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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Los! Tanz deinen Namen! Avatar von Leelaacoo
    Mitglied seit
    12.09.2003
    Ort
    Wo bin ich? Hier? Wo ist das? Und wieviele?
    Semester:
    FA
    Beiträge
    1.884

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    Hallo ihr!

    Ich bin heut echt ins Grübeln gekommen...
    Folgendes: Wir haben häufig Patienten von unteren Ende der Gesellschaft, viel Alkohol/Polytox/Verwahrlosung etc. Auch auf ITS, wo auch mal fixiert werden muss, wenn Suizidalität oder schwere Intox vorliegt...das ist an sich schon unschön genug, aber man wird auch am laufenden Band beleidigt. Allein in der letzten Woche musste ich mir Sprüche deutlich unter der Gürtellinie, Dinge a la "Ich schlag dich tot, Schl***" etc. gefallen lassen. Perlt eigentlich an mir ab. Aber heute erzählte ein Pfleger, er sei in einer U-Bahn-Unterführung von einem ehemaligen Patienten (Polytox) erkannt und mit 3 Leuten angegangen worden, er hatte nur Glück, dass relativ viele Menschen da waren und auch die Polizei schnell kam...
    Mich hatte auch mal ein Polizist gefragt, ob ich Anzeige erstatten möchte, als ein Patient mich wüst beschimpfte, als sie ihn abholten (musste in Begleitung mit, weil fremdgefährdend). Und ich sagte damals lapidar "Ach was, bring doch eh nichts..."

    Ist das normal für Ärzte, sich derartig angehen zu lassen, nur weil wir davon ausgehen, dass der Pat. "krank" ist und immer freundlich bleiben müssen, auch wenn es schwer fällt...(die Psych-Kollegen kennen das ja sicher zu Genüge)
    Oder kann man auch von erwachsenen Patienten (die in dem Falle ja nicht mehr intoxikiert/bewußtseinsgetrübt/dement sind) erwarten, dass man auch zivilisiert miteinander umgeht...und ansonsten eben auch mal auf eine Klage ankommen lassen? Fühlt man sich so überlegen, dass man dies nicht macht oder einfach so wertlos?

    (Ich rede hier explizit NICHT von psychischen Erkrankungen mit Wahn etc...auch wenn Sucht auch eine Erkrankung ist...ist ein normaler Umgang mit uns nicht zu verlangen?).
    Die Polizei ist da schneller dabei, jemanden wegen Beleidigung anzuzeigen...habt ihr das schon mal gemacht? Manchmal habe ich auch Angst, nach dem Spätdienst auf dem Bahnhof Leuten in die Arme zu laufen, die mich vorher noch auf Station bedroht haben. ist doch auch nicht normal?

    Andererseits...was bringt eine Anzeige tatsächlich? Ein Kollege wurde vor 1/2 Jahr von einem alkoholisierten Patienten verprügelt...die Anzeige änderte rein garnichts, da Pat. (für richterliche belange) zu stark alkoholisiert war...

    Ging mir nur so alles durch den Kopf...

    LG Lee



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  2. #2
    gern geschehen Avatar von Kackbratze
    Mitglied seit
    05.04.2003
    Ort
    LV-426
    Semester:
    Ober-Unarzt
    Beiträge
    23.485
    In einer so extremen SItuation war ich bisher nochnicht.

    Wenn bei uns Patienten in irgendeiner Form frech werden, haben wir die volle Rückendeckung vom Chef den Patienten des Krankenhauses zu verweisen, soll heissen, die Beleidigungen/Angriffe müssen dokumentiert werden, am Besten mit Zeugen, und dann wird der Patient nach kurzer Rückmeldung zum Chef entlassen.
    Wir hatten schon Patienten nach schweren Tumor-OPs, die am 4. postoperativen Tag zu Hause befanden und nurnoch ambulant an das KH angebunden waren wegen sexueller oder verbaler Belästigung.
    Körperliche Angriffe gab es bisher nur in Durchgangssyndromen oder psychotischen Erkrankungen, so dass man das im Rahmen der Gesamtsituation entschuldigen konnte.

    Als ich in einer anderen Klinik tätig war, hatte der Chef in der Klinik das Motto: "egal was der Patient macht oder sagt, er hat recht", so dass ich mich im Beisein des Chefs übelst beschimpfen und verbal angehen lassen musste und selbst vom Chef keine Intervention gegenüber dem Patienten gemacht wurde. Originalzitat Chef: "Was haben Sie gerade gesagt? Sagen sie das nochmal, das war witzig!" (Nachdem schon vorher mehrfach verbale Angriffe, die man nicht fehldeuten konnte, erfolgt waren)

    Überraschenderweise bin ich da nicht geblieben...

