- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Ich oute mich...
Nach 10 Jahren Berufstätigkeit und eiserner Disziplin habe ich am vergangenen Wochenende mein Paradigma über Bord geworfen, und mich auf eine firmenfinanzierte Fortbildung eingelassen.
Bis dato habe ich ja artig meine Fortbildungen selbst bezahlt (oder eben vom AG), da ich stets die Meinung vertreten habe, daß man nunmal eben nicht auf der einen Seite ständig das marode Gesundheitssystem beklagen kann (incl. schlechter Bezahlung, mieser Finanzierung des Ganzen, etc., etc.), und andererseits durch die Nutzung eben solcher (fragwürdigen) Fortbildungsveranstaltungen u.a. auch die immensen Medikamentenkosten in D mitzuverursachen.
Als ich nun auf dieser Veranstaltung eintrudelte (der Ehren halber sei an dieser Stelle erwähnt, daß die Anreise und die Parkgebühr dann doch durch die Teilnehmer selbst zu finanzieren waren), - es war das teuerste Hotel in der 7.-grössten Stadt Deutschlands-, wurde ich von überaus freundlichen und gutaussehenden Damen empfangen, die in fast unerschöpflichen Worthülsen meine Anwesenheit lobten und priesen (ich wähnte mich zu dieser Zeit schon im Himmel (natürlich unter Umgehung des Fegefeuers)), und wurde in einen riesigen Konferenzraum geführt, in dem schon ziemlich genau 150 andere Kollegen den salbungsvollen Worten von Pharmazeuten des Unternehmens lauschten.
Mit dem Kopfmikro und dem Auftreten erinnerte mich der Dozent dann auch ein wenig an den berühmten Heizdeckenverkäufer auf ner Kaffeefahrt, allein das Fresspaket suchte ich vergebens. Meine Tischnachbarn, darauf hingewiesen, waren dann auch sehr erstaunt und meinten, daß sie das aus diesem Gesichtspunkt noch nie beleuchtet hätten, wohl aber meinen Eindruck bestätigen konnten.
Nun möchte ich nicht unfair sein. Im Laufe dieser 2-tägigen Veranstaltung wurde der behandelte Themenkomplex umfassend und nach dem neusten wissenschaftlichen Stand mehr oder weniger kurzweilig dargestellt allerdings mit sehr deutlichen Empfehlungen der Produkte des Veranstalters, (wenngleich die Gruppendynamik-Übungen mich durchaus an Morton Rhue's "The Wave" erinnerten)...
Hochgerechnet würde ich mal sagen, daß das veranstaltende Unternehmen sicherlich knapp 150.000 € für diese Veranstaltung hingeblättert hat. Und DA liegt auch mein eigentlicher Gewissenskonflikt. Mir ist es zutiefst zuwider, ein System zu unterstützen, was einen zugegebenen wissenschaftlichen Zweck erfüllt, welches aber unter anderem auch die Sozialkassen (über Umwege) immens belastet.
Ich habe diesbezüglich schon oft Streitgespräche mit Kollegen geführt, die dieses Verhalten als "völlig normal" bezeichneten oder mich als "Sozi" (MICH!!!!) mit einem verschobenen Sinn für Gerechtigkeit verunglimpften.
Tenor der meisten Kollegen: Wenn es das Angebot gibt, sollte man es auch nutzen - ansonsten nutzt es ein anderer...
Darum habe ich an diesen Thread mal eine Umfrage geknüpft, um ein Meinungsbild zu bekommen: wie steht Ihr zu firmenfinanzierten Fortbildungen?
Ich für meinen Teil werde wohl künftig wieder meine Fobi's selber bezahlen - alles andere hat für mich einen zu bitteren Beigeschmack.
Gruß,
Hypnos
Je kleiner das Ego, desto leichter das Leben
Verhalten bestimmt Verhältnisse