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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
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    Schon früh stellte sich in der Gyn für mich die Frage, ob ich bereit wäre, an Schwangerschaftsabbrüchen mitzuwirken und sie später auch selbst durchzuführen. Ich habe das mit einem klaren Ja beantwortet, weil ich die Entscheidungsfreiheit der Frauen respektiere und die Betroffenen eine gute Behandlung in dieser Frage verdient haben. Es war anfangs noch ein "ich könnte das nicht" von Seiten von Freunden, das ich vielleicht nicht ernst genug genommen habe. Mittlerweile führe ich diese Eingriffe selbst durch, sie sind für mich Routine geworden.
    Leider reagiert die Umwelt darauf entsetzt, wenn ich auf die Frage, ob ich auch Abbrüche durchführe, offen antworte. Von verächtlichen Blicken, schlimmen Kommentaren und sogar einer aufgekündigten Freundschaft war alles drin. Das ist die eine Sache, die mich belastet.
    Das andere sind meine Kollegin. Man fühlt sich als Ärztin zweiter Klasse, sitzen wir in der Cafeteria, bilden sich sofort Grüppchen, 3,4 Leute an einem Tisch, die meine Einstellung teilen, ein halbes Dutzend an einem andern Tisch, die immer wieder davon schwärmen, wie süß Kind X und Y doch sind, die gerade bei uns liegen. Kommentare von der Seite, ich könne ja mal mit Abtreibungen viel Geld verdienen, sind noch das Harmloseste. Einmal ist mir sogar zu Ohren gekommen, die Betreuung einer Problemschwangerschaft wurde von mir an einen Kollegen übertragen, weil getuschelt wurde, ich hätte einen mangelnden Respekt dem Leben gegenüber...
    Sind solche Reaktionen eigentlich üblich? Hat ein Arzt sich damit abzufinden, wenn er sich mal entschieden hat, Abbrüche durchzuführen, als ein Sonderfall behandelt zu werden? Oder liegt es nur an einer vielleicht speziellen Zusammensetzung in meinem Freundeskreis? Im Prinzip macht man ja dabei nichts anderes als bei den zahlreichen anderen Behandlungen die man durchführt, für das Wohl der Patientin zu sorgen. Aber ich bin ehrlich gesagt schockiert, wie an dieser einen Tatsache man sofort in die Ecke der "Bösen" gestellt wird.



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  2. #2
    Diamanten Mitglied
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    Es klingt danach, als hättest du eine Wahl, als würdest du es freiwillig machen. Na dann, wenn du nachts ruhig schlafen kannst, nur zu. Sind dir die Reaktionen der anderen zuviel, kannst du es ja wieder lassen, oder nicht?

    Für dich ist es in Ordnung, weil du die Verantwortung den "Müttern" überlässt. Ich denke aber, die Patienten können medizinische Eingriffe oft nicht richtig realisieren, und deren Folgen und Risiken sind nicht allen so klar bewusst wie sie im Aufklärungsbogen stehen. Somit hat man als Arzt doch auch eine gewisse Entscheidungshilfe zu sein, und kann Patienten auch ein gewisse Vorgehensweise empfehlen.
    Wenn du Frauen empfiehlst ihre Kinder abzutreiben, musst du damit leben, dass es anderen nicht gefällt. Dass man dich deshalb wie eine Aussätzige behandelt find ich dann aber doch irgendwie kindisch und unprofessionell.



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  3. #3
    Kunstfehler Avatar von morbusmacke
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    Ich bin ja n totaler Frischling, gerade erst das HEX geschafft, aber ich habe auch ne Meinung. [Hierbei gehts mir nicht ums Thema Abtreibungen, sondern um Dinge, die eigentlich normal sein sollten, wie gegenseitige Toleranz und Respekt anderen gegenüber.]

    Du musst das tun, was in deinen Augen das richtige für dich ist und was dich glücklich macht. Schließlich musst du dein Spiegelbild mögen, sprich: sei dir selbst treu. Wenn andere mit deinen Entscheidungen hapern, dich aufziehen, mobben (ja, deinem Bericht nach, ist das schon fast Mobbing, dagegen kann man vorgehen!), tja, dann Pech für die anderen. Ich lebe immer nach der Devise: "Leben und Leben lassen". Es gibt immernoch zu viele Menschen, die meinen, man müsse sich überall in das Leben anderer einmischen. Das ist schwachsinnig und intolerant!

    Wenn dir die Arbeit Spaß macht und das ist das, was du hundertprozentig machen willst und wovon du total überzeugt bist, und Gyn ist ja auch mehr als "Abtreibungen", dann stehe dazu und mache das deinen Leuten klar. Und lass' dich nicht unterbuttern, weil du da anders denkst.

