1. In welcher Weiterbildungsrichtung bist du tätig und in welchem Jahr deiner Weiterbildung befindest du dich?
Ende 3.WBJ Allgemeinmedizin
2. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus: wann startest du, wie lange arbeitest du und mit welchen Dingen bist du regelmäßig beschäftigt?
07:00 Dienstbeginn- 16:00 Freitags bis 12:00
Nach einer kurzen Besprechung, zuerst Akutsprechstunde, ab ca. 09:00 Terminsprechstunde. Mittagspause ca. 1 Stunde. Nachmittags meist Wiedervorsteller nach Krankenhaus oder Facharzt, bzw. normale Terminsprechstunde. Zwischendurch der übliche Papierkram, hin und wieder Unterricht, Sport 2-3x/Woche, Materialbewirtschaftung.
3. Wie viel Zeit in Stunden nehmen folgende Dinge schätzungsweise an einem durchschnittlichen Arbeitstag ein: Visiten vor- und nachbereiten sowie Durchführen, Diktieren von Arztbriefen, Aufnahmegespräche und Eingangsuntersuchung, Gespräche mit Angehörigen, Gespräche mit Kollegen, Sonstiger Schriftkram, Kaffekränzchen?
Visiten, Diktieren von Arztbriefen, Aufnahmegespräche und Angehörigengespräche etc. hab ich derzeit nicht; dafür mal Gespräche mit den Vorgesetzten der Patienten. VieleTauglichkeitsuntersuchungen- die gehen wenn´s keine Probleme gibt relativ schnell; Gutachten für Wehrdienstbeschädigungen und Dienstunfähigkeitsverfahren- aber die sind nicht soo häufig. Gespäche mit den Kollegen- hängt von den Kollegen ab- Zeit ist auf jeden Fall dafür da. Kaffeekränzchen- eher selten aber Kuchen gibt´s schon mal und Gespräche über nicht-medizinische Themen auch regelmäßig.
4. Wo liegen bei den unter Frage 2 behandelten Themen die Arbeitsschwerpunkte bei deinen Tätigkeiten?
Patientenbehandlung und Tauglichkeitsuntersuchungen
5. Was war das absolute Highlight deiner bisherigen Berufslaufbahn, da das du dich auch heute noch gerne und lebhaft erinnerst?
Einsatz als UN-Beobachter in Georgien.
6. Welche Erfahrungen und Tipps im Umgang mit dem Pflegepersonal kannst du weiter geben?
Zwar die längere Erfahung resprektieren, sich aber nicht unterbuttern lassen und rechtzeitig Grenzen aufzeigen. Schließlich hat man als Arzt die Verantwortung für den PAtienten und die Behandlung. Lieber beim "Sie" bleiben.
7. Wie geht man aus deiner Erfahrung geschickt mit den ärztlichen Kollegen aus dem Kreise der Assistenzärzte um? Welche Probleme können hier auftauchen?
Sich von Pflege, Oberärzten, Patienten nicht gegeneinander ausspielen lassen. Sich gegenseitig unterstützen, aber aufpassen, dass man nicht ausgenutzt und/oder hintergangen wird.
8. Chef- und Oberärzte als Vorgesetzte lassen sich leider nicht umgehen. Wie sind hier deine Erfahrungen im täglichen Umgang im positiven wie auch im negativen Sinne?
Schwer zu sagen. Zusehen, dass man klare Richtlinien von Vorgesetzten bekommt, nach denen man handeln kann. Bei fachlichen Entscheidungen durch einen OA unbedingt dokumentieren. Im Zweifel steht man alleine dar. Ein Vorgesetzter, der mit einem spricht ist gold wert.
9. Wie spielt sich konkret die Weiterbildung ab: arbeitest du einfach nur oder gibt es Unterricht durch Ober- und Chefärzte, um den Anforderungen der Weiterbildungsordnung gerecht zu werden? Führst du ein Nachweisheft zur Weiterbildung? Fühlst du dich gut betreut?
Unterricht gibt´s derzeit durch meinen Chef gar nicht, wenn er im Dient ist, kann ich ihn aber jederzeit fragen, wenn ich fachlich nicht weiter weiss. Genauso wie unsere Fachärzte. Ansonsten kann ich sehr selbständig arbeiten bzw. entscheiden und im Zweifel wird der Patient zum entsprecheden Facharzt überwiesen. 'Ich denke, das ist auch eine Besonderheit der "Firma" und des Fachgebietes.
