Was ist denn deine persönliche Meinung zu Seiteneinsteigern?
Und zu den Vollpfosten: Den kann ich auch im zivilen Leben bekommen... Oder unterscheidet sich das Verhältnis bei den ärztlichen Offizieren zu den zivilen Ärzten?
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50/50 ist an sich nicht üblich für Nicht-Allgemeinmediziner. Wie gesagt- es geht nur drum nen Einblick zu bekommen.
Früher wurde man als Kliniker übrigens regelhaft nur in den BWKs (oder Facharztzentren) eingesetzt.
Als Seiteneinsteiger würd ich mich auch nicht mit so einem langen Einsatz als Truppenarzt einlassen (Es sei denn man hat seine persönlichen Gründe die dafür sprechen z.B. die Arbeitszeiten oder die Arbeitsbedingungen. Beides ist nun mal oft entspannter als im Krankenhaus. Oder eben das selbständige Arbeiten) Ab zwar ne eigene Meinung zu Seiteneinsteigern- aber die Truppenarztzeit ist nun mal unsere Rückzahlung für´s Studium.
This above all: to thine own self be true,
And it must follow, as the night the day,
Thou canst not then be false to any man.
Hamlet, Act I, Scene 3
Was ist denn deine persönliche Meinung zu Seiteneinsteigern?
Und zu den Vollpfosten: Den kann ich auch im zivilen Leben bekommen... Oder unterscheidet sich das Verhältnis bei den ärztlichen Offizieren zu den zivilen Ärzten?
All denjenigen, die mit dem Gedanken spielen, Arzt bei der Bundeswehr zu werden, möchte ich etwas mit auf den Weg geben: Ich war fast 3 Jahre Arzt bei der Bundeswehr - sogenannter Sanitätsoffizier - und bin am Ende sozusagen durch die "Hintertür" über eine Beamtenstelle ohne Zustimmung des Dienstherren „geflüchtet“, weil ich keinen anderen Ausweg sah.
Es gibt bei der Bundeswehr einen Satz, den Personalbearbeiter bei der Einplanung von Soldaten gerne sagen: "Sie können Wünsche äußern und wir werden versuchen, diesen gerecht zu werden." Wenn es gut läuft, bekommt man also genau das, was man will. Leider fehlt hier etwas Entscheidendes: Die Bundeswehr hat Stellen, die besetzt werden müssen. Und diese Stellen werden besetzt - unter allen Umständen. Das heißt im günstigeren Fall, dass jemand, der nach Hamburg wollte, nach Kiel versetzt wird. Im ungünstigeren Fall heißt das, dass man zum Beispiel als (werdender) Vater nicht nur die Geburt seines Kindes sondern auch dessen erste Lebensmonate verpasst - weil man gerade in Afghanistan ist. Der Grund: Es ist sonst niemand da, der die Stelle besetzen kann. Eher spielt ein Pathologe in Afghanistan Notarzt und mit dem Leben von hunderten von Soldaten, als dass ein für die Stelleneinplanung verantwortlicher Vorgesetzter nach oben meldet, er könne die Stelle nicht besetzen.
Alles, was einem von irgendwem versprochen wird, ist nichts wert, gar nichts. Vor der Vereidigung versprechen sie Dir alles, was Du hören willst. Nach der Vereidigung ist das alles vergessen. Du bist jetzt "Verschiebemasse". Es geht nur darum, den Bedarf zu decken. Erst wenn dies geschehen ist, kümmert man sich um Deine Wünsche. Schriftliche Garantien sind zum Teil das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen.
Ich konnte und wollte das nicht mehr (bis 2016) mitmachen. Ich werde demnächst mein während des Studiums erhaltenes Gehalt, das sind weit mehr als 100.000 ("hunderttausend") Euro, an die Bundeswehr zurückzahlen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht. Ich werde es aber selbst zahlen. Es gibt keinen neuen Arbeitgeber, der das für mich übernimmt, und ich verdiene jetzt weniger als vorher bei der Bundeswehr. Es geht hier nicht ums Geld, nur ums Leben.
Ich bin übrigens nur einer von über 100 Sanitätsoffizieren, die wegen der herrschenden Bedingungen diesen Weg gewählt haben. Die "Hintertür" wurde mittlerweile vom Bund quasi zugeschlagen. Es wurde einfach das Gesetz geändert. Das BMVg (Bundesverteidigungsministerium) muss jetzt bei jedem einzelnen Fall der Verbeamtung erst seine Zustimmung erteilen. Was das beim derzeitigen Ärztemangel mit mehreren hundert unbesetzten Stellen bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen: Wir sind der modernen Leibeigenschaft einen Schritt näher gekommen.
Mit einer falschen Einstellung zum Dienen, die der (jetzt) ehemalige Generalinspekteur Schneiderhan hinter der Ärzteflucht vermutete, hat das Ganze übrigens nichts zu tun. Es gibt genügend Beispiele ehemals hochmotivierter Vollblutsoldaten unter den Ärzten, die entweder auch gegangen oder innerlich gebrochen sind. Das Problem der Bundeswehr sind nicht die unbesetzten Stellen, sondern die innere Kündigung der meisten dagebliebenen Ärzte.
Jemand hat das Dienstverhältnis bei der Bundeswehr einmal als Pakt mit dem Teufel bezeichnet. So ist es leider nicht. Der Teufel ist böse, geht aber aufrecht durch die Welt. Böse Menschen habe ich bei der Bundeswehr kaum gesehen. Den aufrechten Gang beherrschen dort die wenigsten.
Tip: Einfach mal "Petersen Sanitätsoffiziere" googlen.
ctadna: ein sehr interessanter Bericht - danke dafür. Es freut mich für dich, dass du deinen Weg daraus irgendwie gefunden hast, wenn auch mit "finanziellen Opfern", aber immerhin, jetzt kannst du wieder selbst entscheiden, wann du wo und wie arbeitest.
Ich hätte ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass die interne Personalpolitik so hart gefahren wird. Hatte damals auch überlegt, über die Bundeswehr zu studieren, aber die lange Verpflichtungszeit hatte mir dann doch etwas Angst gemacht. Vermutlich hätte ich den Einstellungstest eh nicht geschafft
so what - hinterher weiß man es immer besser.
Alles wird gut
Hey,
da ich nicht extra einen neuen Thread aufmachen wollte wenn es schon einen dazu gibt, dachte ich mir ich schreibe hier rein.
Wie sieht es denn heute ca. 10 Jahre später mit der Bezahlung und den Bedingungen aus?
Ich habe schon gegoogled und ein paar Dinge gelesen hätte aber gerne mal Erfahrungen von denjenigen die im System Bundeswehr sind
Laut Besoldungstabelle und Beispielzahlen der Bundeswehrhomepage ist das Netto ja mittlerweile vergleichbar. Es wird deutlich weniger abgezogen.
Wie sieht es aus mit einer Pension wenn man sich später verpflichtet z.b. mit mitte 30? Vorausgesetzt man wird als Berufssoldat angenommen später.
Gruß