Status 2 - Die Rettungswache

[jatina]

Aber momentan nerven mich solche Beispiele einfach nur.
Gestern auch wieder: warum muss ein 95j Patient, der einfach alt ist und final im Bett liegt, GEGEN den Rat des HA, des NA, des gesamten Rettungsdienst vor Ort (KTW / RTW) doch noch ins KH gefahren werden um ein paar Stunden länger zu leiden? Warum darf man nicht einfach zu Hause in vertrauter Umgebung, bei vertrauten Menschen sterben??? Naja, wat willste machen, wenn der Betreuer drauf besteht und in rechtlich einwandfreier Position dasteht? Also einladen und in die Klinik und bitte im Fall des Falles KEINE CPR! Einfache lebensverlängernde Maßnahmen wie Infusionen und dergleichen ja, aber es gibt ja eine Patientenverfügung...

Bei sowas kommt mir auch immer das . Manche Betreuer haben offenbar das Ansinnen "blütenrein" dazustehen i.S. von "Ich als Betreuer habe ALLES getan.". Ob es Sinn macht oder dem Patientin gut tut ist da oft sekundär. Wir hatten neulich eine gerontopsychiatrische Patientin, uralt, Zustand nach Apoplex, hemipleg, völlig dement. Ganz frisch eine Betreuerin bekommen, die allen Ernstes forderte das Maximalmedizin betrieben wird falls die Dame z.B. einen Herzstillstand erleidet. Neee- ist klar. Ist zum Glück nicht passiert..........so osteoporotisch wie die kleine süße Omi war hätte sie hinterher einen komplett zerdetschten Brustkorb gehabt, von allen weiteren Unschönheiten bzw. fieser Prognose mal ganz ab.

[Zoidberg]

die Indikation zur Reanimation stellt immer noch der Arzt, da kann der Betreuer sonst was fordern.

[Sebastian1]

Das ist richtig, aber wenn du als Notarzt dazu kommst und eine Reasituation da ist, dann kann man entweder anfangen oder es sein lassen. Und wenn dir dann ein Betreuer/Angehöriger sagt, es solle alles gemacht werden, dann hast du in dieser konkreten Situation zu wenig Informationen, um dich dem - dich selbst rechtlich auf sicherem Gebiet bewegend - zu widersetzen. Den Sinn lassen wir mal aussen vor.

Anders, wenn der Patient im Krankenhaus ist, da kann ein Betreuer sonst was fordern, da hat man ja meist vorher einen Verlauf und die Gelegenheit zur ausführlichen Evaluation. Wenn man dann zu dem Schluß kommt, dass etwaige Maßnahmen entgegen Angehörigenwunsch keinen Sinn mehr machen, dann steht das auf wesentlich stärkeren Beinen.

Letzte Woche dieselbe Situation auf ITS: Pat. kommt aus dem Heim, >90 Jahre alt, aus dem Bett gefallen, ICB, letztlich eingeklemmt und verstorben, und da haben wir es entgegen Betreuerwunsch sein lassen, weil es beim Einklemmen und der Gesamtkonstellation eh keinen Sinn gemacht hätte. Wäre sie im Heim asystol geworden, ohne dass ich die ICB vorher weiss... usw.

[GOMER]

Sa ma Brutus: So oft wie ich hier Beiträge von Dir lese, machst Du nur Notarztdienst?

[emergency doc]

Muß man da nicht doch insistieren? Was ist, wenn er wenige Stunden später doch tot ist? Polizei oder psychiatrischen Dienst einschalten?
Beim Notarztkurs haben wir solche Fälle durchgesprochen, geschilderte Patienten erschienen *wie immer*, waren wenige Stunden später halt aber eben doch verstorben. Und dann gabs Post von der Staatsanwaltschaft.

Ich frag mal ganz naiv. In der Realität ist mir das noch nicht untergekommen.

Bitte, soll die Staatsanwaltschaft mir doch Post schicken. Das wird in der Regel eine Aufforderung zu einer Stellungnahme sein, die ich dann unter Zuhilfenahme meiner Einsatzdokumentation anfertige. Das sollte dann reichen...
Und selbstverständlich muss man insistieren, kann dies aber nicht gegen den ausdrücklich geäußerten Willen des Patienten durchsetzen. Freiheit ist nicht umsonst ein sehr hohes Gut.