    Kacken ist Liebe!
    Salmonella ist Kacken!


    What have you done today to earn your place in this crowded world?



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  3. #3
    Von hier an blind Avatar von Logo
    Mitglied seit
    30.10.2004
    Ort
    war Kiel
    Semester:
    OA IM
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    2.935
    Hmm. Schwierig.

    Erstmal drüberstehen find ich prinzipiell gut.
    Hin und wieder mal ne Anzeige bei "ausgewählten Fällen" könnte für die Psycho-Hygiene gut sein (bspw. gegen das von dir angesprochene "wertlos Gefühl" Lee)...
    Bei körperlicher Gewalt in nem entsprechenden Bedrohungsszenario würde ich mich nach Vorwarnung ggf. auch wehren. Irgendwo hört die Rücksichtnahme "arme Wurst" "Patient und so" auch auf...
    Dazu:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Krav_Maga
    http://www.youtube.com/watch?v=91xrY5XAEew
    http://www.youtube.com/watch?v=w_sLM...eature=related

    Macht Spaß!
    Pure Vernunft darf niemals siegen!



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  4. #4
    Herzschamane
    Mitglied seit
    28.02.2005
    Ort
    Deichschafland
    Semester:
    6.WBJ Wunderheilung
    Beiträge
    2.599
    Bei körperlicher Gewalt in der Klinik gilt zunächst der Eigenschutz, dann wird der Sicherheitsdienst gerufen, den wir nachts zum Glück haben. Und dann gibts entsprechende Massnahmen (Fixierung bei Fremdgefährdung, Sedierung), die die Zeit bis zum Morgen überbrücken - dann wird weiter über den Verbleib entschieden. Meistens kennt man ja im Dienst die Patienten nicht und kann nicht entscheiden, ob eine Entlassung möglich ist. Darum kann sich ja der Kollege am Folgetag kümmern dank einem vermerk in der Akte - evtl. gehts ja auch in die (Geronto-)Psychiatrie zur weiteren Behandlung.
    Bezüglich Beleidigungen hatte ich bisher Glück. Bis auf die Betrunkenen in der Notaufnahme war da nicht wirklich was - und die vernachlässige ich bei entsprechendem Promillewert sofort. Und ich wurde zum Glück auch nicht angegriffen ausserhalb der Klinik.



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  5. #5
    Diamanten Mitglied Avatar von WackenDoc
    Mitglied seit
    24.01.2009
    Semester:
    Bauschamane
    Beiträge
    16.362

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    Bei mir kommt´s immer auf den Patienten an und auf die Art der Aggressivität an:

    Besoffen und eh nicht richtig bei Sinnen: Solange es beim üblichen Dummgelaber bleibt, kann ich mit leben.
    Bei dementen Patienten auch.

    Bei Patienten in Ausnahmsituationen lege ich nicht unbedingt jedes Wort auf die Goldwaage, nur da ist bei perönlichen Beleidigungen Schluss. Die werden dann mehr oder weniger drauf hingewiesen, dass so was nicht sein muss. Wenn sie sich dann entschuldigen ist gut.

    "Normale Patienten": Oft kommt ein Kollege mit solchen Exemplaren besser zurecht (gilt allerdings auch umgekehrt). Beleidigungen und unverschämtes Verhalten lass ich da nicht durchgehen.

    (Hab z.B. nen Patienten, der über meine Figur ne abfällige Bemerkung gemacht hat mal kurz eingenordet und dann nur noch das abolut notwendige mit ihm an Text ausgetauscht und war entsprechend kurz angebunden. Ich werde nicht dafür bezahlt nett zu sein.)

    Körperliche An- und Übergriffe gehen gar nicht. Da halte ich mich lieber vom PAtienten fern. Meist kümmert sich dann nen kräftiger Pfleger drum, bis das Ordnungsamt oder Polizei kommen.
    Auf nem Besoffenen bin ich auch schon mal drauf gelegen- war letztendlich zu seinem Schutz- war die einzige im Raum als er aufgewacht war und er mir mal locker um 30kg unterlegen.
    Beim besoffenen 120kg schweren unmuggeligen Russen haben wir einfach die Tür von außen zu gemacht und auf´s Ordnungsamt gewartet. So was nehm ich dann aber auch nicht persönlich.

    Wobei ich bisher noch keine extremen Erfahrungen gemacht hab- in den meisten Fällen ließen sich die Patienten dann doch ganz gut führen und haben zumindest ein Mindestmaß an Anstand gezeigt.
    This above all: to thine own self be true,
    And it must follow, as the night the day,
    Thou canst not then be false to any man.
    Hamlet, Act I, Scene 3



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