Hallo liebe Schamanen,
achtung ein Roman
Wir sind als niedergelassene Pädiater ja nun in der Pflicht der Vorsorgeuntersuchung fürs Sehen. Uns ist klar, dass es besser wäre, wenn diese Untersuchung als Screening beim Augenarzt liegen würde, aber so ist es halt leider nicht. Wir haben vor Ort keine Augenarztpraxis, die sich um kleine Kinder kümmert und schon gar keine mit Orthoptistinnen. Erlebnis letztens: 12 Monate alter Junge wechselt Kinderarzt zu uns. Mir fällt beim ersten Kontakt Einwärtsschielen links auf. Die Mutter sagt, dass auch der vorherige Kinderarzt das festgestellt und auch mit dem Plusoptixgerät (das wir uns bisher nicht leisten konnten) gesehen hat. Dieser hat zum Augenarzt überwiesen. Dazu kommt einseitige Ambylopie beim Vater und viele Strabismus-Fälle in der väterlichen Familie inkl. Schiel-OPs. Dann ruft die Mutter bei der Augenarztpraxis an und will einen Termin vereinbaren. Dort wird ihr gesagt, dass das Kind zu jung sei und sie in 1-2 Jahren erst kommen soll. Das nimmt die Mutter so hin, da sie es halt nicht besser weiß.
Die einzige Praxis mit Orthoptistinnen in Reichweite ist ne halbe STunde Autofahrt entfernt und nimmt gerade niemand neuen auf, da sie einfach total voll sind. Die Sehschule der Uniklinik hat unendliche Wartezeiten, aber dahin überweise ich dann natürlich.
Wir brauchen nun einfach eine gute Vordiagnostik, um nicht jeden schicken zu müssen. Und dann auch handfeste Sachen, die auf der ÜW drauf stehen, damit klar ist, dass da schon einiges auffällig ist.
Bei Praxisübernahme erfolgte der erste Sehtest mit 5 Jahren, eine Sehtafel mit Bildern für 5 m in einem Raum mit 3 m Länge, was wir leider erst jetzt bemerkt haben. Irgendwie hinterfragt man halt nicht alles, was jahrzehntelang geklappt hat.
Wir haben jetzt den Lea-Fern-Test für 3 m Testentfernung angeschafft und unsere Arzthelferinnen üben gerade sehr engagiert. Ziel wäre es, ihn ab der U7 mit 2 Jahren einzusetzen, aber erstmal Zwischenziel ist die U7a mit 3 Jahren. Außerdem haben wir Lang 1 als Stereotest, den sie schon gut ab 3 Jahren einsetzen, nun auch mit 2 Jahren begonnen haben. Ab 5 Jahren haben wir noch Farbtafeln dazu, leider mit Zahlen und nicht mit Bildern, sodass es mit 4 Jahren nicht gut klappt. Da müssen wir auch nochmal investieren.
Unsere ärztliche Untersuchung beschränkte sich bisher auf den Hirschberg-Test und halt Beobachten, wie das Kind Sachen verfolgt, Kopf dreht und hält, kleine Sachen greift, usw.
Wir haben nun ein Ophthalmoskop, mit dem wir nur leider nicht gelernt haben umzugehen. Auf einer Fortbildung zu Augenheilkunde in der kinderärztlichen Praxis hatten wir leider einen schlechten Vortragenden, der ziemlich chaotisch verschiedene Tests dargestellt hat, die aber zum großen Teil wirklich spezielle Orthoptistinnen-Tests waren und von denen er auch gar nicht so richtig viel aus der Durchführung wusste.
Er sagte, der Brückner-Test sollte aus 2 m Entfernung gemacht werden. Ich finde aber auch im Netz Beschreibungen, dass es aus 20cm, 40 cm, 1 m, 2m und 3m gemacht werden soll. Was sehe ich mit den unterschiedlichen Entfernungen? Wir finden, es blendet schon arg, sodass wir befürchten, dass die Kinder nicht lange hinschauen. Wir haben auch Sorge, dass es lange dauert, bis wir unterschiedliche Farben überhaupt erkennen. Dass wir pathologisches nicht erkennen oder alles pathologisch finden.
Dazu wollen wir den Abdecktest üben, auch mit dem Ophthalmoskop, weil das gut für kleine Kinder geeignet wäre. Ist das so? Wir müssen halt auch erstmal lernen, zu erkennen, wie diese Einstellbewegungen aussehen. Wir kennen alles nur theoretisch.
Was haltet Ihr davon? Fehlt was wichtiges, ist was Quatsch bei uns angesiedelt? Können wir uns das überhaupt selbst beibringen?
LG
Annekii