Der Chef hat den Pat. noch am frühen Abend visitiert (das habe ich dann aus der Akte mitgekriegt) und da haben sich hinsichtlich der sozialen Versorgung neue Aspekte aufgetan, was er anscheinend dann stante pede wollte und dann fühlte sich die Sozialarbeiterin (ein junges Bachelorettchen in Sozialarbeit, wahrscheinlich ihre 1. Stelle seit ein paar Monaten) gleich aktiviert, alles umzusetzen. Vielleicht sollte sie mal ein Pflegepraktikum nachholen, wie wir es fürs Studium gebraucht haben oder einfach mal einen Tag auf Station bei mir mithetzen, damit Madamchen was begreift.
Ja, schade, dass ich keinen ZVK empfohlen habe, das hatte ich echt nicht auf dem Schirm. Wäre eine gute Idee gewesen. Naja, wird sich zeigen, ob der Zugang des Kollegen wirklich länger als einen Tag gehalten hat.
Die Pflege ist von der Frau auch dauergenervt.
Zum Glück läuft in ein paar Wochen mein Arbeitsvertrag (war ne Vertretungsstelle) ohnehin aus. Zu meinem Vergnügen werde ich jetzt noch 2 Wochen wieder mal in eine ganz andere Abteilung, die noch nicht mal meine Fachrichtung ist, wegen Backup zur Corona-Epidemie "ausgeliehen". Super, da lerne ich für meine Fachrichtung noch weniger als ohnehin schon.
Durfte dann in der Woche als Stationsärztin (ich war schon Wochen vorher nicht mehr in meiner eigenen Fachrichtung eingesetzt (wegen Ausleihens in die andere Abteilung sowie Urlaub/Überstunden) und kannte dann so gut wie gar keine Patienten mehr; musste mich erstmal in die Fälle einarbeiten und mein eigentliches Fachgebiet wieder kennenlernen und die Abläufe habe sich ja auch geändert wegen Corona-Prävention. Dann durfte ich erstmal Versäumnisse der letzten Wochen ausbügeln wie den Verlauf von Dekubiti, für die sich wochenlang kein Kollege (m/w) interessiert hatte sowie verpeilte Medikamente in den Kurven (zum Glück war die Pflege kooperativ und hat mich darauf aufmerksam gemacht).
Bin froh, wenn ich aus dieser chaotischen Abteilung weg bin.
Ich will nicht die Ärztin werden, die ich werden müsste, um mich in dieser Abteilung nicht kaputt zu machen. Das würde nämlich heißen, dass das Patientenwohl zugunsten des hohen Durchlaufs und zuungunsten der Gesundheit und Hygiene der Patienten noch mehr vernachlässigt werden müsste.
Darauf habe ich keinen Bock. Ich will dort auch gar keine Fachärztin werden. Das ist eine vollkommen unkoordinierte Ausbildung dort. Solange derselbe Chefarzt dort bleibt, wird sich nie etwas ändern, solange die Arbeit trotzdem irgendwie erledigt wird.
Das Unglaublichste war, ist schon ne Weile her, als ich in einer nicht oberärztlich angeordneten Überstunde (die man aber trotzdem macht, weil man sonst die Arbeit nicht schafft) eine zum Glück minimale Nadelstichverletzung (die Nadel ist mir quer gegen den Finger geprallt, zum Glück nicht richtig gestochen) bei einem multipel infizierten Patienten (Gott sei Dank nahm er HAART) erlitt.
Diese habe im normalen D-Arzt-Verfahren gemeldet. Von einem OA (mittlerweile dort nicht mehr tätig, aber nicht wegen der gleich geschilderten Sache) musste ich mir dann sagen lassen, wie ich auf die Idee käme, diese Verletzung dem Betriebsrat zu melden (das ist aber ein normales Verfahren im E-Mail-Verteiler der Unfallmeldung in unserem Haus). Der Betriebsrat mache eh schon wegen der Dienste so öfter Probleme. Er wisse gar nicht mehr, wann er das letzte Mal sowas gemeldet hätte. Ein anderer Oberarzt meinte dann: "Aber der Patient ist doch infiziert gewesen."
Jedenfalls mussten ich und meine Kollegin, die bei der Verletzung Zeugin war, dann eine Mail an den Betriebsrat schreiben, wie freiwillig wir abends noch dagewesen seien und das ganze runterspielen. Da habe ich gemerkt, die Gesundheit der Mitarbeiter ist in dieser Abteilung anscheinend mega egal. Ich habe das ganze D-Arzt-Verfahren durchlaufen und hatte mich zum Glück mit nichts infiziert (ich brauchte auch keine Prep).
So wichtig sind in dieser Abteilung die Mitarbeiter.