    Ich stehe nicht in der Ecke der Bösen, aber werde auch immer mitleidig angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich Anästhesie machen werde. Da kommen so ne Kommentare wie "ist das nicht total langweilig" oder "oh schön, kannste dich neben deinen Patienten schlafen legen". Aber das kommt daher, weil meine Leute keinen wirklichen Plan haben, was alles Anästhesie ist.



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  4. #4
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von Espressa Beitrag anzeigen
    Es klingt danach, als hättest du eine Wahl, als würdest du es freiwillig machen. Na dann, wenn du nachts ruhig schlafen kannst, nur zu. Sind dir die Reaktionen der anderen zuviel, kannst du es ja wieder lassen, oder nicht?

    Für dich ist es in Ordnung, weil du die Verantwortung den "Müttern" überlässt. Ich denke aber, die Patienten können medizinische Eingriffe oft nicht richtig realisieren, und deren Folgen und Risiken sind nicht allen so klar bewusst wie sie im Aufklärungsbogen stehen. Somit hat man als Arzt doch auch eine gewisse Entscheidungshilfe zu sein, und kann Patienten auch ein gewisse Vorgehensweise empfehlen.
    Wenn du Frauen empfiehlst ihre Kinder abzutreiben, musst du damit leben, dass es anderen nicht gefällt. Dass man dich deshalb wie eine Aussätzige behandelt find ich dann aber doch irgendwie kindisch und unprofessionell.
    Ich empfehlen niemandem abzutreiben. Die Situation in Deutschland ist ja so: Bestätigung der Schwangerschaft, Beratungsgespräch und dann Abbruch. Wenn der eigene Gyn keine Abbrüche durchführt, bekommt man von der Beratungsstelle eine Liste von Einrichtungen, die das machen, u.a. eben die Klinik. Die Frauen vereinbaren einen Termin für einen Abbruch, legen den Schein mit der Bestätigung der Beratung vor. D.h. sie gehen in die Klinik um abzutreiben, nicht um zu diskutieren, was sie wollen, die Entscheidung ist bereits gefällt. Somit rate ich niemandem zu was, sondern informiere nur sachlich.



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  5. #5
    Registrierter Benutzer
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    Es gibt Kliniken, die dich als Assi nicht entscheiden lassen, ob du Abbrüche machen möchstest. Wenn du es wählen kannst, dann ist es ja gut.
    Allerdings finde ich, dass die Mütter nicht wissen können, was sie da tun und ich muss sagen, ich fand es ziemlich krass, dass man es macht, nur weil es einem nicht ins Leben passt. Wenn man bedenkt, wieviele Leute gerne ein Kind hätten und aber trotz IVF ect keines bekommen, dann ist dies sehr sehr traurig.
    Die Frage ist, wie ernst (du als Person, deine rechtlichen Möglichkeiten im Land sind etwas anderes) nimmst du den Hippokratischen Eid.
    Da würde drinnen stehen - altmodisch formuliert, aber doch - dass man keine Abtreibungen machen wird. Abgesehen von diesen ist dies natürlich eine Frage der Einstellung zum Leben an sich. Ich finde Abbrüche nur ok, wenn die Mutter sehr jung ist, krank ect... aber nicht so wie die breite Masse, angebliche Pillenversager. (Da wird der pearl-index immer wesentlich höher in solchen Situationen). Ich für mich bin ganz klar dagegen elektive Abbrüche so wie oben beschrieben zu machen. Ich würde das auch formulieren, aber dich ausgrenzen finde ich nicht okay. Man kann ja auch akzeptieren, dass man unterschiedlich darüber denkt und ich wäre froh über jeden, der es macht, damit ich es nicht tun muss.
    In einem Punkt glaube ich allerdings, das geht nicht. Du sagst du informierst sachlich, denke das wird es auch sein, aus deiner Sicht. Dabei vergessen darfst du allerdings nicht, für die Patientin ist das immer eine sehr emotionale Entscheidung und darauf solltest du schon auch eingehen. Du machst es dir hier nur leicht, und ich kann dich bis zu einem gewissen Punkt auch verstehen, aber ich finde die Frage der Patientin "Würden Sie es tun?" muss man ehrlich beantworten. Würdest du das, wenn es dein Kind wäre?
    (Und auch wenn du diese Frage verneinst, ist es immer noch legitim, Abbrüche zu machen, nur unemotional beheftet ist diese Fragestellung nie) Und ja, was gibt es schöneres, als ein 10min altes, frisch geschlüpftes Kind?
    NICHTS. NICHTS. NICHTS.



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