Esketamin und Benzodiazepin

[Rettungstiger]

Hatten mal ne Patientin mit V.a. Hüftfraktur nach Pferdetritt (hat so richtig schön geknirscht). Trotz mehrmaligen Erwähnen des Hauptamtlichen RA, der Patientin vor dem Ketanest-S noch eine Dormicum zu gewähren, tat der NA (wohlgemerkt kein Anästhesist) das mit der Begründung ab: "das ist doch eh das neue Ketanest, das macht nichts!"
Die (etwa 30jährige)Patientin stammelte die ganze Zeit irgendwelche Satzfetzen, mit weitaufgerissenen Augen blickte sie angsterfüllt von einer Ecke des RTW zur anderen und auf meinen HA, den NA und mich (bitte keine blöden Kommentare ) und als dann während der Fahrt die Wirkung nachließ war sie den Tränen nahe und erzählte irgendetwas von Dämonen und häßlichen Fratzen. Die war fix und fertig. Mit dem A......NA haben wir dann kein Wort mehr geredet. Die hätte ihn auf Schmerzensgeld verklagen sollen!!!

Ich finde Ketamin ohne Benzodiazpin sollte nur angewendet werden, wenn eine Narkose/Schmerzbekämpfung notwendig ist und aufgrund scherster Einklemmung gleichzeitig keine Sicherung der Atemwege durchgeführt werden kann.

Aber ich bin ja nur ein Drecksehrenamtlicher RDH

[hypophysis]

Hallo Leute!

Ich hab mal vor ein paar Jahren interessehalber 250 mg Keta (nicht S-Keta) getrocknet und geschnupft (i.v. oder i.m. wären mir dann doch zu krass gewesen).
Der Trip ist absolut abartig... im onset ändert sich zunächst die Geometrie des Raumes und alles wirkt irgendwie surreal, dann mit zunehmender Wirkstärke wird man von seinem Körper getrennt. Es ist einem zwar noch irgendwie bewusst, dass man auf einem Bett liegt aber dass ist zu diesem Zeitpunkt unerheblich.
Die dann folgenden Erlebnisse sind mit Worten kaum auszudrücken, man ist irgendwie im Hyperspace unterwegs, erlebt Fragmente seines bisherigen Lebens hat sehr seltsame Halluzinationen die als absolut real empfunden werden, aber nichts mit der normalen Raumzeit wie man sie kennt zu tun haben, teilweise sehr Bedeutungsschwanger und kompliziert. Am Höhepunkt ist man absolut in einer völlig anderen Welt gefangen, eine Körperwahrnehmung existiert zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Irgendwann mit abklingender Wirkung öffnet man zum ersten mal wieder die Augen und betrachten seinen Körper, alles fühlt sich fremdartig an und lässt sich nur mit Mühe bewegen. Man wundert sich, dass man zwar seine Hand nach Wunsch bewegen, aber z.B. kaum ein Glas aufnehmen kann, da taktile (und Schmerz-) Reize kaum ünermittelt werden.
Nach und nach kehrt die Kontrolle über die Körperfunktionen zurück und man wird sich langsam bewusst, was man in den letzten ca. 30 Minuten erlebt hat (subjektiv, falls sich das Zeitgefühl überhaupt ausdrücken lässt müssen es Stunden gewesen sein). Nachher ist man irgendwie ausgelaugt und erschöpft, die Residualwirkung hält noch ein paar Stunden an, aber die Akutwirkung ist ca. 15 Minuten nach dem Augenöffnen (bzw. wahrscheinlich hat man sie wie die Pat. sonst auch, die ganze Zeit offen gehabt) abgeklungen und man kann wieder normal kommunizieren.

Der Trip hat mich wochenlang beschäftigt, einen Horror hatte ich aber nicht davon.

Um es nochmal kurz zu sagen - Vergesst all den Scheiss vonwegen "Aufwachreaktion" und "Albträume". Ketamin ist ein höchstpotentes Halluzinogen und muss bei darauf unvorbereiteten Patienten unbeding (!!!) mit ausreichend Benzo, besser auch noch Propofol kombinert werden um die Halluzinationen ihrer Bedeutung zu berauben. Der Patient erlebt dann alles als zwar seltsam aber mit der typischen Dormicum Gleichgültigkeit, oder besser noch hat eine totale Amnesie.

Nach solch einem Selbstversuch sieht man das Zeug mit anderen Augen und kann über den Beipackzettel und die üblichen Veröffentlichungen nur lachen.

MfG

hypophysis

[RS-USER-DocMezzoMix]

Nur Mut zu Selbstversuchen....
Kenn da eine Story über einen Intensiv- Oberarzt hier aus der Ecke der nach einem kleinen Selbstversuch die Kästchen der Decke der eigenen Station zählt...zumindest starrt er da die ganze Zeit hin

Wäre mit sowas Vorsichtig, zumindest wäre es nicht Verkehrt bei sowas jemanden in der Nähe zu haben der intervenieren kann, falls was schiefgeht.

[hypophysis]

Wohl wahr, dass sowas auch in die Hose gehen könnte.
Hatte aber nicht so grosse Angst davor, da es sich ja um ein zugelassenes Medikament handelt dass bereits an zigtausend Patienten (gerade wegen seiner grossen Sicherheit) angewendet wurde. Mich hatten halt gerade die sonst unter so verniedlichenden Namen wie "Aufwachreaktion" bekannten psychomimetischen Wirkungen interessiert.
Ich bezweifle, dass dieses Medikament zugelassen wäre wenn regelmässig Patienten auf dem Trip hängenbleiben würden. Und das obwohl das Setting bei bestimmungsmässiger Anwendung (Stress, Schmerzen, Angst) doch eher ungünstig für ein solch potentes Halluzinogen ist.

hypophysis

[RS-USER-DocMezzoMix]

Du wärst auch nicht der erste, der nach nem Halluzinogen aus dem Fenster "fliegt" oder sich selber die Augen auskratzt....
Aber ich bin nicht deine Mutter, von daher "Viel Spaß"