:35 Uhr)



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  3. #40033
    Registrierter Benutzer
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    Grundsätzlich ist es aber auch möglich, dass jemand mit einer akuten Ischämie oder Blutung nur für die Intervention an die große Klinik verlegt und sonst in der kleineren Klinik stationär behandelt wird. Wenn das Zentrum nur begrenzte Betten-und Intensivkapazität hat macht das durchaus Sinn. Die Radiologie hier bietet so was an; das lief nicht immer ganz reibungslos, hat ein paar mal aber auch schon ganz gut geklappt. Wenn das Abrechnungssystem geändert würde wäre das vielleicht auch für Operationen oder Interventionen anderer Abteilungen sinnvoll - dann wäre fehlende Intensivkapazität auch kein Argument mehr. Offiziell ist es das auch jetzt schon nicht, nur inoffiziell wird es doch sehr oft akzeptiert. Wenn die OP/Intervention und perioperative/periinterventionelle Behandlung unabhängig voneinander ohne Abschläge vergütet werden würden gäbe es für keine Klinik mehr eine Motivation irgendwas das sie leisten kann zu verweigern. Hier müsste man zuerst ansetzen.

    Es gibt auch Konzepte dass ein Hintergrund für mehrere Standorte verfügbar ist. Scheint mir auch ein sehr gutes Modell zu sein; an qualifiziertem Personal dürfte es ja am ehesten scheitern, denn einen OP-Saal und ein CT gibt es selbst an den meisten kleinen Kliniken.
    Geändert von mbs (22.07.2021 um 20:59 Uhr)



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  4. #40034
    Banned
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    Das hört sich ja abenteuerlich an: Ein Patient kriegt eine Intervention, wird verlegt in ein kleineres Krankenhaus und dort treten dann Komplikationen auf, die eine Rückverlegung notwendig machen.



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  5. #40035
    Diamanten Mitglied
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    Zitat Zitat von mbs Beitrag anzeigen
    Es gibt auch Konzepte dass ein Hintergrund für mehrere Standorte verfügbar ist. Scheint mir auch ein sehr gutes Modell zu sein; an qualifiziertem Personal dürfte es ja am ehesten scheitern, denn einen OP-Saal und ein CT gibt es selbst an den meisten kleinen Kliniken.
    Stimmt. So läuft das auch in der Neuroradiologie in Bayern. Da fliegen die Docs incl. Pflegekraft und vollständigem Kathetermaterial etc. mit dem Hubschrauber zum Patienten. Die Docs sind selbstverständlich auch in die entsprechenden Angioanlagen zuvor eingewiesen worden und vom Zeitablauf läuft das so dass ab dem Zeitpunkt der Indikationsstellung die Anästhesie des Hauses schonmal alles vorbereiten kann incl. Narkose und der Neuroradiologe dann kommt und mit seinen eigenen Materialien das Problem behebt.
    Kann man machen. Dann mach ich mir einen mobilen Bus mit OP-Sieben, Kathetern, Ballons, Stents, Stentgrafts, Prothesen usw.. nehm mir aber auch eine entsprechende OP-Pflege mit und fahr in andere Häuser zum operieren. Als Gefäßchirurg in ein Haus zu kommen das keine eigentliche Gefäßchirurgie hat ohne Pflege die sich damit auskennt ohne Material vor Ort... ich würd es ... nicht wollen.
    Zitat Zitat von Evidence based Beitrag anzeigen
    Und ja, natürlich muss die Verfügbarkeit von Herzkatheterlaboren, Stroke Units etc gewährleistet sein. Aber das ist in dem aktuellen System außerhalb von Großstädten ja eben häufig nicht der Fall. Um Notfälle ging es mir primär auch nicht, ehr um planbare, größere Eingriffe.
    Und genau das sehe ich wiederum kritisch: wenn man Notfälle behandeln soll dann muss man dies auch in der Routine üben. Eine Carotis-TEA bei akutem Verschluss wo es eben auch wiederum um time is brain geht sollte man mittels "normaler" Carotis-TEAs geübt haben. Die Versorgung einer rupturierten Aorta sollte man bei intakten Aortenaneurysmata geübt haben. Verbietet man eines davon werden sowohl die Materialen dafür (ok, bei Carotis braucht es nicht so viel) als auch die Expertise abgebaut, auch wenn man postulieren kann dass die Expertise vielleicht niedriger als in High-Volume-Zentren ist.
    Spannend in der Gefäßchirurgie: in Studien wurden statistisch optimale jährliche Fallzahlen von 13 bis 16 für offene Aorten herausgefunden, die High-Volume-Zentren waren hier sogar schlechter! Aber gefordert werden in der gleichen Publikation einfach mal 30. Evidenz? Null. Hauptsache den kleineren Zentren mit der idealen Zahl und niedrigen Komplikationsraten mal ans Bein gepisst.
    Zitat Zitat von Valoron Beitrag anzeigen
    Das hört sich ja abenteuerlich an: Ein Patient kriegt eine Intervention, wird verlegt in ein kleineres Krankenhaus und dort treten dann Komplikationen auf, die eine Rückverlegung notwendig machen.
    Das gibt es schon. Nennt sich "heimatnahe Rückverlegung" und wird von Uni-Kliniken gerne mal gemacht...



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