Ich frag mich so langsam, ob sich die Mentalität der Medi-Bewerber die letzten Jahre hinweg geändert hat möchte das hier auch mal zur Diskussion stellen.
Noch vor 6,7 Jahren war die ZVS und die Wartegeschichte eine ziemlich entschärfte Angelegenheit. Mit DN 2,5 hat man eben seinen (12)-Monatszivi abgeleistet und n halbes Jahr gefeiert und gut war, so hab ich das zumindest damals mitbekommen.
Dann kam diese Boom-Zeit, was weiss ich, 2002-2005 wo jedes Wintersemester bei der Wartezeit 2 Semester drauf und bei der DN 2 Zehntel runter drin war. In den Jahren war die Mentalität ähnlich wie davor, nur mussten größere Zeiträume überbrückt werden (je nachdem welches Jahrgang eben)...
...und seit neuestem liest sich die geneigte Bewerberschaft entweder wie ein Marathon-Fanclub "Mach ne Ausbildung und schau, ob Du danach noch willst" oder wie der Rechtsschutz-Kampfclub "Schlupfloch", der von Unsummen in Ungarn oder vorm Amtsgericht bis zum Quereinstieg über Molecular Biotechnology gar nix scheut.
Wo sind sie eigentlich geblieben, die Gediegenen, die Planlosen, die "immer geschmeidig bleiben" Fraktion? Die Speerspitze der "erstmal n Jahr nach Peru"-Fans... hinweggefegt von den Drohnen der Leistungsgesellschaft und erstickt vom Kapital der Rechtshilfe-Nehmer?
Mittlerweile finden sich hier am Forum ja sogar Gymnasial-Mittelstufler ein, die ihre "Zukunft" besprechen, die in 3 oder 4 jahren aktuell wird....
Was mich mit einem süß-sauren Beigeschmack daran erinnert, dass ich in der neunten Klasse Interesse für Allesmögliche hatte, vom Alkohol bis zum Wohnwagen meiner Clique, aber ganz sicher nicht für meine Zukunft.
Und wo ich euch schon so nett soziologisch penetriere, ist dieser Wandel weg vom "Einfach Leben" hin zum "ich bin 8 Jahre alt und muß mir Sorgen um meine Altersvorsorge machen" generell? Ist die Elite-Zelle der 1.0er Medizinaspiranten vielleicht nur ein Indikator, der die letzten wenigen Jahre umgeschlagen ist und anzeigt, dass das Zeitalter des "entspannten Lebens" langsam aber (ungeheuer) sicher zusammen mit staatlicher Rente und politischem Breiteninteresse in seinen letzten Zügen liegt? Platz macht für die Flut der Ellbogen, für Zitate wie "Tja, das Leben ist eben nicht fair, darauf kann ich keine Rücksicht nehmen..."....
...eine traurige Aussicht...
Meridion