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1. In welcher Weiterbildungsrichtung bist du tätig und in welchem Jahr deiner Weiterbildung befindest du dich?
Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin und Facharzt für Arbeitsmedizin. Z.n. Facharzt Allgemeinmedizin. 1. Weiterbildungsjahr (Bzw. 5+1 oder so). Überbetrieblicher Dienst
2. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus: wann startest du, wie lange arbeitest du und mit welchen Dingen bist du regelmäßig beschäftigt?
Wenn ich im Zentrum bin: Arbeitsbeginn gegen 7 bis ca. 15:30 (Gleitzeit), Morgens Durchführung von Vorsorge- und Eignungsuntersuchungen, Beratung der Versicherten/Probanden. Nachmittags Briefeschreiben, Akten bearbeiten, Vor- und Nachbereitung von Außendienst.
Im Außendienst wechselnde Arbeitszeiten, meist kürzere Arbeitstage. Untersuchungen im Untersuchungsmobil, in unserer Außenstelle oder vor Ort in Firmen, Beratung von Firmen über alle Möglichen Fragen des Arbeitsschutzes, Teilnahme an Sitzungen.
Eigene Fortbildungen. ich habe mit meinem Chef abgesprochen, dass wir die betreuten Firmen geografisch aufteilen- ich habe einen festen Bereich, den ich weitgehend eigenständig betreue.
4. Wo liegen bei den unter Frage 2 behandelten Themen die Arbeitsschwerpunkte bei deinen Tätigkeiten?
Vorsorgen und Firmenbesuche
5. Was war das absolute Highlight deiner bisherigen Berufslaufbahn, da das du dich auch heute noch gerne und lebhaft erinnerst?
Die Highlights entstammen eher aus meinen anderen Fachrichtungen.
In der Arbeitsmedizin muss man sich wohl über kleine Verbesserungen in Firmen freuen.
6. Welche Erfahrungen und Tipps im Umgang mit dem Pflegepersonal kannst du weiter geben?
Wir haben Assistentinnen, kein Pflegepersonal.
Bei uns reicht es wenn man einfach nett ist, wenn man etwas außer der Reihe möchte oder Fragen hat, freundlich fragen. Unterstützen wenn die Zeit da ist und auch den Kaffee selber nachkochen. Ansonsten machen unsere Assistentinnen ihre Arbeit selbständig und unterstützen mich und meinen Chef und halten uns den Rücken frei.
Wichtig ist, sich nicht unterbuttern zu lassen und eigene Grenzen wahren.
7. Wie geht man aus deiner Erfahrung geschickt mit den ärztlichen Kollegen aus dem Kreise der Assistenzärzte um? Welche Probleme können hier auftauchen?
Gegenseitig unterstützen ohne sich ausnutzen zu lassen. Zusammenhalt ist sehr wichtig, aber selten.
8. Chef- und Oberärzte als Vorgesetzte lassen sich leider nicht umgehen. Wie sind hier deine Erfahrungen im täglichen Umgang im positiven wie auch im negativen Sinne?
Gute Chefs sind schwer zu finden. Die meisten haben eine eigene Agenda und sind nicht da gelandet wo sie sind, weil sie lieb und nett sind.
Betont flache Hierarchien sind meist alles andere als das.
Bei uns im Zentrum gibt es nur mich und meinen Chef. Hab Glück gehabt und die Chemie stimmt.
9. Wie spielt sich konkret die Weiterbildung ab: arbeitest du einfach nur oder gibt es Unterricht durch Ober- und Chefärzte, um den Anforderungen der Weiterbildungsordnung gerecht zu werden? Führst du ein Nachweisheft zur Weiterbildung? Fühlst du dich gut betreut?
Überwiegend learning by doing. Mein Chef hat aber auch schon Firmen- und Baustellungenbegehungen mit mir organisiert. Ich bekomme zwischendurch immer wieder Tipps oder spannende Fälle/auffällige Befunde gezeigt. Regelmäßig Röntgendemo. Und ich kann meinen Chef immer fragen wenn ich was nicht weiss oder nicht einschätzen kann.
Ansonsten haben wir immer wieder zentrumsübergreifend Fortbildungen. Und die 6x1,5 Wochen Weiterbildungskurs sind eh Pflicht.
Kein Nachweisheft- die Zahlen sind übersichtlich und gut erreichbar.
10. Was sind aus deiner Sicht die Vorteile deines Fachgebietes im Vergleich zu anderen Fachrichtungen? Und andersherum: wo liegen die Nachteile des Gebietes, die man in Kauf nehmen muss?
Vorteile: Weitgehend geregelte Arbeitszeiten, wenig Überstunden, keine Wochenenden, keine Nächte. Im Notfall können Termine verschoben werden. Viel Zeit für Beratung. Präventives Arbeiten. Beim passenden Arbeitgeber viele Freiheiten.
Nachteile: Fahrtätigkeit und Außendienst- ok, das bringt etwas Abwechslung. Keine kurative Tätigkeit. Erfolge sind meist langfristig und subtil. Arbeitsmedizin ist für einige Firmen lästige Notwendigkeit. 6 qualitativ schlechte, aber teuere Kurse in vollzeit erforderlich. In die gesetzlichen Regelungen muss man sich nach und nach einfuchsen.
Arbeitsbedingungen extrem abhängig vom Arbeitgeber. Vor allem in der Weiterbildung.
11. Wie beurteilst du die Chancen im Hinblick auf deine weitere Karriere nach der Facharztprüfung? Möchtest du eine Kliniklaufbahn anstreben oder dich niederlassen bzw. was hast du vor und wie sieht es dabei speziell für dein Fachgebiet aus?
Ich werde wohl bei meinem Arbeitgeber bleiben.
Jede Menge Möglichkeiten sobald man den Facharzt hat.
12. Stress, Überstunden und lange bzw. häufige Dienste gehören leider immer noch zum Berufsalltag. Fühlst du dich häufig gestresst, machst du viele Überstunden oder schiebst häufig Dienste oder geht es bei dir eher locker zu? Wie gehst du persönlich mit Stress und derartigen Belastungen um?
Sehr entspannt. Keine Dienste, elektronische Zeiterfassung, Ausgleich der Überstunden. Überstunden fallen manchmal punktuell an. Arbeitsaufkommen saisonabhängig.
13. Auch die Familie darf nicht zu kurz kommen: findest du als Vater oder Mutter Betreuungsangebote für eigenen Nachwuchs oder sonstige Unterstützung für ärztliche Eltern im Berufsleben? Wenn ja, welche? Falls es keine gibt: was konkret könnte dir helfen?
Viele Kolleginnen arbeiten in Teilzeit. Gleitzeit je nach Organisation des Zentrums. Teilweise Konflikte mit Außendienst.
Betreuungsangebote gibt es in den normalen Zentren keine. Im Notfall ist eine Freistellung einfacher als in anderen Fachrichtungen.
14. Was möchtest du angehenden Assistenzärzten oder ärztlichen Kollegen als deine zwei wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben?
Puh- schwer zu sagen: Findet eure Nische. Lasst euch nicht unterbuttern.
15. Heute nochmals vor deine Berufswahl gestellt: würdest du noch einmal den Beruf des Arztes wählen?
Auch schwer zu sagen. Aktuell ja. Aber der Weg dahin war hart.
This above all: to thine own self be true,
And it must follow, as the night the day,
Thou canst not then be false to any man.
Hamlet, Act I, Scene 3