Nachweisheft führe ich nicht. Betreuung: Ist schwer zu sagen. Ich denke das passt schon. Zu meiner Krankenhuaszeit hätte ich mir Betreuung gewünscht- da war die Weiterbilung desolat. Jetzt geht es ja mehr drum Erfahrung zu sammeln.
10. Was sind aus deiner Sicht die Vorteile deines Fachgebietes im Vergleich zu anderen Fachrichtungen? Und andersherum: wo liegen die Nachteile des Gebietes, die man in Kauf nehmen muss?
Vorteil: Breit gefächert und abwechslungsreich(Vom Mückenstich über Somatisierungsstörung bis Traumatologie ist alles dabei). Direkter Kontakt zu den Patienten. Später viele Möglichkeiten sich zu spezialisieren. Jeder kann so ein bischen seine Nische finden- gerade auch nach dem Facharzt. Besserer Kontakt zum Assistenzpersonal als im Krankenhaus. Eher selbständiges Arbeiten.
Nachteil: Man muss in fast jedem Fachgebiet auf dem Laufenden bleiben und braucht ein breites Wissen. Man wird von den "Fachärzten" eher belächelt und nicht immer für voll genommen. Und als normal Niedergelassener Hausarzt würde ich im derzeitigen Gesundheitssystem nicht arbeiten wollen.
11. Wie beurteilst du die Chancen im Hinblick auf deine weitere Karriere nach der Facharztprüfung? Möchtest du eine Kliniklaufbahn anstreben oder dich niederlassen bzw. was hast du vor und wie sieht es dabei speziell für dein Fachgebiet aus?
Ich hoffe, dass ich bei meiner "Firma" bleiben kann. In´s Krankenhaus zieht es mich überhaupt nicht.
Die Kombination meiner beiden Berufe ist für mich das beste, was mir passieren konnte.
12. Stress, Überstunden und lange bzw. häufige Dienste gehören leider immer noch zum Berufsalltag. Fühlst du dich häufig gestresst, machst du viele Überstunden oder schiebst häufig Dienste oder geht es bei dir eher locker zu? Wie gehst du persönlich mit Stress und derartigen Belastungen um?
Überstunden mache ich zur Zeit so gut wie keine. Dienste sind in Rufbereitschaft und unter der Woche wird man eher selten angerufen. Allerdings gibt es natürlich Phasen mit sehr hoher Arbeitsbelastung- z.B. auf Übungen, im Auslandseinsatz etc.
Von der Arzbeitsbelastung an sich ist es im Vergleich zur Krankenhauszeit eher entspannt- morgens ist halt schon mal mehr los wenn alle gleichzeitig kommen und ich alleine im Dienst bin. Aber ich hab mir angewöhnt alles nacheinander zu erledigen und Anfragen, die erstmal warten können zunächst abzulehnen. Unsere Unterschriftenmappe/Unterschriftenstapel ist auch was feines- das Assistenzpersonal muss nicht immer nachfragen und wenn mal 5min Zeit sind kann man das zwischendurch erledigen. Und Dinge, für die ich mich erfahrungsgemäß konzentrieren muss und die nicht megaeilig sind, mache ich in Phasen, wo ich voraussichtlich nicht gestört werde oder mal in der einen Stunde, die ich länger bleiben muss, wenn ich im Dienst bin.
14. Was möchtest du angehenden Assistenzärzten oder ärztlichen Kollegen als deine zwei wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben?
1. Entwickelt ein gesundes Selbstvertrauen. Schließlich seid ihr nicht doof, sondern studiert und wisst einiges. Euch fehlt es nur an Erfahrung- und die kommt mit der Zeit. Handelt niemlas gegen eure innere Stimme/euren Instinkt- wenn euch was merkwürdig vorkommt geht dem nach- manchmal ist das das Wissen, dass sich bemerkbar macht.
2. Fragen, fragen, fragen. Löchert die Leute, die was wissen könnten und reflektiert dieses Wissen. Und sucht euch nen Mentor, dem ihr vertraut.
15. Heute nochmals vor deine Berufswahl gestellt: würdest du noch einmal den Beruf des Arztes wählen?
Ich bin froh, dass ich vor dieser Wahl nicht mehr stehe. Nur Arzt sein würde ich nie wollen- und schon gar nicht im aktuellen Gesundheitssystem. Ich bin froh in einem speziellen System zu sein ,auch wenn es seine eigenen Tücken und Schwächen hat.