Willkommen im Club! Habe mit 33 angefangen, bin jetzt im 5. Semester.
Mir ging es ähnlich wie Dir. In meinem jetzigen Beruf, so bin ich mir mittlerweile sicher, möchte ich auf keinen Fall alt werden. Und Medizin wollte ich schon immer studieren, erst recht nachdem ich Zivi im KH war und dadurch sogar mal "reingeschnuppert" hatte. Aber mir fehlte damals leider der Mut und die Kraft. Heute, nach 4 Semestern Vorklinik weiß ich wieder was mich damals abgeschreckt hatte. Der Lernaufwand ist echt immens, unterschätze das mal nicht. Wobei Du ja sozusagen nicht ins kalte Wasser springst, bist ja denke ich noch einigermaßen "warmgelaufen" durch Dein Studium bzw. Dissertation. Ich für mich habe festgestellt, dass man mit zunehmendem Alter einer gewissen "Reizüberflutung" ausgesetzt ist, die einen davon abhält, konzentriert bei einer Sache zu bleiben. Ich musste anfangs erstmal diverse Zeitschriften- und Zeitungsabos kündigen und auch der Fernseher war bei mir schon seit Monaten nicht mehr an. Internet ist schon Reizüberflutung genug. Wenn Du dann noch Kinder hast, sieht die Sache wieder anders aus (mein Sohn kam vor einem Jahr auf die Welt -- unser "Finanzplan" wurde hierdurch auf eine harte Probe gestellt, doch auch das geht, so wie alles, wenn nur der Wille da ist). Ich kann Dir nur raten: da Du noch ein paar Jahre bis Studienbeginn vor Dir hast: wunderbar, das hätte ich mir auch gewünscht. Da kannst Du Dir in aller Ruhe die Basics reinziehen, die Du fürs Physikum brauchst und dann die Vorklinik sozusagen im Spazierengehen "genießen".
Was Deine Frage nach den Zukunftsaussichten angeht: Nun, zum einen solltest Dir drüber im Klaren sein, dass Ärzte hierzulande mittlerweile zu den "Deppen der Nation" gehören. Die Liebe zum Fach und vor allem der Drang für andere Menschen da zu sein, sollte schon vorhanden sein, denn um des Ansehens oder gar des Geldes willen Medizin -- das war (vielleicht) vor 20 Jahren mal so. Aber ich denke das ist Dir klar. Die gleiche Frage nach den Zukunftsaussichten habe ich übrigens vor ein paar Monaten mal ins Forum bei facharzt.de gepostet und da erhielt ich ein paar aufschlussreiche Antworten von Medizinern, die mitten im Berufsleben stehen. Insgesamt war der Tenor positiv und die meisten haben mich dazu ermutigt, weiterzumachen. Da jedoch an unserem Gesundheitswesen derzeit gewaltig reformiert wird, ist der Blick in die Zukunft mehr als unsicher. Es kann gut sein, dass es hier in ein paar Jahren nur noch eine staatlich finanzierte Grundversorgung gibt (wie heute schon in England), und alles was darüber hinaus geht, zahlt der Patient selbst. Das muss jedoch nicht heißen, dass künftig das große "Praxissterben" losgeht, schließlich ist es die Generation, welche jetzt gerade das Rentenalter erreicht, die unser künftiges Klientel stellt -- und finanziell steht diese ja wohl so gut wie keine andere da. Außerdem gehört es zum Leben, dass sich jeder bis ganz zum Schluss mit aller Macht dran klammert.
Naja, ich würde mir an Deiner Stelle nicht so viele Gedanken machen und einfach "machen". Wenn es Dein Herzenswunsch ist, sowieso. Erfolg kommt daher, dass man etwas mit Liebe macht und sich in der Sache für andere aufopfert, aber vor allem dass man konsequent am Ball bleibt, auch wenn sich einem Hindernisse in den Weg stellen. Alles weitere ergibt sich dann von selbst. Ich wünsche Dir viel Mut bei Deiner Entscheidung, die sicherlich keine leichte ist.